EditorialSchifflingen ruft zur Stammzellspende auf – und rettet damit vielleicht mehr als ein Leben

Editorial / Schifflingen ruft zur Stammzellspende auf – und rettet damit vielleicht mehr als ein Leben
In Schifflingen hatten sich 816 Menschen als potenzielle Stammzellenspender registrieren lassen Foto: Editpress/Claude Lenert

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Enisa Musovic-Agovic wendet sich am 20. Januar 2020 zum ersten Mal an ihre Facebook-Freunde. Sie ist verzweifelt. Ihr Mann, Rizo Agovic, ist plötzlich an Leukämie erkrankt – ein passender Stammzellenspender wurde weder innerhalb der Familie noch in der weltweiten Datenbank gefunden. Um Rizos Chancen zu erhöhen, müssen sich mehr Menschen registrieren lassen.

Der Aufruf schlägt Wellen. Der Post wird 2.200-mal geteilt. Zusammen mit der Schifflinger Gemeinde, für die Rizo (LSAP) im Gemeinderat sitzt, und der „Association don de moëlle“ entsteht die Idee, eine Spendenaktion ins Leben zu rufen. Der Aufruf zur Registrierungsaktion in der Schifflinger Gemeinde, auf der in Großbuchstaben geschrieben steht „08. Februar 2020 – Rett e Liewen!“, wird über 19.000-mal angeklickt.

Die Aktion trägt Früchte. Hatten sich bereits aufgrund von Enisas Aufruf 200 Menschen in den verschiedenen Laboratorien des Landes registrieren lassen, kommen am 8. Februar noch 816 potenzielle Stammzellenspender hinzu. Es schließen sich noch weitere Vereine, Schulen, Gemeinden und Firmen an und rufen eigene Aktionen ins Leben. So viele Anfragen zur Organisation von Registrierungsaktionen habe das „Plooschter Projet“ schon lange nicht mehr gehabt, heißt es aus der asbl. Überhaupt habe ein Aufruf ihres Wissens noch nie so viel Resonanz bekommen.

Die Gemeinden Monnerich und Sanem hatten jeweils einen Aufruf gemacht, woraufhin sich insgesamt 88 potenzielle Stammzellenspender registrierten. Der Handball Esch organisierte auf Initiative des Escher Arztes Dr. Guy Müller eine Aktion in der Lallinger Sporthalle, bei der weitere 110 Registrierungen verzeichnet werden konnten. Zusammen mit kleineren Aktionen von Firmen konnten seit Anfang des Jahres über 1.400 neue potenzielle Stammzellenspender in die weltweite Datenbank aufgenommen werden.

Weitere Termine stehen an: unter anderem in den Gemeinden Dippach und Esch, im „Lycée technique de Lallange“ und im Düdelinger „Lycée Nic Biwer“. Es ist also mehr als wahrscheinlich, dass der Rekord an Registrierungen 2020 gebrochen wird: Hatten sich 2013, vor der Gründung des „Plooschter Projet“, landesweit 186 Personen registrieren lassen, waren es im Gründungsjahr 2014 bereits 1.031. Am meisten Menschen hatten sich 2018 einschreiben lassen – nämlich 2.789. Dies in einem ganzen Jahr. 2020 liegt die Zahl nach nicht einmal zwei Monaten bereits bei der Hälfte.

Das alles ist Rizo Agovics Mut zu verdanken. Und dem Mut all der Menschen, die sich registriert haben, denn wie eine potenzielle Spenderin es richtig ausdrückte: „Es gibt keinen Grund, es nicht zu tun.“ Rizo hat sich getraut, seinen Namen zu nennen, seine Geschichte zu erzählen und damit Empathie hervorzurufen. Die Menschen haben einen konkreten Grund, der sie dazu antreibt, helfen zu wollen.

Auch wenn die Chance, seinen genetischen Zwilling zu finden, bei eins zu einer Million liegt, hat Rizo durch seinen Schritt an die Öffentlichkeit die Wahrscheinlichkeit, den eigenen Retter zu finden, für weltweit Millionen an Blutkrebs erkrankte Menschen erhöht. Denn es muss nur der eine richtige dabei sein. Eine weitere potenzielle Spenderin sagte bei der Registrierungsaktion in Schifflingen: „Was, wenn ich es bin und ich bin nicht zur Registrierungsaktion gegangen?“

Joëlle
19. Februar 2020 - 23.14

Richtet ein Zelt auf mit Freibier und Musik danach und tausende werden herbeieilen.