Nur bis zum 7. Mai präsentierte das Zentrum „Neue Horizonte“ von Joan Miró, eine beeindruckende Auseinandersetzung mit Mirós „farbigen Traumwelten“, die vor allem nach seinem Umzug in sein vergrößertes Atelier in Palma im Jahr 1956 entstanden sind. Ab dem 3. Juni werden Werke der polnischen Künstlerin Monika Sosnowska vorgestellt, derweil die aktuelle Klee-Expo „Vom Rausch der Technik“ bereits ab dem 20. Mai durch eine neue Präsentation „Paul Klee. Alles wächst“ ersetzt wird.
Kuratoren durchforsten die Haussammlung und orientieren ihre Klee-Auswahl nach bestimmten Themen und Schaffensperioden des vielseitig begabten Künstlers. Mit dieser Vorgehensweise können die vielen Facetten seines Schaffens herausgearbeitet und sichtbar gemacht werden. Stehen wir derzeit an der Schwelle des KI-Zeitalters (Künstliche Intelligenz), auch in der Kunst, so brach zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein „neues technisiertes Zeitalter“ aus.
56. Ausstellung im Klee-Zentrum
Die Folgen dieser Wandlungen sind bis in unsere Zeit spürbar. „Apparate – Automaten – Beschleunigung“ sind Begriffe, mit denen sich die damalige Gesellschaft befassen musste. Die 56. Ausstellung im Zentrum Paul Klee dokumentiert die Auseinandersetzung des Künstlers mit der Welt der Technik, dieses auf recht anschauliche und diverse Weise.
Von Zeichnungen über gemalte Bilder bis zu Standfiguren und Skulpturen, Fotografien, Karten sowie Textfragmenten, alles ist dabei. Paul Klee war kein Konservativer, der sich allen Neuheiten versperrte, vielmehr begegnete er dem „Rausch der technischen Entwicklung mit kritischer Distanz und kommentierte ihn in zahlreichen Werken“.
Trotz positiver Auswirkungen „löste der technische Fortschritt auch Ängste, Depressionen, Überreizung und Erschöpfung“ bei vielen Menschen aus. Die negativen Reaktionen von damals würde man heute mit „Burnout“ bezeichnen, notiert das Zentrum im Vorfeld der Ausstellung, die sich in die fünf Kapitel „Roboter und Cyborgs, Mechanik und Dynamik, Fotografie, Mikroskopie und Röntgen, Geometrie und Konstruktion sowie Rhythmus und Polyphonie“ gliedert.
Die von ihm eingesetzte Technik variiert, wobei er auch mal mit Hilfe der Spritztechnik und Schablonen eine „Alternative zu Fotogrammen“ erfindet. Andere Hilfsmittel erlauben ein tieferes Eindringen des Sehens, sodass Kunst, wie Klee es zu formulieren mochte, „nicht das Sichtbare wiedergibt, sondern sichtbar macht“.
Klee ist für seine zahlreichen Bilder geometrischen Aufbaus bekannt, doch setzt er sich etwas vom strengen Konstruktivismus ab und prägt seinen eigenen „Expressionismus“. Zeugnis davon sind etwa seine Quadrate, die nicht „mit dem Lineal“ gezogen sind, auch mischt er die Primärfarben zu „gebrochenen Farbtönen“.
Wer sich die Schau mit rund 90 Werken anschaut, stellt fest, wie aktuell sein Œuvre ist, sodass von den heutigen Herausforderungen ausgehend die Nachfolgeausstellung „Paul Klee. Alles wächst“ durchaus logisch scheint.
Der Lebensweg des kritischen Geistes Paul Klee hat ihn von Bern nach München, durch mehrere Länder und später in andere deutsche Städte geführt, doch 1933 wird er auf Druck der Nazis aus seiner Lehrtätigkeit in Düsseldorf entlassen. Er kehrt Ende 1933 in seine Schweizer Heimatstadt Bern zurück. Seine Kunst wird als „entartet“ eingestuft und offen an den Pranger gestellt. Er arbeitet trotz gesundheitlicher Probleme weiter und nach einem äußerst produktiven Jahr 1939 (insgesamt 1.253 Werke in nur zwölf Monaten) stirbt er am 29. Juni 1940 in Locarno-Muralto.
Nach der Technik folgt die Natur
Das ihm gewidmete Zentrum, das von Maurice E. und Martin Müller sowie den Erben Paul Klees in Anerkennung und Würdigung seines Werkes gegründet wurde, plant regelmäßig neue Klee-Ausstellungen. Nach seiner Auseinandersetzung mit Fortschritt und Technik als Lebensader der Moderne Anfang des letzten Jahrhunderts wird nun seine Beziehung zur Natur unter die Lupe genommen.
Bereits im jugendlichen Alter zeichnete er Pflanzen naturgetreu nach, später begeisterte er sich generell für „natürliche Wachstumsvorgänge“. Ihm lag daran, „lebendige Formen“ zu schaffen. Er sammelte Pflanzen, ordnete diese neben anderen Lebewesen wie Muscheln, Meeresschnecken, sodass derartige Objekte nun gepaart mit Werken des Künstlers in einer kommenden Ausstellung präsentiert werden. Zum besseren Verständnis gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm.
Läuft diese Expo bereits ab dem 20. Mai, so kommt es erst ab dem 3. Juni zur Parallel-Expo der polnischen Künstlerin Monika Sosnowska. 1972 in Ryki geboren, geht sie aus „osteuropäischer Perspektive“ an die Moderne heran und zeigt hier in einer Einzelausstellung Modelle, Skulpturen und Fotografien aus ihrem Atelier. Es erscheint auch ein diesbezüglicher Katalog.
Interessant am Zentrum Paul Klee ist somit dieser Dialog einer Klee-Ausstellung mit den Werken eines eingeladenen Künstlers. Nach Monika Sosnowska folgt ab dem 7. Oktober „Kosmos Klee. Die Sammlung“ und ab dem 10. November „Hannah Höch. Montierte Welten“. Das Zentrum in Bern ist entweder mit dem Privatauto oder einem Linienbus, der mit „Zentrum Paul Klee“ gekennzeichnet ist, leicht zu erreichen.
Info
Zentrum Paul Klee, Monument im Fruchtland 3, CH-3006 Bern, info@zpk.org
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