„Die Arbeit eines Personalvertreters ist hart!“, so OGBL-Präsident André Roeltgen. Diese Menschen, die sich für ihre Mitarbeiter einsetzen wollen, hätten erkannt, so der Gewerkschaftschef, dass es gilt, die individuelle Konkurrenz unter den Mitarbeitern zu überwinden und sich kollektiv für die gemeinsamen Interessen starkzumachen.
Roeltgen sprach im „Tramsschapp“ auf Limpertsberg vor den versammelten Kandidaten, die unter dem Banner des OGBL an den Sozialwahlen teilnehmen. Die vielen Menschen, die sich „fantastisch und massiv“ versammelt hätten, zeigten die ganze Breite des OGBL. Die Gewerkschaft repräsentiert alle Wirtschaftssektoren des Landes, so Roeltgen. „Von der Pommesbude bis zum Philharmonieorchester“ seien Männer, Frauen, Jung und Alt vertreten – und nicht zuletzt die Mitglieder aus Belgien, Frankreich und Deutschland.
Die Delegierten des OGBL wüssten eine starke Gewerkschaft hinter sich. Der OGBL ist die größte Gewerkschaft Luxemburgs – und laut Roeltgen die „treibende soziale Kraft“ des Landes.
Roeltgen blickte in seiner Rede auf die Situation in Europa und in der Welt. Seit Jahrzehnten herrsche eine neoliberale Politik in Europa, die Ungleichheiten vergrößere. Dies berge das Risiko neuer gesellschaftlicher Frakturen. Roeltgen sprach auch von den „giftigen demokratiefeindlichen Bewegungen“ in Europa, die es zu bekämpfen gilt. Sie bedeuteten Rückschritt statt Fortschritt.
Reichtum muss verteilt werden
Wieder mit Blick auf Luxemburg fordert Roeltgen, dass der gesellschaftliche Reichtum besser verteilt wird. Dazu reiche der Index nicht aus, denn dieser sei nur eine Anpassung an die Inflation und keine Steigerung der Reallöhne. Derzeit hielten die Löhne nicht mit den Dividenden mit, so Roeltgen.
In Luxemburg würden 60.000 Menschen den Mindestlohn verdienen und Zehntausende knapp darüber. Es brauche einen Mindestlohn, von dem man leben könne, so Roeltgen. Die kleine rezente Steigerung sei zwar positiv, aber längst nicht die Steigerung um 10 Prozent, die der OGBL fordert.
Heute müsste aber auch über Arbeitszeit diskutiert werden. Für Aktionäre sei Arbeitszeit lediglich eine Quelle des Profits. Für Arbeitnehmer sei aber Arbeitszeit Lebenszeit.
Rüge an Bausch
Eine Rüge verteilte Roeltgen an Verkehrsminister François Bausch. Dieser hatte den „Congé collectif“, was öffentliche Infrastrukturprojekte betrifft, infrage gestellt. André Roeltgen dazu: „Patten eweg vum Congé collectif“. Außerdem solle der Minister bei Luxtram für bessere Arbeitsbedingungen sorgen. Beim Betreiber der Luxemburger Straßenbahn war es vor einigen Wochen sogar zu einer Protestkundgebung gekommen.
Roeltgen mahnte auch, die Schrauben bei den Ladenöffnungszeiten nicht zu lockern. Ein Gesetz brauche klare Grenzen. Ausnahmen dürften nur in Verhandlung mit dem OGBL ausgehandelt werden.
„Der OGBL ist nicht gegen Steuern“, so Roeltgen, aber es müsse Steuergerechtigkeit herrschen. Die Löhne der Arbeitnehmer würden durch indirekte Steuern wie steigende Abgaben immer weiter sinken. Auch die kalte Progression sei nichts anderes als eine versteckte Steuererhöhung. In diesem Kontext sei es ein falsches Signal, wenn nun die Betriebssteuer gesenkt würde, sagte Roeltgen.
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