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Stater BraderieSchnäppchenjagd bei sommerlichen Temperaturen

Stater Braderie / Schnäppchenjagd bei sommerlichen Temperaturen
Auf der Braderie geht es vor allem um Schnäppchen Foto : Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Die Hoffnung auf ein Schnäppchen, gepaart mit strahlendem Sommerwetter, zog am „Fouerméindeg“ wieder zahlreiche Besucher zur traditionellen Braderie in die Hauptstadt.

Ob es ein guter Tag gewesen ist, hat sich wohl erst gegen dessen Ende gezeigt. Wenigstens spielte das Wetter den Geschäftsleuten nach etlichen verregneten Sommertagen in die Karten, kletterte das Thermometer doch bei blauem Himmel bis auf 27 Grad. Die Einzigen, die sich nicht über das schöne Spätsommerwetter gefreut haben dürften, waren wohl die Regenschirmverkäufer in der Avenue de la Gare. Nur sehr wenige Interessierte ließen sich von den dortigen Angeboten locken, auch wenn für jeden Farbgeschmack etwas dabei war.

Schlechter Tag für Regenschirmverkäufer
Schlechter Tag für Regenschirmverkäufer Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Doch nicht nur gab es wenig Interessenten bei den Regenschirmen, insgesamt scheinen weit weniger Menschen im Bahnhofsviertel unterwegs gewesen zu sein. An diesem „Fouerméindeg“ waren zwar weit mehr potenzielle Kunden in den Straßen des Bahnhofsviertels unterwegs als an einem normalen Wochentag, doch nichts im Vergleich zu früheren Zeiten, als man sich mühsam einen Weg durch die zahlreichen Kauflustigen bahnen musste. Vereinzelt sah man zwar Menschengruppen, so wie vor einem bekannten Elektrofachladen, der es mittels eines Gewinnspiels fertigbrachte, dass es stets eine Warteschlange vor dem Geschäft gab.

Das fehlende Menschengewühl war vielleicht einerseits der schwindenden Kaufkraft geschuldet, andererseits aber sicher auch den leerstehenden Geschäftsräumen, sogar ein ehemals äußerst populäres Café in der „Al Avenue“ nahe der Kreuzung mit der rue de Bonnevoie steht mittlerweile leer. Die fehlenden Verkaufsstände vor den früheren Geschäften sorgten so wenigstens für Freiräume auf den Bürgersteigen. Unser subjektives Gefühl bekamen wir von anderer Seite bestätigt: „Es scheint noch relativ ruhig zu sein“, sagte uns eine Frau, obwohl es schon Mittag war. Ein Schnäppchen konnte sie allerdings machen: eine Markenhose für 30 Euro, dazu habe sie sich eine Grillwurst gegönnt. Letzteres war wohl (wie stets) einer der Artikel, die am meisten verkauft wurden.

Leerstand: ein immer häufigeres Bild in der „Al Avenue“
Leerstand: ein immer häufigeres Bild in der „Al Avenue“ Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Ein etwas anderes Bild bot sich in der Grand-rue, wo an einigen Stellen das übliche Gedränge richtiges Braderie-Feeling aufkommen ließ. Der Eindruck wurde uns vom Inhaber eines Lederwarenfachgeschäfts bestätigt: „Alles in allem sind doch viel Leute unterwegs, und es scheint gut zu laufen.“

Die Braderie sollte familienfreundlicher werden, hatte es auf der gemeinsamen Pressekonferenz der Gemeinde und des „Stater Geschäftsverband“ geheißen. Zu diesem Zweck wurden an einigen Stellen Spiele organisiert, wie z. B. auf dem Knuedler. Allerdings ließen sich bei unserem zweimaligen Vorbeischauen sehr wenige Jugendliche zu Basketball oder Fahrradfahren hinreißen. Lediglich einige Skateboardfahrer nutzten die für sie aufgestellten Rampen, ansonsten hielt sich der Spaß in Grenzen. Vielleicht waren die Bücher, die „Ernster“ zum Kilopreis von fünf Euro auf dem Platz verscherbelte, eine zu große Konkurrenz.

Politiker unterm Volk

Interessant war diese Ausgabe der Braderie hinsichtlich der kommenden Legislativwahlen. Der Wahlkampf hat offiziell vor wenigen Tagen begonnen, und so versuchten auch die Parteien ihre Ideen an den Mann und die Frau zu bringen. Auf der „Plëss“ wollten sich die LSAP und die neue Partei „Liberté – Fräiheet“ neben Tierschutzorganisationen und „Konsumenteschutz“ behaupten; in der rue Philippe II erklärte Premierminister Xavier Bettel höchstpersönlich potenziellen Wählern liberale Standpunkte; wenige Meter davon entfernt, in der avenue de la porte Neuve, war es Mobilitätsminister François Bausch mit seinen Parteifreunden, die für grüne Ideen warben; CSV und Piraten buhlten derweil in der Kapuzinergasse um Aufmerksamkeit.

Etwas allerdings blieb auch dieses Jahr unverändert: Das Angebot an „Iessen a Gedrénks“ war wie immer mehr als ausreichend.