„Natürlich freuen wir uns über den dritten Platz“, betont Digitalisierungsminister Marc Hansen. Dass man im Ranking der E-Government-Benchmark nach einem 11. Platz im Jahr 2020 und Platz 5 im letzten Jahr wieder einen Sprung nach vorne machen konnte, sei absolut positiv. „Allerdings ist es nicht unser Ziel, Ranglisten anzuführen. Unsere Anstrengungen gelten vielmehr den Bürgern, Unternehmen und Staatsbediensteten“, so der Minister knapp eine Woche nach der Präsentation des europäischen Vergleichs in Sachen digitale öffentliche Dienste.
Insgesamt wurden die digitalen Angebote 35 europäischer Länder von der Europäischen Kommission näher unter die Lupe genommen. Anwenderfreundlichkeit und Nutzen der digitalen Dienste standen dabei i m Mittelpunkt. Mit einem Rating von 87 Prozent landet das Großherzogtum hinter Malta und Estland auf Platz 3. Man sei natürlich glücklich darüber, in einem für Bürger wichtigen Feld ganz vorne zu landen, so Hansen. Vor allem, da man größere Nation mit den eigenen Angeboten in den Schatten habe stellen können.
„Wir wollen uns aber nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen, sondern unsere Anstrengungen weiter verstärken“, verspricht der Minister. So sei bereits im Koalitionsabkommen die Absicht festgehalten worden, die Digitalisierung in den Ministerien und Verwaltungen konsequent weiterzuverfolgen. „Uns ist daran gelegen, ein Maximum an Behördengängen im Netz anzubieten, um Bürgern und Unternehmen das Leben zu vereinfachen“, so Hansen. „Gleichzeitig werden wir Verwaltungen mit digitalen Plattformen und Anwendungen ausstatten, damit die Behördengänge der Bürger und Unternehmen schnell und effizient bearbeitet werden können.“
3,2 Mio. Vorgänge in einem Jahr
Luxemburg konnte sich in den letzten zwei Jahren um acht Plätze im Benchmarking verbessern – was nicht zuletzt an der Einführung zahlreicher Angebote auf der digitalen Behördenplattform MyGuichet.lu und der Entwicklung diverser Smartphone-Dienste liegt, wie etwa der GovCheck-App oder der MyGuichet-Anwendung. In dieser Hinsicht habe das Digitaliserungsministerium mit dem „Centre des technologies de l’information de l’Etat“ (CTIE) viele Anstrengungen unternommen, um dem Bürger neue Dienste anbieten zu können, so Hansen.
Besonders populär sei in Covid-Zeiten etwa die Möglichkeit gewesen, Termine bei Behörden via Internet oder App zu vereinbaren. Anklang habe auch die Integration von Payconiq gefunden. Dies ermögliche Bürgern, Kosten für Behördengänge digital zu begleichen, wie die Steuermarke für einen neuen Ausweis.
Was neue Anwendungen angeht, so sei die GovCheck-App zum Überprüfen diverser Covid-Dokumente seit ihrer Einführung 100.000 Mal heruntergeladen worden. Beliebter war nur die neue MyGuichet-App, die seit der Vorstellung im Juli 2021 auf 238.000 Downloads kommt. Neun Behördengänge konnten ursprünglich per App absolviert werden. „Inzwischen sind es mehr als 40“, erklärt Marc Hansen. Tendenz steigend.
Gleichzeitig wurden auch die Angebote auf der Internetseite der digitalen Behördenplattform kontinuierlich ausgebaut. Seit Juli letzten Jahres sei MyGuichet.lu um 75 Behördengänge erweitert worden. Damit beläuft sich die Zahl der insgesamt verfügbaren Dienste auf 479. Nächstes Jahr sollen noch 50 hinzukommen. Gleichzeitig werden 1.600 einzelne Schritte auf der Plattform in einfacher Sprache erklärt.
Mit 3,2 Millionen Vorgängen sei 2021 ein absolutes Rekordjahr für MyGuichet.lu gewesen. Dies sei jedoch der Pandemie geschuldet, wie Hansen betont. Zum Vergleich: 2019 waren es noch 320.000 Datenübermittlungen. Auf Platz 1 der beliebtesten Behördengänge kommt die digitale Terminvereinbarung, gefolgt vom Auszug aus dem Strafregister, den Kindergeldanwendungen, Jobkandidaturen und Steuererklärungen, die seit Beginn dieses Jahres auch im Netz gemacht werden können.
Das Interesse an digitalen Behördengängen sei auch nach den beiden Pandemiejahren 2020 und 2021 immer noch ungebrochen: Allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres wurden schon 1,1 Millionen Vorgänge registriert. „Und das, obschon viele Covid-Behördengänge inzwischen weggefallen sind. Das zeigt, wie viel Vertrauen die Bürger inzwischen in die digitalen Dienste haben“, freut sich Hansen.
Zoom mit der CNS
Neben dem Ausbau von Behördengängen und Anwendungen für Bürger und Unternehmen wollen Ministerium und CTIE auch hinter den Kulissen aktiv bleiben. Aktuell befinden sich mehr als 400 Projekte in Arbeit, die sich in der Hauptsache mit der Modernisierung der Behörden und der Einrichtung digitaler Prozesse in den Verwaltungen befassen. „Eine Mammutaufgabe“, so Marc Hansen. 70 Behörden und Verwaltungen seien davon betroffen. Profitieren werden aber nicht nur die Bürger und Unternehmen, sondern auch Staatsbedienstete. So werden nicht nur die Abläufe effizienter, sondern auch die Telearbeit, was eine Anstellung beim Staat attraktiver für Arbeitnehmer gestalte, so Hansen.
Geplant seien auch eine visuelle Überarbeitung der verschiedenen Internetauftritte des Staates, eine digitale Brieftasche für staatliche Dokumente (z.B. Führerschein oder Ausweis) und die Möglichkeit, Dokumente, die bisher nur manuell unterschrieben werden konnten, auch digital zu signieren. Mit dem sogenannten GovChat sollen Staatsbedienstete indessen effizienter miteinander kommunizieren können. In einer ersten Phase bleibt die Kommunikationsplattform nur den Behörden vorbehalten. Allerdings bestehen Pläne, die Anwendung für bestimmte Zwecke auch öffentlich zugänglich zu machen.
Während GovChat erst in sechs bis acht Monaten ans Netz geht, dürfte die Einführung eines virtuellen Meeting-Programms für staatliche Stellen nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Laut Minister Marc Hansen handelt es sich dabei um eine Anwendung, die es Bürgern ermöglicht, ihre Termine bei Behörden wie der CNS auch digital wahrzunehmen – also via Videokonferenz.
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