Die CSV hat sich in Käerjeng die LSAP als Koalitionspartner ausgesucht. Das bestätigt Bürgermeister Michel Wolter am Dienstagmorgen gegenüber dem Tageblatt. „Wir sind uns bei den großen Themen einig – ich hatte am Montagabend ein sehr langes Gespräch mit Yves Cruchten. Wir haben uns alle Programmpunkte beider Parteien angeschaut und bei allen großen Punkten wurden wir uns einig“, sagt Wolter. Die beiden Mehrheitsparteien setzen sich am Donnerstag zu Koalitionsverhandlungen zusammen. „Das ist kein ‚Gepiddels’, wir werden am Donnerstag unser Programm festlegen“, sagt LSAP-Spitzenkandidat Yves Cruchten gegenüber dem Tageblatt. Nach den Verhandlungen müssen die Komitees der jeweiligen Parteien über die Koalition entscheiden.
Wolter und Cruchten sind sich einig: Wegen der Fragmentierung der Parteilandschaft sei es das Beste, wenn sich die beiden Mehrheitsparteien zusammenschließen. DP, „déi gréng“, ADR und Piraten haben jeweils einen Sitz. Die CSV ergatterte bei den Kommunalwahlen 37 Prozent der Stimmen und stellt damit weiterhin sieben Sitze im Käerjenger Gemeinderat. Die LSAP verlor einen Sitz. Mit insgesamt vier Mandaten konnten die Sozialisten also keinen Schöffenrat ohne die CSV auf die Beine stellen.
Die breite Mehrheit sorge dafür, dass vor allem größere Projekte schneller und ohne Probleme umgesetzt werden können. „Wenn ich mir anschaue, was in Käerjeng noch alles gemacht werden muss, dann ist es die beste Lösung, wenn sich die beiden großen Parteien einig werden und ein solides Programm für die nächsten sechs Jahre aufstellen“, sagt Cruchten.
„Gute Kompromisse“
Laut Wolter werden die Koalitionsverhandlungen am Donnerstag nicht lange dauern. „Wir haben in den vergangenen Jahren im Gemeinderat quasi alles zusammen gestimmt – nur das Budget wurde nicht von der Opposition getragen“, sagt der Bürgermeister. Die beiden Parteien seien sich über die großen Herausforderungen von Käerjeng einig. „Deswegen müssen wir jetzt auch nicht noch einmal 26 Stunden diskutieren – wir wissen, was wir machen, weil wir in den vergangenen Jahren schon immer extrem gut mit der Opposition zusammengearbeitet haben“, sagt Wolter.
Trotzdem deckt sich das Programm von CSV und LSAP nicht zu hundert Prozent. „Es gibt immer Sachen, bei denen man anderer Meinung ist, und die Kunst liegt darin, gute Kompromisse zu finden“, meint Cruchten am Dienstagmorgen. Der Politiker sagte vergangene Woche im Gespräch mit dem Tageblatt, dass die Infrastruktur für Kleinkinder „ziemlich schäbig“ sei. Das „Précoce“ in Küntzig reiche knapp aus für die Umgebung – das in Käerjeng sei seit der Eröffnung vor 20 Jahren zu klein. „Es ist eine Sache der Priorität und ich frage mich, ob es nicht auch eine Sache der Ideologie ist“, sagte der LSAP-Politiker vergangene Woche.
Auf die Gemeinde kommen laut Wolter sechs schwierige Jahre zu. Die 23 Millionen Euro, die 2012 durch die Fusion in die Kasse der Kommune geflossen sind, sind nach Abschluss etlicher Projekte nun aufgebraucht. „Wir müssen schauen, dass wir mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, das meiste umsetzen können“, sagt Wolter. Es sei nicht mehr möglich, alles zu machen. „Finanziell kommen wir in eine Situation, in der wir Entscheidungen treffen müssen – und vielleicht auch die großen Sachen nicht mehr machen können“, sagt der Bürgermeister.
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