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„Sie zerstörten alles“Schwere Ausschreitungen im Westjordanland nach Tötung zweier Israelis

„Sie zerstörten alles“ / Schwere Ausschreitungen im Westjordanland nach Tötung zweier Israelis
„Das ist nicht unsere Art“: Verbrannte Autos und Wohngebäude in Huwara Foto: AFP/Ronaldo Schemidt

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Nach den tödlichen Unruhen im Westjordanland am Sonntag wächst die Furcht vor weiterer Gewalt in den von Israel besetzten palästinensischen Gebieten.

Verkohlte Häuser, ausgebrannte Autos, eingeschlagene Fensterscheiben: Einen Tag nach der Tötung zweier Israelis im Westjordanland ist das Ausmaß der darauf folgenden Ausschreitungen israelischer Siedler im Palästinenser-Ort Huwara deutlich geworden. Nach Angaben des Palästinensischen Roten Kreuzes wurden bei den Racheakten israelischer Siedler am Sonntagabend hunderte Palästinenser verletzt. Ein Palästinenser wurde bei Zusammenstößen in der Nähe getötet. 

Bei den Ausschreitungen am Sonntagabend war nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums ein 37-jähriger Palästinenser in dem Dorf Saatara nahe der Stadt Nablus erschossen worden. Demnach geschah dies bei einem Angriff israelischer Soldaten und Siedler auf den Ort.

Zuvor waren zwei junge israelische Siedler – Brüder im Alter von 20 und 22 Jahren – am Sonntag in Huwara in ihrem Auto durch Schüsse tödlich verletzt worden. Die israelische Regierung sprach von einem „terroristischen palästinensischen Angriff“.

Bei den anschließenden Ausschreitungen steckten laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa Dutzende israelische Siedler mehrere Häuser von Palästinensern in Huwara in Brand. Ein Vertreter der Stadtverwaltung berichtete, dass 30 Häuser angezündet und beschädigt und mehr als 100 Autos in Brand gesteckt worden seien. Ein AFP-Fotograf sah Dutzende verkohlte Häuser, ausgebrannte Autos und eingeschlagene Fensterscheiben. Mehr als 350 Palästinenser wurden laut dem Palästinensischen Roten Halbmond verletzt, überwiegend durch Tränengas.

Gewalt trotz Verhandlungen

„Sie verbrannten die Autos und Häuser und zerstörten alles“, sagte Diaa Odeh, ein Bewohner von Huwara. „Immer wenn wir die Siedler zurückdrängen wollten, zielte die Armee mit Tränengas auf uns“, fügte der 25-Jährige hinzu.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief in einem Video zur Ruhe auf: „Selbst wenn das Blut kocht“, dürfe niemand „das Gesetz in die eigenen Hände nehmen.“ Der israelische Präsident Isaac Herzog verurteilte die Racheakte scharf. „Das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen, zu randalieren und Gewaltakte gegen Unschuldige zu begehen – das ist nicht unsere Art“, sagte er.

Die Gewalteskalation erfolgte, obwohl ranghohe Vertreter Israels und der Palästinenser am Sonntag zum ersten Mal seit Jahren zu einem Treffen in Jordanien zusammengekommen waren. Bei den „intensiven und offenen Gesprächen“ in der Hafenstadt Akaba am Roten Meer, an denen auch Vertreter Jordaniens, Ägyptens und der USA teilnahmen, vereinbarten beide Seiten laut einer gemeinsamen Erklärung, auf eine „Deeskalation“ hinzuwirken und „neue Gewalt zu verhindern“.

Das Treffen war nach einer monatelangen Serie gewaltsamer Zusammenstöße zwischen Palästinensern und der israelischen Armee vereinbart worden. (AFP)