Der ärmste Staat der EU liegt beim Bevölkerungsschwund ganz vorn. Allein im letzten Jahrzehnt ist Bulgariens Einwohnerzahl laut den im Oktober veröffentlichten Ergebnissen der Volkszählung von 2021 um weitere 11,5 Prozent auf 6,5 Millionen Menschen zurückgegangen. Neben Lettland ist Bulgarien damit der einzige Staat Europas, in dem heute weniger Menschen leben als 1950.
Auch der Blick in die Zukunft kann Bulgariens besorgte Demografen kaum beruhigen. Laut UN-Berechnungen wird die Zahl der Bulgaren bis 2050 mit 5,4 Millionen gegenüber ihrer Höchstzahl von rund neun Millionen Mitte der 80er Jahre gar um 40 Prozent schwinden: Bulgarien hat damit laut den UN die am schnellsten schrumpfende Bevölkerung der Welt.
Ähnlich wie in anderen ost- und südosteuropäischen Staaten sind für Bulgariens Bevölkerungsrückgang die anhaltende Emigration, die hohe Sterblichkeit und sinkende Geburtenraten verantwortlich. Wegen der Folgen der Corona-Pandemie kletterten die Totenzahlen im Land der Impfmuffel 2021 auf ein neues Rekordniveau. Die Geburtenzahlen gehen derweil nicht zuletzt wegen der anhaltenden Abwanderung jüngerer Fachkräfte zurück: Seit dem EU-Beitritt von 2007 hat sich der nach der Wende 1989 eingesetzte Exodus noch einmal kräftig verstärkt.
Nur die Großstädte wie Sofia, Varna oder Burgas weisen stabile oder gar leicht steigende Einwohnerzahlen auf. Der Bevölkerungsschwund sorgt hingegen in der Provinz für immer mehr geschlossene Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser und Läden sowie eingestellte Bus- und Zugverbindungen – und beschleunigt so die Landflucht und Vergreisung. Zuwanderer wie im Westen, die Bulgariens Bevölkerungsverlust von 50-60.000 Menschen pro Jahr kompensieren könnten, finden sich im Osten kaum: Laut der Volkszählung von 2021 leben im Auswandererland Bulgarien gerade einmal 10.459 Ausländer.
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