Bei der „Gëlle Fra“ soll in Zukunft auch der luxemburgischen Freiwilligen gedacht werden, die im Spanischen Bürgerkrieg in den Internationalen Brigaden kämpften. Die gesamte Linke schreit „Hurra“, schließlich haben die Brigadisten gegen den Faschismus gekämpft. Die Sache hat allerdings einen Haken: Indem sie die Kämpfer gegen Franco (und für die Republik) per se als Kämpfer für die Demokratie idealisieren, verfallen sie der Schwarz-Weiß-Malerei. Es ist ein grundsätzlicher Denkfehler, denn auch damals war nicht jede Republik auch eine Demokratie: Was heute für die Türkei und China gilt, galt damals für Nazideutschland und die Sowjetunion.
Im Spanischen Bürgerkrieg gab es auf republikanischer Seite drei verschiedene Ansichten darüber, wie eine Republik aussehen sollte: eine demokratische, eine linksradikale (Anarchisten und Trotzkisten) und eine kommunistisch-sowjetische. Nur zwei Länder halfen der Republik: Mexiko und die Sowjetunion (UdSSR). Wieso sollte ein totalitäres Regime wie die UdSSR einer demokratischen Republik helfen? – Weil Spanien nicht nur für Hitler ein Experimentierfeld war, sondern auch für Stalin. Und eines seiner Instrumente waren die Internationalen Brigaden. Moskau sandte neben Waffen auch militärische Ratgeber nach Spanien. Die Brigadisten unterstanden nicht nur einem militärischen Kommandanten, sondern in der Regel auch einem Politkommissar.
Unter den Freiwilligen befanden sich mit Sicherheit viele Idealisten, aber „dieser idealistische Elan wurde von Stalin für seine Zwecke ausgenutzt“, wie es die Historiker Stéphane Courtois und Jean-Louis Panné in ihrem Aufsatz „L’ombre portée du NKVD en Espagne“ (in „Le Livre noir du communisme“) formulieren. In Spanien kämpften zahlreiche Kommunisten, und das waren damals entweder gläubige Stalinisten oder „Abweichler“, die von den Stalinisten gemeinhin als Trotzkisten bezeichnet wurden, unabhängig davon, ob sie tatsächlich Anhänger Leon Trotzkis oder nur kritisch gegenüber der UdSSR waren.
Die Brigadisten konnten theoretisch wissen, dass ihr Kampf nicht ausschließlich gegen Franco gerichtet war. In der ersten Ausgabe der Brigadenzeitung „Le soldat de la république“ vom Februar 1937 wurden die Verbrechen gerechtfertigt: „Les Trotzkystes ont employé contre les héroïques lutteurs d’Espagne les mêmes méthodes de combat dont se sont servis les saboteurs, les espions et les terroristes condamnés au procès de Moscou.“ (aus: Les brigades internationales, J. Delperrié de Bayac, 1968). Man muss wissen, der Bürgerkrieg fand zur gleichen Zeit statt wie die „Große Säuberung“ in der UdSSR.
Die Idee für die Brigaden stammte von der Kommunistischen Partei Spaniens, die Kommunistische Internationale (Komintern) war jedoch maßgeblich an der Organisation beteiligt. Nur wenige Tage nach dem Sieg der Volksfront im Januar 1936 hatte das Sekretariat des Komintern die Kommunistische Partei Spaniens angewiesen, „einen energischen Kampf gegen die konterrevolutionäre trotzkistische Sekte“ zu führen. Die Liquidierungen von Trotzkisten und Anarchisten wurden in der Folge mit der gleichen Härte durchgeführt wie in der UdSSR. Die Auseinandersetzungen innerhalb des linken Lagers fanden schließlich ihren Höhepunkt in den Mai-Ereignissen von Barcelona (4.-8. Mai 1937), einem Konflikt, den die Stalinisten für sich entschieden. Die allgemeine linke Begeisterung für die Brigaden erklärt sich aus der Tatsache, dass die Geschichte in der Regel von den Siegern geschrieben wird.
Vor diesem Hintergrund ist es unangebracht, global jeden Einsatz für die spanische Republik als Kampf für Demokratie und Menschenrechte hochzustilisieren.
Auf der einen Seite Franco Anhänger, auf der anderen Seite Kommunisten Anhänger egal von welcher Richtung. Keine Seite verdient auch nur den geringsten Respekt.
@Grober: Aber gut recherchiert und sehr informativ, sorry! Ihre persönlichen Bekanntschaften und Sympathien in allen Ehren, aber damit kann ich wenig anfangen. Mit der historischen Perspektive inklusive Quellenangabe, die der Artikel bietet, aber schon mehr!
