Einmal mehr ist die hiesige Kulturszene in Trauer. Im Alter von 67 Jahren ist der Schauspieler, Regisseur und Fotograf Conny Scheel nach langer Krankheit gestorben.
„Ich mag die Verkleidung, physisch und auch psychologisch“, hat Conny Scheel in einem Interview über seine Berufswahl gesagt. Dabei hat der passionierte Theatermann eigentlich zeitlebens zwei unterschiedliche Berufe ausgeübt. Er war mit Leib und Seele Schauspieler. Weil er aber davon nicht leben konnte, war er auch Fotograf. Und auch diesen Beruf hat er mit Leidenschaft, mit großem Interesse am Thema und mit sehr viel Feinfühligkeit ausgeübt.
Die Schauspielerei wurde ihm gewissermaßen in die Wiege gelegt. Seine Großmutter und seine Mutter, die langjährige RTL-Moderatorin Haidy Jacobi, waren beide beim Theater, sein Vater war Pantomime. Er sei in der Garderobe des Stuttgarter Theaters aufgewachsen, hat er über sich selbst erzählt. Das Engagement der Mutter bei RTL hat ihn nach Luxemburg und zeitweilig auch vor das Mikrofon der „fröhlichen Wellen“ von Radio Luxemburg gebracht. Doch seine Liebe gehörte der Schauspielerei.
In Erinnerung bleiben wird er durch seine Rolle des Konrad Wackernagel an der Seite von Thierry van Werveke (als Johnny Chicago) in Andy Bauschs „Troublemaker“ im Jahr 1988 oder durch die Gestalt des Hartmut Keipes in Bauschs Zungenbrecher, dem „A Wopbopaloobop A Lopbamboom“, ein Jahr später.
Conny Scheel hat im Kasemattentheater gespielt und hat beim Cabarenert und bei den Makadammen Regie geführt. Weil er trotz dieser relativen Vielseitigkeit von seiner Leidenschaft nicht leben konnte, war er auch Fotograf. Es sei nicht immer einfach gewesen, von einer Rolle in die andere zu schlüpfen, definierte er diese Bipolarität.
Auch als Fotograf hat Scheel bleibende Eindrücke hinterlassen. Die Autorin dieser Zeilen kann sich an sehr emotionale Reportagen über Luxemburgs Burgen und Schlösser erinnern. Sie waren möglicherweise Grundstein für die langjährige Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz und der Mitarbeit und Gestaltung von zahlreichen Büchern über Architektur und Baukultur.
Der Zwiespalt zwischen Beruf und Berufung hatte Conny Scheel auch dazu geführt, Anfang der 1990er Jahre die „Onofhängeg Artistegewerkschaft Lëtzebuerg“ (OAGL) zu gründen, die er drei Jahre lang präsidierte. Hauptanliegen dieser Bewegung, der sich rund 90 Künstler angeschlossen hatten, war die offizielle Anerkennung des Schauspielerberufes, die den Mitgliedern eine gewisse soziale Sicherheit garantieren sollte. Die großen Hoffnungen, die mit dem Kulturjahr 1995 verknüpft waren, wurden nicht erfüllt.
Die OAGL wurde 1998 in den OGBL integriert. Ein Jahr später definierte erstmals ein Gesetz den Status der freiberuflichen Künstler und der Zeitarbeiter im Schauspielgewerbe. Einen dafür notwendigen Grundstein hat Conny Scheel gelegt. Auch wenn er heute eher als Künstler denn als Kämpfer in Erinnerung bleibt. (CW)
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