Luxemburgisch wird zum politischen Instrument. Nach der ADR und der CSV hat auch die liberale DP das Thema Sprache entdeckt und versucht, im Wahlkampf damit zu punkten. Ob es den Liberalen etwas bringt, ist unklar. Es könnte sogar gefährlich werden.
«Zukunft op Lëtzebuergesch». Der Wahlslogan der DP polarisiert. Nicht weil das Luxemburgische an sich kein Politikum sein sollte, sondern weil es ausgerechnet die Liberalen sind, die mit der Sprache in den Wahlkampf ziehen. Lëtzebuergesch spielte in der Politik lange kaum eine Rolle. Seit dem Sommer 2015 hat sich das aber geändert. Beim Referendum stimmten fast 80 Prozent der wahlberechtigten Luxemburger gegen das Ausländerwahlrecht. Kurz darauf ging eine Petition zur Stärkung der luxemburgischen Sprache durch die Decke. Die Reaktion: Der liberale Bildungsminister Claude Meisch (DP) kündigte konkrete Schritte zur Förderung der Sprache an. Lëtzebuergesch wurde zum Dauerbrenner.
«Ich komme aus dem Bildungsbereich», sagt Marc Barthelemy. Kaum einer hat in letzter Zeit die Debatten so aufmerksam verfolgt wie er. Barthelemy ist Präsident des 1988 geschaffenen Rats für die luxemburgische Sprache. Das Organ arbeitet die Regeln rund um die Schreibweise aus und begleitet die Umsetzung der Sprachenpolitik in Luxemburg. «Eines unserer dringendsten Probleme ist die große Zahl von Menschen, die Luxemburgisch als Fremdsprache lernen wollen.» Laut ihm sind 7.500 Erwachsene dabei, die Sprache zu lernen. «Die Nachfrage ist riesig», sagt er. Es herrsche eher ein Lehrer- als ein Schülermangel.
Barthelemy: «Es muss mehr passieren»
Der Rat ist bisher das einzige Organ in Luxemburg, das für die Sprache zuständig ist. Das soll sich ändern. Am Mittwoch wird im Parlament über einen Gesetzentwurf abgestimmt, der zwei weitere Organe einführen soll: Ein Kommissar und ein Zentrum für die luxemburgische Sprache. Die Aufgabe des Kommissars wird in erster Linie darin bestehen, einen 20-Jahres-Plan auszuarbeiten. Das Zentrum wird für die Förderung der Sprache zuständig sein. Der Rat, dem Barthelemy vorsteht, wird gesetzlich verankert und soll weiterhin für die Schreibweise und Aussprache verantwortlich sein. Laut Barthelemy wird der Aktionsplan des Kommissars besonders wichtig sein. «Es ist schon viel passiert, es genügt aber nicht», meint er. Vor allem müsse noch mehr Schulmaterial geschaffen werden, um Ausländern Luxemburgisch als Fremdsprache beizubringen.
«Luxemburgisch ist für die meisten Menschen eine fest verankerte Sprache», sagt Barthelemy. Sie stehe dabei keineswegs in Konkurrenz zur Mehrsprachigkeit Luxemburgs. Eines müsse man aber bedenken: Während man auf die Entwicklung der anderen Sprachen keinen Einfluss habe, könne man das Luxemburgische steuern. Barthelemy meint, dass die wichtigste Frage deshalb lautet: «Wollen wir, dass Luxemburgisch eine geschriebene Sprache ist?» Kürzlich wurde sie in einer Umfrage beantwortet: Ein Großteil der Befragten fanden, dass sich Luxemburgisch auch als geschriebene Sprache etablieren sollte.
Sprache: Integration oder Ausschluss?
Die Umfrage, die Anfang Juni vom Bildungsministerium veröffentlicht wurde, spielt eine wichtige Rolle. Aus ihr geht hervor, dass 77 Prozent der Einwohner sagen, sie würden Luxemburgisch sprechen. Bei jungen Menschen zwischen 16 und 24 Jahren liegt der Anteil mit 94 Prozent besonders hoch. Trotzdem sind 78 Prozent der Befragten der Meinung, dass mehr für die Förderung der luxemburgischen Sprache gemacht werden sollte. Bei den Menschen, die schon Luxemburgisch können, waren sogar 86 Prozent dieser Meinung. Das sind vermutlich vor allem wahlberechtigte Luxemburger. Die DP hat diesen Trend erkannt und nutzt ihn nun für ihren Wahlkampf. Wie schon die ADR und die CSV vor ihr.
