Sahra Wagenknecht kokettiert seit Monaten mit der Idee, eine neue Partei zu gründen – in Konkurrenz zur Linken. Mehrfach hat die ehemalige Co-Vorsitzende der Linke-Bundestagsfraktion erklärt, sie werde sich bis Jahresende entscheiden, ob sie das Projekt angehen werde – oder eben nicht. Noch im Juni hatte der Parteivorstand mit Blick auf die anhaltenden Störmanöver aus dem Wagenknecht-Lager auf die Verbindlichkeit demokratisch gefasster Beschlüsse in der Partei hingewiesen.
Doch Wagenknecht habe trotz mehrfacher Aufforderung nicht von der Idee einer Parteineugründung gelassen. Damit sei offensichtlich, dass sie nicht bereit sei, gemeinsam mit allen Genossinnen und Genossen in der Partei für eine starke Linke zu kämpfen und ihre demokratischen Verfahren zu respektieren. „Klar ist daher: Die Zukunft der Linken ist eine Zukunft ohne Sahra Wagenknecht“, hieß es unmissverständlich in dem Vorstandsbeschluss. Spätestens da war das Tischtuch zwischen dem Vorstand und der einstigen Linken-Ikone zerschnitten.
Nun will die Bild am Sonntag erfahren haben, dass eine Entscheidung gefallen sei: Wagenknecht werde ihre eigene Partei gründen. Das Blatt beruft sich dabei auf nicht näher benannte Vertraute der einstigen Frontfrau der Linken. Allerdings weiß die 54 Jahre alte Politikerin auch, was es heißt, eine neue Partei aufzubauen – mit Verbänden in 16 Bundesländern, mit einer Parteiorganisation, mit permanenten Reisen durch das gesamte Bundesgebiet. Ob sich Wagenknecht, die sich vor vier Jahren nach einem Burnout mehrere Monate aus der Politik zurückzog und den Co-Fraktionsvorsitz abgab, tatsächlich die Kärrnerarbeit einer Parteivorsitzenden antun will, gilt als höchst unwahrscheinlich. „Strukturen aufbauen, Organisation, 16 Landesverbände – das werde ich nicht leisten können“, zitiert sie jetzt das Boulevard-Blatt. Doch dann weiter: „Programmatisches entwickeln, eine Partei nach außen vertreten, für unsere Positionen werben – das kann ich, so fit bin ich allemal.“
Auf Platz drei der beliebtesten Politiker
Wagenknecht, aktuell auf Platz drei der beliebtesten deutschen Politiker hinter Verteidigungsminister Boris Pistorius und CSU-Chef Markus Söder, sorgt also wieder einmal für ein Ausrufezeichen – pünktlich vor diesem Montag, an dem die Linken-Chefs Janine Wissler und Martin Schirdewan das Wahlprogramm für die Europa-Wahl im kommenden Jahr vorstellen wollen. Womöglich tritt Wagenknecht bei der Europa-Wahl schon in Konkurrenz zur Linken an. Parteienforscher halten für möglich, dass sie mit einer links-konservativen Partei starken Zuspruch etwa bei Themen wie Migration und Arbeitsmarkt erhalten und dabei auch der rechten AfD viele Stimmen abjagen kann.
In der Bundestagsfraktion mit ihren 39 Abgeordneten geht längst das Gespenst einer Spaltung um, sollten Wagenknecht und Mitstreiter die Fraktion verlassen. Zuletzt war die eigentlich fällige Wahl einer neuen Fraktionsspitze auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Zuvor hatte Co-Fraktionschefin Amira Mohamed Ali, die zu den Wagenknecht-Unterstützern zählt, angekündigt, nicht mehr für den Spitzenposten zu kandidieren. Auch der langjährige Fraktionschef und Realpolitiker Dietmar Bartsch kündigte wenig später seinen Rückzug an – ein Entschluss, der schon lange festgestanden habe. Ob es noch zu einer Neuwahl der Fraktionsspitze kommt, muss offen bleiben. Denn: Verlassen mit Wagenknecht noch drei weitere oder mehr Abgeordnete die Linke, verliert die Fraktion ihren Status wie auch zahlreiche Rechte und schrumpft damit zur Gruppe im Bundestag.
Eine kluge, weitsichtige Frau mit vernünftigen Ansichten! Sie wird es schaffen, wünsche ich ihr.
Burnout? Hat das Oskarchen zu laut auf die Blechtrommel gehauen? Nein,aber das kommt davon wenn man gegen alles und jeden ist. Aber nur zu.Neben der Streitnudel Weidel von den Rechtsradikalen macht Wagenknecht die Reihe links unten zu.