AbfallPandemie hat die Entsorgungsgewohnheiten in Luxemburg-Stadt beeinflusst

Abfall / Pandemie hat die Entsorgungsgewohnheiten in Luxemburg-Stadt beeinflusst
Schöffe Patrick Goldschmidt (DP) stellte den Bericht vor Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Die Pandemie hat sowohl die Abfallmenge als auch die Entsorgungsgewohnheiten der Einwohner erheblich beeinflusst. Sorgen bereitet der Gemeinde vor allem die erhöhte Menge der unerlaubten Entsorgungen in der Nähe der öffentlichen Abfallcontainer. Die von der wöchentlichen Müllabfuhr eingesammelten Menge nahm indes ab. Dies geht aus dem am Dienstag vorgestellten Jahresbericht des Hygienedienstes hervor.

Vor zwei Jahren sank die Menge der unerlaubten Abfallentsorgungen nahe den Containern um 47 auf insgesamt 456 Tonnen; im Pandemiejahr wurde dies „wieder ausgeglichen“. 2020 lag die Menge dieses Mülls wieder bei 502 Tonnen, nur eine Tonne weniger als 2018.

Nicht nur ist ein Team damit beschäftigt, diese unerlaubten Entsorgungen einzusammeln; auch werden mittlerweile Beamte eingesetzt, die versuchen, die Übeltäter ausfindig zu machen. Keine leichte Aufgabe, aber immerhin: Im vorigen Jahr konnten rund 600 dementsprechende Rechnungen an die Verursacher ausgestellt werden. Die große Mehrheit würde ihren Fehler einsehen und bezahlen, sagte der zuständige Schöffe Patrick Goldschmidt (DP). Werden Glas oder Karton neben den Containern abgestellt, wenn diese bereits voll seien, drücke man allerdings ein Auge zu.

Während der Pandemie kam es auch immer häufiger vor, dass die Abfalleimer im öffentlichen Raum überfüllt waren und sich Dreck am Boden daneben ansammelte. Dem Problem begegnete die Stadtverwaltung auf sehr pragmatische Art, indem in der Oberstadt und im Bahnhofsviertel zusätzliche, orangefarbene Container aufgestellt wurden.

Laut dem am Dienstag vorgestellten Jahresbericht 2020 des hauptstädtischen Hygienedienstes ist die von der wöchentlichen Müllabfuhr eingesammelte Abfallmenge um satte 2.504 Tonnen gegenüber dem Vorjahr gesunken, ein Minus von neun Prozent. Ein noch stärkerer Rückgang war beim Biomüll zu verzeichnen: Die in den braunen Tonnen entsorgte Abfallmenge ging um 512 Tonnen zurück, was sogar 16,38 Prozent ausmacht. Ebenso sank die vor der Tür abgeholte Menge an Papier und Karton um 430 Tonnen (11,15 Prozent) gegenüber dem Vorjahr, beim Glas sind es 349 Tonnen weniger (-13,29 Prozent)

Auf den ersten Blick könnte man also meinen, es wäre insgesamt weniger Abfall. Das wäre allerdings eine Milchmädchenrechnung, die aus mehreren Gründen nicht aufgeht. Wegen des Home-Office seien viele Angestellte, die über die Woche eine Wohnung in der Stadt mieteten, nicht nach Luxemburg gekommen. Deren Abfallmenge falle also weg, erklärte Patrick Goldschmidt. Ebenso wie die der Geschäfte und Gaststätten, die für einen großen Teil der Karton- und Glasmengen verantwortlich sind, da diese Einrichtungen lange geschlossen waren.

Zieht man dies in Betracht, sehen die Statistiken nicht so gut aus, denn die Menge, die in den öffentlichen Abfalleimern und in den großen Sammelcontainern („points d’apport volontaire“) abgelagert wurde, ist erheblich gestiegen: So wurden 135 Tonnen mehr Papier bzw. Karton und 238 Tonnen mehr Glas dort entsorgt, neben den bereits erwähnten unerlaubten Entsorgungen.