Die Politisierung der Sprache sieht Barthelemy mit gemischten Gefühlen. «Einerseits kann das Luxemburgische als Integrationssprache genutzt werden», sagt er. «Andererseits kann sie auch ein Ausschlusskriterium sein.» Mittlerweile werde in allen politischen Gremien Luxemburgisch gesprochen. «Es ist unmöglich, in Luxemburg politisch aktiv zu werden, ohne die Sprache zu verstehen», fügt er hinzu. Deswegen sei es wichtig, dass man Toleranz zeige. Man müsse akzeptieren, wenn jemand die Sprache noch nicht gut beherrscht. «Wenn ich mit jemandem Luxemburgisch rede und mein Gegenüber mich versteht, dann aber selbst ins Französische wechselt, sollte ich das akzeptieren», findet der Präsident des Rates.
Politologin Leonie de Jonge: «Das Thema dominiert den Wahlkampf»
Dass die luxemburgische Sprache überhaupt zum Politikum wurde, überrascht ihn dagegen überhaupt nicht. «Spätestens seit den Sprach-Petitionen war klar, dass das Thema die Menschen interessiert – und demnach von der Politik aufgegriffen wird.» Tatsächlich wurde die Förderung der luxemburgischen Sprache bis dahin vor allem von konservativen Parteien thematisiert – allen voran von der ADR. So kam es, dass Lucien Welter, der Autor der Petition für die Stärkung des Luxemburgischen, bei den Wahlen am 14. Oktober für die Rechtskonservativen antreten wird. Neu ist allerdings, dass auch andere Parteien so stark auf das Thema eingehen.
Die luxemburgische Forscherin Leonie de Jonge befasst sich schon seit Längerem mit Populismus und Ausländerfeindlichkeit im westlichen Europa. «Es stimmt, dass das Thema Sprache den Wahlkampf in Luxemburg dominiert», sagt sie. Das liege einerseits daran, dass es so viel von den Medien aufgegriffen werde und andererseits daran, dass die Parteien sich von der ADR treiben lassen. Das bedeute aber nicht gleich, dass das Thema populistisch sei. «Populismus ist, wenn sich ein Teil der Bevölkerung als das ganze Volk bezeichnet», erklärt De Jonge. Die ADR und ihre Partnerorganisation «Wee 2050» würden sich immer wieder als «die Mitte der Gesellschaft bezeichnen». Nur seien in dieser «Mitte» in ihrem Weltbild ausschließlich «die Luxemburger».
Eine Frage der Position
Sie meint aber auch, dass es gesund sein kann, wenn Themen angesprochen werden, die der Bevölkerung am Herzen liegen. «In diesem Fall kann Populismus zum Korrektiv werden», sagt De Jonge. Sie zitiert einen Politologen, der Populisten mit einem Betrunkenen auf einer Party vergleicht. «Er redet viel Unsinn, doch manchmal ist auch etwas Wahres dabei.»
Die Taktik der Parteien, das Thema einfach zu übernehmen, findet sie aber gewagt. «Nicht alle profitieren davon», warnt sie. Während Mitte-Rechts-Parteien wie die CSV ihre Wählerschaft mit einer solchen Thematik durchaus erreichen können, sei das bei liberalen und linken Parteien nicht der Fall. Das hätten Studien ergeben. «Der Wähler bevorzugt das Original», erklärt die Forscherin. Noch schlimmer: Die eigentlichen Wähler der liberalen und linken Parteien werden frustriert, weil sie keinen Unterschied mehr zu den anderen Parteien erkennen. Und das ist laut De Jonge fruchtbarer Boden für Populisten. Die Parteien sollten stattdessen lieber Alternativen zu rechts anbieten.
«Nazi-Konnotationen sind kontraproduktiv»
De Jonge weist aber auch darauf hin, dass man keine Partei in Luxemburg mit der AfD in Deutschland oder dem Front National in Frankreich vergleichen kann. «Die ADR und Wee2050 sind weder rechtsradikal noch ausländerfeindlich», sagt sie. Sie würden lediglich den latenten Überfremdungsdiskurs und den Populismus nutzen. «Man ist entweder schwanger oder nicht», erklärt De Jonge. Populistisch könne man aber ab und zu sein. Dass die ADR sich dieses Stilmittels bediene, liege auch daran, dass die Partei in der Opposition ist.
Die Forscherin warnt deshalb vor Nazi-Konnotationen. Bildungsminister Claude Meisch hatte einem Kandidaten von «Wee 2050» in einem RTL–Interview vorgeworfen, den Zweiten Weltkrieg in den sozialen Medien verharmlost zu haben. «Das ist kontraproduktiv», sagt De Jonge. Es würde die ADR mehr stärken als schwächen. Und tatsächlich: Die Umfragen geben der Politologin recht. Laut der letzten Sonntagsfrage, die von TNS Ilres im Auftrag von RTL und Wort veröffentlicht wurde, würde die DP im Oktober von momentan 13 Sitzen auf 10 Sitze rutschen. Die ADR könnte dagegen von 3 auf 5 Sitze zulegen. Ob die Taktik aufgeht, wird sich spätestens am 14. Oktober zeigen. Dann heißt es entweder «D’Zukunft op Lëtzebuergesch» oder «D’Zukunft ouni d’DP».
