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EditorialRetourkutsche: Die grün-schwarze Fehde geht munter weiter

Editorial / Retourkutsche: Die grün-schwarze Fehde geht munter weiter
Gerade mal 400 Euro Miete muss der Pfarrer in Ettelbrück der Gemeinde für dieses Haus zahlen Foto: Olivier Halmes

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Nach der Traversini-Affäre in Differdingen und dem Veruntreuungsskandal in Hesperingen, wo beide Male „déi gréng“ mit der CSV aneinandergerieten, geht die Fehde in die nächste Runde. Austragungsort ist diesmal Ettelbrück. In der grünen Ecke trat an Gemeinderat Abbes Jacoby, in der schwarzen Bürgermeister Jean-Paul Schaaf. Ursprung der Auseinandersetzung ist die Entscheidung des Gemeinderats vom 3. Juni, dem Pfarrer das „Paschtoueschhaus“ für 400 Euro Miete zu überlassen. Eine Summe, die man anderswo für ein Gartenhäuschen hinblättern muss – dabei ist das Pfarrhaus aber mit 220 Quadratmetern um einiges größer.

Wenn man sich vor Augen hält, dass gleichzeitig einer Familie in Ettelbrück eine 100 Quadratmeter große Gemeindewohnung für 1.200 Euro vermietet wurde, kann man nur zu einer Schlussfolgerung kommen: Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Und das verstößt dann gegen das in Artikel 1 der Verfassung verankerte Gleichheitsprinzip. Abbes Jacoby sah dies jedenfalls so und wandte sich zwecks Klarstellung an das Innenministerium. Dessen Antwort ist glasklar und weist auf den besagten Verfassungsartikel hin: „Il s’agit dans les deux cas d’une simple location d’un logement appartenant à la commune à une personne physique de droit commun.“

Logische Schlussfolgerung: Beide Mieter müssen gleich behandelt werden, was nicht der Fall ist: 1,80 Euro pro Quadratmeter für den Pfarrer, 12 Euro für die besagte Familie. Bürgermeister Schaaf hatte argumentiert, seitdem die Gemeinden nicht mehr für die Unterkünfte der Pfarrer aufkommen müssen, habe man sich an den üblichen Mieten für Dienstwohnungen orientiert. Der Haken dabei ist jedoch: Es besteht kein Arbeitsverhältnis zwischen dem Pfarrer und der Gemeinde, das dies rechtfertigt. Zwar könnte die Gemeinde verschiedene Mieten festlegen, doch müssten die Bedingungen für jedermann gleich sein, schreibt das Innenministerium. Da es keinen objektiven Grund gibt, den Pfarrer bevorzugt zu behandeln, muss man sich fragen, warum es doch getan wurde. (Warum die LSAP, Koalitionspartner der CSV in Ettelbrück, und die oppositionelle DP dieses Spiel stillschweigend hinnehmen, ist genauso fragwürdig.)

In der Gemeinderatssitzung vom 21. Oktober sprach Jacoby offen den Verdacht eines Amigo-Gefallens aus: Der Pfarrer soll der CSV Wahlkampfhilfe geleistet haben und die günstige Miete sei der Dank. Ist dies wahr, so ist es ein ausgewachsener Skandal, der dem des Gartenhäuschens in nichts nachsteht. Die niedrige Miete für den Pfarrer ist nicht zu rechtfertigen, sie zeigt nur, dass im Norden noch den Zeiten nachgetrauert wird, wo die Allgemeinheit für die Kirche zahlen musste. Die Grünen taten das Richtige, die Sache publik zu machen.

Die Anschuldigung von Jacoby ist allerdings eine andere Sache: Er muss sie beweisen, ansonsten besteht der Verdacht, dass es eine Retourkutsche für die Traversini-Affäre ist.

de Koschter
2. November 2019 - 10.14

Aus diesem Herrenhaus, könnte die Gemeinde doch eine schöne grosse Residenz,wie heute üblich, mit vielen Mietwohnungen,natürlich " haut de gamme " machen , mit einer enstprechenden Besenkammer inkl. Nasszelle zu 400.-Euro , dem bescheidenen Lebensstil des Diener Gottes entsprechend.

Müller Yves
1. November 2019 - 9.57

Da kënne mir jo elo alleguer berouegt sinn an de Kapp a Rou leeën!

PostTruth
1. November 2019 - 8.25

Tja, für die einen ist es die Kirche mir ihren letzten Pfarrern, für die anderen ist es der Meco mit dem tollen Gebäude im Pfaffental

jeff
31. Oktober 2019 - 14.33

Mir wessen jo alleguer,dass bei LSAP den S neischt mei ze sichen huet...an den A schon laang net mei!!!!

