BataclanProzess gegen mutmaßliche Komplizen der Paris-Attentäter beginnt in Brüssel

Bataclan / Prozess gegen mutmaßliche Komplizen der Paris-Attentäter beginnt in Brüssel
Die Pariser Terrorkommandos hatten am 13. November 2015 insgesamt 130 Menschen getötet und rund 350 weitere verletzt. In Brüssel müssen sich nun die mutmaßlichen Komplizen vor Gericht verantworten. Foto: AP

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Es waren die erschütterndsten Anschläge in der Geschichte Frankreichs: Islamistische Terrorkommandos töteten im November 2015 in Paris 130 Menschen und verletzten viele weitere. Nun müssen sich in Belgien mutmaßliche Komplizen der Attentäter vor Gericht verantworten. Ihnen drohen mehrjährige Haftstrafen. Die Anschläge waren zu einem großen Teil in Belgien vorbereitet worden, wo die Angreifer mehrere Verstecke hatten.

Vor Gericht stehen ab Dienstag in Brüssel 14 Verdächtige. Elf von ihnen müssen sich wegen „Beteiligung an Aktivitäten einer terroristischen Vereinigung“ verantworten. Sie sollen die Attentäter vor oder nach den Angriffen in der französischen Hauptstadt größtenteils von Belgien aus unterstützt haben, indem sie diesen als Fahrer dienten, Unterkünfte bereitstellten oder falsche Papiere besorgten. Einige der Verdächtigen werden auch in Verbindung mit den Anschlägen in Brüssel im März 2016 gebracht, bei denen 32 Menschen getötet wurden.

Einer der mutmaßlichen Komplizen ist Abid Aberkane, ein Cousin des einzigen überlebenden Paris-Attentäters Salah Abdeslam. Er steht vor Gericht, weil er Abdeslam in den Tagen vor dessen Festnahme bei seiner Mutter versteckt haben soll. Das Verfahren gegen Aberkanes Mutter wurde mangels Beweisen inzwischen eingestellt. Auch die anderen Angeklagten bewegten sich den Ermittlern zufolge im Umfeld von Abdeslam oder den anderen Tätern: Etwa von Abdelhamid Abaaoud, der die Attentate koordiniert haben soll. Oder im Umkreis der Brüder Ibrahim und Khalid el-Bakraoui, zwei der Attentäter von Brüssel.

Angeklagt ist auch ein Bruder von Abdeslams Kindheitsfreund Mohamed Abrini. Dieser hatte sich bei dem Anschlag am Brüsseler Flughafen 2016 in letzter Minute dagegen entschieden, sich zusammen mit zwei Komplizen in die Luft zu sprengen.

Abdeslam, Abrini und weitere Männer stehen derzeit in Paris vor Gericht. In dem Prozess hatte sich der 32-jährige Abdeslam nach jahrelangem Schweigen in der vergangenen Woche erstmals ausführlich zu seiner Rolle in der Terrornacht geäußert und sich am Freitag unter Tränen bei den Opfern entschuldigt.

Bei dem Prozess in Brüssel geht es nun um Verdächtige, die in dem französischen Gerichtsverfahren nicht berücksichtigt wurden, aber von Belgien der Unterstützung der Attentäter verdächtigt werden. Der Prozess in Brüssel wird unter hohen Sicherheitsvorkehrungen im ehemaligen NATO-Hauptquartier nahe dem Flughafen stattfinden. Die Zeugenbefragungen und Plädoyers sind bis zum 20. Mai angesetzt. Das Urteil wird vor Ende Juni erwartet.

Nicht alle 14 Angeklagten erscheinen persönlich. Zwei von ihnen dürften in Abwesenheit verurteilt werden. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie in Syrien ums Leben gekommen sind. Dabei handelt es sich um Sammy Djedou, dessen Tod das Pentagon im Dezember 2016 bekannt gab, und Youssef Bazarouj. Letzterer wird mit einer Zelle der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien in Verbindung gebracht. Djedou könnte die höchste Haftstrafe von bis zu 15 Jahren erhalten.

Die Pariser Terrorkommandos hatten am 13. November 2015 insgesamt 130 Menschen getötet und rund 350 weitere verletzt. Die Attentate ereigneten sich im Konzertsaal Bataclan, vor Cafés und Restaurants in der Innenstadt und nahe dem Fußballstadion in der Vorstadt Saint-Denis. Dort spielte die deutsche Nationalmannschaft an jenem Abend gegen Frankreich.