Awer dann mussen sie sech eben beim Golf- oder Tennis-Spillen zäitlech bëssen méi aschränken.
Aber dann müssen sie sich eben beim Golf-oder Tennisspielen zeitlich ein bisschen mehr einschränken.
Wann mir deen Saz analyséieren an no däitschen,resp.franséische Wierder sichen fanne mir eraus datt dat meescht Däitsch ass....also. Eng eegen Sprooch? Dofir huet eis Sproch fir villes guer keen Ausdrock,wéi scho gesot: " Ich liebe sie.." heescht op Lëtzebuergesch...???? Also looss mer net ze usprochsvoll sinn oder mir maachen et wéi d'Corsen.Déi balleren der Schroutflënnt op all Schëld wou nëmme franséisch Nimm drop stinn.
Si fuerderen awer net vun engem Auslänner korsesch ze léieren.
Moien,
Ech war geschter op der Nordstrooss ennerwee, do stung op deen CITA Panneau'en en message op englesch.
Firwaat daat???
Marcel
Eis Sprooch ass jo schéin a gutt mä dat ass kee Kriterium fir mech fir eng Partei vun den aktuelle Regierungspartner ze wielen. Nach wëll ech déi erëm hu wou virdru laang um Rudder waren. An, ech wëll och keen do setzen hu mat rassisteschen Tendenzen. Wat ech wëll si richteg Ännerunge, fir jiddereen, a net Ausgeenzung, Bevirdeelegung vu wéinege Leit a soumat just dat selwecht an anere Faarwen. Also, wat bleift da nach vill?
Richteg. Wat heescht eigentlech "Ich liebe Sie" op Lëtzebuergesch???
Oder hutt dir schonn mol engem alen Èislécker oder engem Wuermer nogelauschtert?Do géift dir iech nach wonneren.
Natierlech gëllt just eis "Schoullëtzebuergesch " als offiziell Sproch déi dann och muss geléiert ginn. Wësst dir wat en Millermoler ass? E Päiperlek ,an keen "Schmetterling",an zwar zu Iechternach an net zu Waasserbëlleg.Alles zimlech komplizéiert. A well Franséisch nach ëmmer administrativ Sproch ass,sollte mir villäicht einfach nëmmen sou schwätzen (an schreiwen) wéi de Mond eis gewuess ass. Den Auslänner ass jo tolerant.
Däerf ech Iech virschloen, selwer emol Är Sprooch richteg ze léieren, ier Dir den Auslänner dat virschreift? Et ass guer net ESOU schwéier. Soss huet ee glat den Androck, dass dat alles nëmmen e Virwand ass fir Auslännerfeindlechkeet.
Gambi/DP, dat as einfach nemen belleg, d'sproch an den Wahlkampf mat ran ze huelen
Duerchsichteg wéi Bullettszop, dat ass nëmme fir d'Galerie, fir Wieler ze gewannen. Schappeg!
ADR, CSV an lo DP! An déi aner? Et geet och lo net drem fir vir un den Wahlen op eemol deck Backen ze machen. Dat Problem besteht schon lang an hätt schon vill méi frei d'Politiker sollen interesséieren. Et gin zu Lëtzebuerg souguer Chrêchen wou d'Personal d'Landessproch mol net kann. As dat an Deitschland, Frankreich oder an der Belsch och sou? Ech mengen net! D'Auslänner déi an d'Schlaraffenland Lëtzebuerg wellen liewen kommen sollen dann och mol eng kleng Ustrengung machen fir d'Sproch vum Land ze léieren. Ech gin zou dat as bei denen beruffstätigen zeitlech net emmer einfach. Awer dann mussen sie sech eben beim Golf- oder Tennis-Spillen zeitlech bessen méi aschränken.
Léiwt Tageblatt ! Spillt nëtt mam
Feier , well daat huett äiss gutt DP
nëtt gären ! Daat ass jo déi Partei déi keen verurtéelten Chef de Service am säin Adjoint am Reen stoe léisst ... ;-(
Léiw BETTEL a kompanie.
Ech mengen dier halt eis fir nach méi domm ewéi mir sinn.
80% geeschteg a materiell zrekgebliwen hu nêt vergiess
Wir stehen auf der roten Liste der aussterbenden Arten und dann so ein Einsatz!?
Aber stimmt schon in gewisser Weise. Das schroffe" En français s.v.p." in den Kassen der Supermärkte ist schon nervig,allerdings sollte man nicht zu schnell beleidigt sein und als Luxemburger dem "Gegner" seine Vorteile herzeigen z.B. "Pas de problème.Ou quelle autre langue préférez vous? Anglais,Italien,Allemand ou Espagnol??"
Das nimmt ungemein den Wind aus den Segeln.