@Grober:Dieser Dreckskerl, wie Sie Ihn nennen , wurde aber von der gesamten europäischen Politik, wie auch anderen Staaten nach 1945 hofiert, unterstützt. Und auch der europäische Bürger hat diesen Dreckskerl ,durch den massiven Tourismus ins sonnige Spanien , mitfinanziert. Mitgegangen,Mitgehangen.
Bis vor kurzem konnten die Anhänger eines der grössten Dreckskerle der europäischen Geschichte ihrem "Caudillo" in Valle de los Caídos huldigen und noch immer ist der Franquismus in Spanien präsent. Deshalb ist es wohl auch angebracht, seinen Gegnern ein Andenken zu setzen. Mich interessieren die Fraktionen innerhalb der Internationalen Brigaden herzlich wenig. Mich interessiern vor allem die Luxemburger, die dort als Freiwillige gegen den Mörder Franco gekämpft haben. Und ich hatte die Ehre, in den 70er Jahren auf der Escher Gemeinde einen dieser Freiwilligen kennenzulernen, nämlich Nic Pütz, der dort als Totengräber arbeitete. Ich hab diesen Mann respektiert und mir war es sowas von gleichgültig, ob er nun als Kommunist, Anarchist, Sozialist oder einfach nur als Antifaschist gegen Franco gekämpft hat. Ehre seinem Andenken! Deiser Artikel war wenig nützlich, sorry!
Mir sind die lieber , die den damaligen zeitgeschichtlichen Umständen der Zeit angepasst und unwissend , den Faschismus bekämpft haben, als für ihn zu kämpfen, das Leiden vieler Menschen dadurch verlängert haben. Nicht lieb sind mir jene, trotz anderen zeitgeschichtlichen Umständen ,die die in den 60,70,80 ziger auf die Straße gingen , die von Ihnen genannten kommunistischen, sozialistischen Staaten, Parteien , Ideen hochlobten, wohlwissentlich der Gefahr für unsere Freiheit von diesen ausging, den verübten Verbrechen .
Man merkt, dass die Generation der Zwangsrekrutierten so gut wie verschwunden ist. Vor 20 Jahren wäre dies noch nicht möglich gewesen.
Wer an Herrn Molinaros Aussagen zweifelt, dem sei geraten, folgende Bücher zu lesen: George Orwell " Homage to Catalonia -Penguin -",
Bartolomé Bennassar " La guerre et ses lendemains d'Espagne - Perrin -",
Antony Beevor " Der spanische Bürgerkrieg - C.Bertelsmann -".
Viele Brigadisten waren an der Tötung von andersdenkenden Waffenbrüdern ( Anarchisten, Trotzkisten, Sozialdemokraten, Liberalen usw. ) beteiligt. Stalin, Komintern, NKWD und die vielen willigen Helfer wollten es so.
Sollte bei der " Gëlle Fra " der Brigadisten gedacht werden, dann bitte Iossif Vissarionowich Dschugaschwilli = Stalin nicht vergessen.
Starke Analyse. Vielen Dank H. Molinaro für diese wichtige historische und geschichtspolitische Einordnung.
"denn auch damals war nicht jede Republik auch eine Demokratie:"
Wir haben unserem Adeligen ja auch den Marsch geblasen als er sich als 'Herrscher' aufgespielt hat.
Wenn er so weiter macht wie in der letzten Zeit, dann bekommen wir auch bald eine Republik.
Hoffentlich.
Herr Molinaro, sie schreiben: „Die gesamte Linke schreit „Hurra“, schließlich haben die Brigadisten gegen den Faschismus gekämpft. Die Sache hat allerdings einen Haken: Indem sie die Kämpfer gegen Franco (und für die Republik) per se als Kämpfer für die Demokratie idealisieren, verfallen sie der Schwarz-Weiß-Malerei. Es ist ein grundsätzlicher Denkfehler, denn auch damals war nicht jede Republik auch eine Demokratie“ - Ich denke, dass sie Herr Molinaro hier einen grundsätzlichen Denkfehler begehen. Nämlich den, dass sie annehmen, Die Linke (und auch extreme Teile anderer Linksparteien, auch der Lsap), gehe es um Demokratie. Die Linke ist nach wie vor eine Abspaltung der KPL (die bis heute der Sowjietunion nachtrauert) und auch viele Politiker der Lsap, darunter mindestens ein Minister und auch mindestens eine Bürgermeisterin aus dem Canton Capellen, machen keinen Hehl daraus, wenn sie sie fragen, dass ihr Herz weitaus linker schlägt, als es die Lsap eigentlich zulässt. Viele Befürworter des Denkmals sind sich durchaus bewusst, dass es hier nicht um Demokratie geht. Diesen Menschen einen Denkfehler zu unterstellen ist der eigentliche Denkfehler, und sehr naïv.