Headlines

KinoOscar-Gewinner Brendan Fraser als lebender Fettberg

Kino / Oscar-Gewinner Brendan Fraser als lebender Fettberg
 Foto: Screenshot YouTube

Einem dicken Mann beim Sterben zusehen – was nach widerwärtigem Voyeurismus klingt, wird in Aronofskys „The Whale“ zur empathischen Zerreißprobe. Das liegt vor allem an dem grandiosen Spiel von Brendan Fraser.

Schon in der zweiten Filmminute von „The Whale“ kriecht der Ekel wie eine unsichtbare Riesenmade durch die Zuschauerreihen. Die Kamera fährt von hinten langsam an den schwer adipösen Charlie (Brendan Fraser) heran, der auf seinem Sofa sitzt und zu einem Schwulenporno in die angegraute Jogginghose masturbiert. Klar, Darren Aronofsky ist nicht bekannt dafür, sein Publikum zu schonen, das hat er schon 1998 in seinem Debütfilm „Pi“ unter Beweis gestellt. Aber mit „The Whale“ mutet der Regisseur den Kinogängern eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Abscheu zu, die bis zum Ende nicht gebrochen wird. Trotzdem zieht der Film in seinen Bann – und das hat mehrere Gründe.

Erstens ist da die Filmsprache, die für einen Aronofsky erstaunlich konventionell gerät: ruhige Kamerafahrten, viele halbnahe Einstellungen, wenige Schnitte. Kein Vergleich zu „Requiem for a Dream“ oder dem dokumentarischen Stil von „The Wrestler“, aber die Kameraarbeit passt zu der Erzählung: „The Whale“ ist ein Kammerspiel, fokussiert auf Charlie, der aufgrund seines Gewichts und seiner Scham nicht in der Lage ist, die Wohnung zu verlassen. Die Handlung bewegt sich in den vier Wänden seines abgedunkelten Appartements, wagt sich ein-, zweimal kurz über die Türschwelle, was jedes Mal in einer kleinen Katastrophe endet. Besucher wie Charlies Freundin Liz (Hon Chau), seine Tochter Ellie (Sadie Sink) und der Evangelist Thomas (Ty Simpkins) kommen und gehen, die Erzählung folgt ihnen nicht nach draußen.

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?