Die aktuellen Krisen zeigen, dass Klimaschutz auf allen Verwaltungsebenen nötig ist. Eine Energiewende soll nicht nur von den Regierungen, sondern auch den Gemeinden angestrebt werden. Auch die Luxemburger Gemeinden haben dieses Jahr ihren Teil dazu beigetragen. Sechs Gemeinden aus Luxemburg erhielten eine goldene Auszeichnung für ihr Engagement in der Klima- und Energiepolitik: Esch, Beckerich, Tandel, Putscheid, Parc Hosingen und Clerf.
Insgesamt 18 Nationen mit mehr als 1.700 Gemeinden und 70 Millionen Bürgern haben sich beworben, wovon 71 europäische Kommunen ausgezeichnet wurden. Ausgezeichnet werden nur jene Kandidaten, die mehr als 50 Prozent aller möglichen Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, zur Versorgung mit erneuerbaren Energien und zum Klimaschutz umsetzen. Schafft es eine Gemeinde, sogar mehr als 75 Prozent umzusetzen, dann wird sie mit Gold ausgezeichnet. 13 der anwesenden Gemeinden wurden zum ersten Mal mit dem Gold Award ausgezeichnet.
„Der European Energy Award zeigt, was Gemeinden in Sachen Klimaschutz und Energiewende leisten können“, äußert die Präsidenten des EEA, Gudrun Heute-Bluhm, in einer Pressemitteilung vom Freitag. Klimaneutralität könne in Europa nämlich nur auf kommunaler Ebene erreicht werden, so die Präsidentin des EEA.

Tandel erhält Bestnote in Luxemburg
Die verschiedenen Kriterien zur Bewertung der Gemeinden werden auf der Internetseite des „European Energy Award“ genannt: Entwicklung und Raumplanungsstrategie, kommunale Gebäude und Einrichtungen, Ver- und Entsorgung, Mobilität, interne Organisation und Kommunikation. Für jeden dieser Punkte wird eine Bewertung in Prozenten von 0 bis 100 abgegeben und anschließend ein Durchschnitt ermittelt. Tandel lag dieses Jahr vorne mit einer Bewertung von 87,4 Prozent, gefolgt von Putscheid (85,7 Prozent), Parc Hosingen (85,5 Prozent), Esch (84,5 Prozent), Clerf (83,2 Prozent) und Beckerich (81 Prozent).
Die Gemeinde Tandel freut sich über die diesjährige Bestnote. „Die Auszeichnung bedeutet uns natürlich viel. Sie bestätigt die ganze Arbeit, die wir in den letzten Jahren geleistet haben und zeigt, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden“, sagt David Lorang, Sprecher der Gemeinde für die Projekte des Klimapaktes, gegenüber dem Tageblatt. Das Resultat: dreimal Gold und einmal Silber in den letzten Jahren.
Der frühe Vogel fängt den Wurm, so auch in der Klimapolitik: „Unser Vorteil war, dass wir bereits sehr früh mit unseren Energiemaßnahmen angefangen haben, als noch nicht über den Klimapakt gesprochen wurde“, so Lorang. Die Pionierarbeit leistete die Gemeinde im Zusammenhang mit Hackschnitzel-Anlagen. In Tandel entstand eine erste Anlage, durch die eine Schule, eine Kinderbetreuungseinrichtung und eine technische Halle geheizt wurden. Durch das Fernwärmenetz könne auch in Fouhren das Gemeindegebäude beheizt werden. Sogar manche Privathaushalte seien mit dem Netz verbunden und bräuchten keine eigene Heizung.
Die geografische Lage der Gemeinde bietet erhebliche Vorteile: „Wir haben viel Wald und unsere Waldarbeiter können das Hackschnitzel lokal herstellen“, erklärt Lorang. Hackschnitzel sei allerdings nicht das einzige Projekt der Gemeinde. Vor kurzem wurde in Bastendorf gemeinsam mit der Gemeinde Vianden eine Windmühle fertiggestellt. Schon bald solle auch diese in Betrieb gesetzt werden. Darüber hinaus setzt die Gemeinde auf umweltbewusste Techniken, wie Fotovoltaikanlagen, Solarenergie, Eisspeicher, LED-Lichter auf den Straßen und einen „Bummelbus“, durch den besonders ältere Leute auf ein eigenes Auto verzichten können.
David Lorang beschäftigt sich selbst mit den Statistiken und Daten, was den Klimaschutz in der Gemeinde betrifft. „Durch unsere Mitgliedschaft im Syndikat ‚Naturpark Our‘ erhalten wir die nötige Hilfe, um Dokumente und Daten zu sammeln, damit wir gut im Klimapakt abschneiden. Zusätzlich haben wir mit dem Syndikat ein Projekt, durch den private Haushalte neben der staatlichen Hilfe auch finanzielle Unterstützung von der Gemeinde erhalten können, sollten sie sich für klimafreundliche Umbauten entscheiden“, so Lorang. Nicht nur die Gemeindegebäude sollen ihren Teil beitragen, sondern auch die privaten Haushalte sollen unterstützt werden. „Somit können die Gemeinde und auch die Bürger beim Klimaschutz mithelfen“, sagt der Gemeindesprecher für den Klimapakt.
29 Gemeinden wurden ausgezeichnet
Im Großherzogtum wurden am Donnerstag insgesamt 29 Gemeinden aus Österreich, Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Liechtenstein und Luxemburg in Anwesenheit von Luxemburgs Ministerin für Umwelt, Joëlle Welfring, und dem Minister für Energie, Claude Turmes (beide „déi gréng“), sowie der EEA-Präsidentin mit der „European Energy Award Gold“-Auszeichnung geehrt.
„BENU Village“ und „Op Herbett“
Das Projekt „BENU“ in Esch ist ein innovatives Upcyclingdorf, das sich einer sozio-ökologischen Kreislaufwirtschaft verschreibt. Hier sollen künftig zahlreiche Leistungen wie lokales innovatives Essen oder sozialverantwortliche Kleiderherstellung und -verkauf angeboten werden.
„Op Herbett“ ist ein neues Gewerbegebiet zwischen Schifflingen und Foetz. Zahlreiche kleine und mittelständische Unternehmen sollen in den nächsten Jahren dort angesiedelt werden.
„Die Gemeinden sind wichtige Akteure der Energiewende. Die aktuelle Krise zeigt uns, dass alle Anstrengungen im Bereich der Energieeffizienz, der erneuerbaren Energien und der Begrünung von Städten und Dörfern bereits heute helfen, den Klimaschutz zu erhöhen, unsere Städte und Dörfer bewohnbarer zu machen und die Energiekosten zu senken. Wir müssen also auf diesem Weg weitergehen und unsere Gemeinden bei ihrem Engagement für den Klimaschutz unterstützen“, sagt Turmes in der Pressemitteilung.
Im Vorfeld der Verleihung wurden für die rund 160 Teilnehmer weitere Workshops zu den Themen Klimaneutralität, Herausforderungen der Energiekrise für Gemeinden, nachhaltige Mobilität und Kreislaufwirtschaft organisiert. Zudem konnten die Anwesenden an einer Besichtigung des „BENU Village“ in Esch und des Gewerbegebiets „Op Herbett“ in Schifflingen teilnehmen. Beide dienten als „Best Practice“-Beispiele für die anwesenden Gemeinden.
Weitere Infos zum European Energy Award und den diesjährigen Gewinnern finden Sie auf der Internetseite www.european-energy-award.org.
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