Muller Guy
30. Oktober 2019 - 21.26

100% der selwechten Meenung wéi den Här Frank Bertemes.

de Ben
30. Oktober 2019 - 19.46

Trennung von Kirche und Staat: Angst vor der eigenen Courage oder einfach Halbherzigkeit?

Frank Bertemes
30. Oktober 2019 - 16.46

Abbes Jacoby hat einmal mehr recht, dieses Thema der realpolitisch immer noch nicht realisierten "Trennung des Staates - und der Gemeinden - von allen Kirchen" anhand eines konkreten Fallbeispiels in seiner Gemeinde zu thematisieren. Traurig ist in diesem Falle die "Haltung" der LSAP und der DP, Parteien, für die der Laizismus doch eigentlich verpflichtend sein müsste...

de Ben
30. Oktober 2019 - 15.11

Nët nëmme wat d'Lokatiounspräiser ugeet, op alle Gebidder!

den Zammermann
30. Oktober 2019 - 15.08

Den Ënnerscheed ass dach deen, dass an dësem konkrete Fall, offekundeg, de gutt bezuelte Vertrieder vun der chrëschtlech-kathoulescher Kierch vun enger CSV geféierter Gemeng favoriséiert gëtt! Or, dës Institutioun priedegt Nächsteléift, Bridderlechkeet, Solidaritéit, Hëllefsbereetschaft, Caritas asw. a beweist heimatt wéi eescht ët hier wierklech mat dësen Dugenden gemengt ass. Dat war nach ëmmer sou, ass nach sou a doru wärt sech och näischt änneren. Verlugenheet an Hypokrisie!

Humpejang
30. Oktober 2019 - 11.07

12 € den Quadratmeter as fir eng Gemengewunneng ze vill. Eng Gemeng soll mam gudden Beispill viergoen,
waat d'Locatiounspreisser betrëfft.

Pierre Schmit
30. Oktober 2019 - 10.46

Et sollt en dann och viliecht mol kucken weivill Loyer verschidden Organisatiounen dei denen Grengen nostinn bezuelen.

Epikur
30. Oktober 2019 - 10.39

Es wird höchste Zeit, dass nur noch gläubige Katholiken ihre Würdenträger zahlen. Wenn die Priester weiterhin ein Staatsgehalt beziehen wollen, müssen sie eine Versetzung in den weltlichen Staatsdienst akzeptieren.

H.Horst
30. Oktober 2019 - 10.21

Der Pfarrer stellt ja wohl, der christlich-katholischen Lehre gemäß, die in dem Riesenhaus nicht von ihm gebrauchten Räume für Bedürftige oder Flüchtlinge zur Verfügung,....oder ?

Alfons
30. Oktober 2019 - 9.37

Allein der Vergleich zwischen der 1 qm Miete der beiden gemeindeeigenen Häuser spricht Bände und damit ist alles gesagt. Ein Skandal!

Wester Gust
30. Oktober 2019 - 9.25

Es müsste jedem einleuchten, dass das Pfarrhaus viel günstiger vermietet wurde als ein anderes Haus der Gemeinde. Man versteht auch dass dort die Pfarrarchiven gelagert werden, und die Gemeinde auch anderen Vereinigungen Räume gratis zur Verfügung stellt. Ob nun eine Miete von 400€ angesichts dieser Vergleiche angemessen ist, würde ich bejahen. Nur 1200 € Miete ist für Normalverdiener viel zu hoch. Möchte erwähnen dass ich 2 Wohnungen an Finanzschwache, unter der ortsüblich gefragten Miete vermietet hatte. Da wollte die Steuerverwaltung noch dafür noch weitere fiktive Mieteinnahmen mir zusätzlich versteuern. Schwer zu verdauen zu sehen, dass eine LSAP in der Regierung solche Schliche mitträgt. So versucht man hier sozial eingestellte Menschen zu bestrafen.

Jacques Zeyen
30. Oktober 2019 - 8.52

Ob der Pfarrer nun politisch aktiv war (was sie ja eigentlich nicht dürfen.Das verbietet der Chef) oder nicht,rein aus ethischen Gründen (Wohnungsnot und überteuerte Preise) müsste er,wie es sein Orden befiehlt, hingehen und alles verkaufen was er hat und es den Armen geben. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
Aber wie schon Nietzsche schrieb;"Der Pfaffe ist ein Beafsteakfresser.Bei jeder Gelegenheit dabei."