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„Sieg für alle Frauen“: #MeToo schlägt Bill Cosby vor Gericht

„Sieg für alle Frauen“: #MeToo schlägt Bill Cosby vor Gericht

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Belästigung, Nötigung, sogar Vergewaltigung: Mehr als 60 Frauen haben in den vergangenen Jahren Anschuldigungen gegen Bill Cosby erhoben. Einige von ihnen sitzen im Saal A des Gerichts in Norristown im US-Bundesstaat Pennsylvania, als am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) das Urteil gegen den Entertainer verkündet wird. Schuldig der schweren sexuellen Nötigung, in allen drei Anklagepunkten. Seufzer und Schluchzen der Erleichterung von den Zuschauerbänken.

«Das ist nicht nur ein Sieg für alle von uns 62 öffentlich bekannte Cosby-Opfer», sagt Lili Bernard danach der New York Times. «Es ist auch ein Sieg für alle Frauen und alle Opfer sexueller Übergriffe.» In dem Prozess, der wegen einer unentschiedenen Jury beim ersten Mal nun neu aufgelegt worden war, ging es nur um einen Fall: Die Jury sieht es als erwiesen an, dass Cosby 2005 die damalige Universitätsangestellte Andrea Constand mit Tabletten gefügig machte und dann begrapschte. Die meisten anderen Vorwürfe gegen Cosby sind strafrechtlich bereits verjährt.

Ein kultureller Bewusstseinswandel

Aber die Wirkung des Urteils geht weit über diesen einen Fall hinaus. Auch wenn das Verfahren lange vor Aufkommen der #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Belästigung von Frauen im vergangenen Jahr gestartet wurde, sehen die Vertreter der Bewegung es als ihren ersten großen Sieg an.

Amerikas einstiger Vorzeige-Fernsehpapa ist zum verurteilen Sexualstraftäter hinabgesunken. «Cosby ist schuldig. Es tut mir leid, wenn ihr eine Lüge geliebt habt», schreibt Schauspielerin Rose McGowan, die mit ihren öffentlichen Anschuldigungen gegen Hollywood-Produzent Harvey Weinstein die #MeToo-Bewegung mit ins Rollen brachte, beim Kurznachrichtendienst Twitter. «Danke, Gesellschaft, dass du aufgewacht bist.»

#MeToo habe bei dem neu aufgerollten Prozess definitiv eine Rolle gespielt, sagt Jura-Professorin Deborah Rhode von der Stanford-Universität. «Meiner Meinung nach ist das die Bestätigung eines kulturellen Bewusstseinswandels, der sich im vergangenen Jahr aus der #MeToo-Bewegung heraus entwickelt hat. Anschuldigungen, die einst mit mehr Skepsis gesehen wurden, wird jetzt eher geglaubt.»

Es droht eine lange Haftstrafe

Für alle Opfer sexueller Übergriffe sei das eine große Erleichterung. «Ich glaube, dass jetzt mehr Menschen ihre Geschichten öffentlich erzählen werden. Sie werden mehr Zuversicht haben, dass ihnen geglaubt wird.» Auch die Justizbehörden würden wohl mehr solcher Fälle angehen.

Cosby bleibt zunächst gegen eine Kaution von einer Million Dollar auf freiem Fuß, muss aber seinen Pass abgeben und darf sein nur wenige Kilometer vom Gericht entferntes Anwesen nicht verlassen. Außerdem muss er alle Gerichtskosten beider Prozesse übernehmen. Dem 80 Jahre alten Entertainer droht eine lange Haftstrafe, er könnte den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen.

Der frühere Star der weltweit erfolgreichen «Bill Cosby Show», der bis zuletzt auf einen Freispruch und die Fortsetzung seiner Karriere gehofft hatte, äußerte sich zunächst nicht zu dem Urteil. Sein Anwalt Thomas Mesereau kündigt aber Revision an. «Wir sind sehr enttäuscht von dem Urteil. Wir denken nicht, dass Herr Cosby sich etwas zuschulden kommen lassen hat, und der Kampf wird weitergehen.»