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EditorialHandy-Totalausfall: Ohne Netz und doppelten Boden

Editorial / Handy-Totalausfall: Ohne Netz und doppelten Boden
Was tun, wenn das Netz streikt und der Zugang verwehrt bleibt? Ein Plan B ist gut, auch wenn er von gestern ist. Foto: dpa/Jens Büttner

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Ferienzeit. Der Tag erwacht. Die Sonne lacht. Und dann, aus heiterem Himmel, eine Katastrophe: Kein Netz! Kein Wi-Fi, kein 4G und selbst das Telefon verweigert den Dienst. Ein Totalausfall auf Smartphone, Tablet und Laptop. Auf allen Kanälen funkt Ikarus SOS. Vergebens. Hilflos stürzt er in eine Wüste der Kommunikationslosigkeit.

Willkommen in der digitalen Welt. Diese hat unbestreitbar ihre Vorteile, aber auch ihre Tücken und Unzulänglichkeiten. Alleine glücklich machend ist sie auf keinen Fall. Vor allem dann nicht, wenn man sich auf sie verlässt, sie aber nicht funktioniert und der Zugang verwehrt bleibt, aus welchen Gründen auch immer.

Corona hat den Eindruck verstärkt, dass es ohne Smartphone und Highspeed-Internet nicht mehr geht. Leider stimmt das nur allzu oft. Gut ist das nicht. 

– Beispiel 1: Online-Ticket für die Opéra Garnier in Paris gebucht und bezahlt. Bestätigung inklusive QR-Code per Mail auf dem Handy erhalten. Diese ist am Empfang der Oper allerdings nicht abrufbar, weil – kein Netz! Was nun? Zum Glück hat man ein Bildschirmfoto der Registrierungsnummer gemacht. Das hilft. Manuell wird die digitale Welt zurechtgebogen. Trotzdem nervig.

– Beispiel 2: Flug nach Barcelona. Beim Check-in am Flughafen muss die Registrierung durch eine Reservierung des Sitzplatzes abgeschlossen werden. Online, auf dem eigenen Gerät, um einen von den Spaniern bei der Ankunft verlangten QR-Code zu erhalten. Mehrere Versuche scheitern. Kein Zugang zum Server. Doch ohne Code darf man die Reise nicht antreten. Da kennt die Person am Schalter kein Pardon. Ein Flughafenmitarbeiter hilft mit dem eigenen Handy aus. Das kostet aber Zeit und sorgt für lange Warteschlangen.

Das sind nur zwei Beispiele von vielen. Sie stehen stellvertretend für die Tatsache, dass die digitale Welt der von ihr selbst geschaffenen Erwartungshaltung oft nicht vollumfänglich gerecht wird. Daran verzweifeln selbst jene, die unter dem Sternzeichen der digitalen Morgenröte geboren wurden. Ein Trost, wenn auch ein sehr schwacher.

Nun könnte man sagen, dass mit 5G alles besser wird. Wobei besser in diesem Fall durchaus auch bedeuten wird, noch abhängiger von der Technik zu sein. Und noch hilfloser, wenn die Technik kollabiert. Dessen sollte man sich bewusst sein und dem vermeintlichen Fortschritt gegenüber misstrauisch bleiben.

Man ist beileibe nicht von gestern, wenn man sich auch morgen noch auf Praktiken besinnen kann, die sich seit Jahren bewährt haben und unabhängig von Technik und Drucker funktionieren. Deshalb werden wir im nächsten Urlaub versuchen, nicht mehr in die digitale Einbahnstraße zu geraten, sondern die „schöne neue Ferienzeit“ wieder ganz klassisch angehen. Wir rufen vor der Reise wieder Touristeninformationsbüros an, statt vor Ort QR-Codes zu scannen, die man dann nicht auslesen kann. Wir werden uns nicht auf Apps verlassen, sondern wieder Reiseführer und Landkarten mitnehmen. Auf Papier versteht sich. Allen mitleidsvollen Blicken und Kommentaren zum Trotz. Auf Papier ist nämlich immer Verlass.

J.C. Kemp
27. August 2021 - 17.43

@Romain: Ist das war? ^-^

Romain
17. August 2021 - 18.35

Eine Schokoladenfabrik musste einmal die Produktion mehrere Tage einstellen weil das Computersystem SAP über Stunden ausgefallen war, und das wahr ein Nahrungsprodukt

Roberto
17. August 2021 - 13.48

Alter Mann hat Probleme wenn sein Handy leer ist oder er ein Abo bei einem Billiganbieter hat.

Sollen das Nachrichten sein?

DanV
17. August 2021 - 12.52

In der Computerwelt gibt es keine 100%-prozentige Ausfallsicherheit. Große Firmen haben robuste professionnelle Maschinen und Redundanzsysteme, um Ausfälle aufzufangen

Private Maschinen haben eine niedrigere Ausfallsicherheit und keine Redundanzsysteme. Also sollte man bei Events, die einem wichtig sind, immer eine Ausweichmöglichkeit in der Tasche haben.

Nëckel
17. August 2021 - 12.34

En exzellenten Artikel, den awer all denen süchtegen, vun Nomophobie gepakten Matbierger schwéier um Mo dierft leien.

Wieder Mann
17. August 2021 - 12.14

Lesenswert: Blackout von Elsberg, mit dem Titel «  Wissenschaftsbuch 2012 «  prämiert.

max
17. August 2021 - 8.33

JO, awer wee mëcht ët! Just déi eeler Generatioun an déi, déi schons domat ee Probleem haten, esou wéi Diir beschreiwt.
Op eng flott Zukunft

Wieder Mann
17. August 2021 - 8.10

Bravo Herr Goetz, guter Artikel. Die Menschen haben diese Technik zu ihrer neuen Religion erhoben , beten sie wie Götzen an und sind sich nicht bewusst welche Gefahren diese in sich birgt. 2013 haben die USA ein Manöver mit totalen Blackout des Netzes geprobt. Die Folgen für Bürger und Wirtschaft desaströs. Die Versorgung der Bürger mit Wasser,Strom,Zahlungsmittel,Medizin,…. ist nicht mehr gewährleistet.Binnen 14 Tagen treten Hungersnot und Tumulte auf. Die Welt ist zum digitalen Junkie geworden und wird in einer digitalen Krise alle Symptome eines Abhängigen aufweisen.