Luft nach oben

Da das Recyclingpotenzial in der Hauptstadt offensichtlich noch nicht voll ausgeschöpft ist (in den schwarzen Abfalltonnen befänden sich im Durchschnitt um die 30 Prozent Bioabfall) und weil der Beitritt der Gemeinde zum Syndikat „Minettkompost“ (siehe Tageblatt vom 25.6.2021) zusätzlichen Abfall in der Biotonnen erlaubt, startet die Gemeinde im Herbst eine Sensibilisierungskampagne, um den Gebrauch der braunen Biotonne zu fördern.

Ein anderes Problem ist das leidige Littering, das sorglose Wegwerfen von Abfall auf die Straße oder den Bürgersteig. Goldschmidt zufolge gibt es Überlegungen, den „Pecherten“ die Befugnis zu geben, solche Vergehen zu ahnden.

Die Pandemie beeinflusste nicht nur die Entsorgungsgewohnheiten der Bewohner, auch wurde deswegen eine Reorganisation des Hygienedienstes notwendig, um u.a. die geforderten Covid-Maßnahmen wie z.B. Abstandsregelungen zu garantieren. Auch wurde die Anzahl der anwesenden Mitarbeiter im Recycling-Center auf der Arloner Straße auf ein notwendiges Minimum gesenkt. In diesem Zusammenhang wurden die Arbeitszeiten der Mitarbeiter umgestaltet, was u.a. eine Änderung der Müllabfuhrzeiten mit sich brachte. Die Bewohner sollten sich bitte nicht ärgern, wenn die Müllabfuhr mancherorts schon um 5.40 Uhr morgens käme, sagte Patrick Goldschmidt.

Umzug nach Merl

Seit nunmehr rund 120 Jahren befindet sich der städtische Hygienedienst auf der Arloner Straße, dort, wo sich auch das Recycling-Center befindet. Mittelfristig dürfte das Zentrum aber nach Merl hinter den dortigen Friedhof ziehen, wo für über 100 Millionen Euro ein neues „Ressourcenzentrum“ entsteht, das 2027 oder 2028 bezugsfertig sein soll.

Auf dem Instanzenweg befindet sich übrigens eine Anpassung des Abfallgesetzes von 2012: Grundtenor des Textes ist ein Wechsel vom Prinzip des Abfallmanagements hinüber zum Ressourcenmanagement, daher auch die Änderung des Namens „Recyclingzenter“ in „Ressourcenzentrum“. Die bestehende Gesetzgebung soll so aktualisiert werden, um den neuen Anforderungen an die Abfallwirtschaft gerecht zu werden, mit dem Ziel, einen kohärenten Rahmen für eine nachhaltige Materialwirtschaft und die Förderung der Kreislaufwirtschaft zu schaffen. Ein grundsätzliches Problem hat die Gemeinde Luxemburg jedoch – wie übrigens auch das Gemeindesyndikat Syvicol – mit der im neuen Gesetzestext vorgesehenen Beschneidung der Gemeindeautonomie im Bereich der öffentlichen Hygiene. Man strebe noch eine diesbezügliche Änderung des Gesetzesvorhabens an, sagt Goldschmidt.

Den vollständigen Jahresbericht 2020 des Hygienedienstes finden Sie hier.

Zu viele Menschen scheren sich einen Dreck um ihren Dreck
Zu viele Menschen scheren sich einen Dreck um ihren Dreck Foto: Editpress/Tania Feller
Plastic Bertrand
2. Juli 2021 - 10.51

Und wohin mit meinen alten Vinyl?

Ras le bol
1. Juli 2021 - 8.20

Wenn der Bürger immer mehr durch grüne Verordnungen zur Kasse gebeten wird, die Lebenshaltungskosten steigen, das Gehalt, die Renten nicht ,das Resultat sich kostenpflichtigem Müll in der Natur, Öffentlichkeit zu entledigen die logische Konsequenz ist. In der heutigen liberalen Zeit wo ein Großteil der Bevölkerung sich weder von Öffentlicher Macht , noch von Gesetzen einschüchtern lässt, muss die Obrigkeit wohl mit diesem Problem leben.