„Es ist keine Überraschung mehr und es ist ein bekanntes Gesicht“, sagt Hochschulminister Claude Meisch auf der Pressekonferenz. Seit dem 1. Januar hat Jens Kreisel die Leitung der Universität auf Belval für fünf Jahre übernommen. Das Mandat kann einmal erneuert werden. Meisch betont, dass es das erste Mal sei, dass ein Rektor aus den Reihen der Uni selbst stamme. Dennoch seien alle Formalitäten eingehalten worden, indem eine nationale sowie internationale Stellenausschreibung erfolgte, bekräftigt Massimo Malvetti, Generalsekretär des Verwaltungsrates der Uni.lu. Am Ende sei der am besten geeignete Kandidat angenommen und vom Verwaltungsrat als Rektor nominiert worden.
Das ist vielleicht der Grund, wieso ich mich hier auf dem Campus in der Nähe der Hochöfen relativ wohlfühle. Wenn ich hier über den Campus laufe, dann habe ich das Gefühl, zu Hause in Dortmund zu sein.
Jens Kreisel ist 1969 in Dortmund geboren und aufgewachsen. Im Ruhrgebiet also. „Das ist vielleicht der Grund, wieso ich mich hier auf dem Campus in der Nähe der Hochöfen relativ wohl fühle“, sagt er. Den Strukturwandel im Ruhrgebiet hat er miterlebt. Es ist die Zeit gewesen, an der die Industrie gewichen ist und mehr Platz für die Universitäten und Forschungseinrichtungen gemacht hat. „Wenn ich hier über den Campus laufe, dann habe ich das Gefühl, zu Hause in Dortmund zu sein.“ Kreisel hat insgesamt 16 Jahre in Frankreich gelebt und gearbeitet.
Der neue Rektor ist ausgebildeter Physiker und Materialwissenschaftler. Er studierte in Karlsruhe, Lyon und Grenoble und erlangte ein deutsches und ein französisches Masterdiplom. Danach promovierte er in Grenoble. 1999 erhielt er dort sein Doktorat im Bereich der Physik der Materialien, um anschließend seinen Post-Doc in Oxford abzulegen. Es zog ihn zurück nach Frankreich, wo er in Grenoble bis 2011 Forschungsdirektor am „Centre national de la recherche scientifique“ (CNRS) war. Die Zeit in Grenoble sei eine tolle Zeit gewesen, so Kreisel. „Es hat mein Herz als Forscher richtig schlagen lassen.“ Bevor der neue Rektor 2012 nach Luxemburg kam, legte er an der Universität von Warwick in Großbritannien noch ein wissenschaftliches Sabbatjahr ein. „Dort habe ich mich als Forscher fast neu erfunden“, sagt er dazu.
Langfristige Strategie
Seit zehn Jahren lebt Jens Kreisel mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Luxemburg. Während seines Aufenthalts in Warwick wurde er gefragt, ein Department am CRP-Lippmann („Centre de recherche public“) zu übernehmen. Dabei handelte es sich um das Materialwissenschaftsdepartment. Kreisel bekam die Aufgabe, im Rahmen der Fusion von CRP-Lippmann und CRP-Tudor die Fusion im Bereich Materialwissenschaften zu leiten. „Das war eine spannende Aufgabe, auch wenn sie nicht einfach war“, sagt er. Jedenfalls sei dies eine gute Vorbereitung auf seine späteren Aufgaben an der Universität gewesen. Nach der Fusion entstand das heutige LIST („Luxembourg Institute of Science and Technology“). 2013 erhielt Jens Kreisel vom FNR („Fonds national de la recherche“) den „Excellence Award for Research in Luxembourg“ („PEARL“), der mit 5 Millionen Euro dotiert war.
Nach sechs Jahren am Forschungsinstitut LIST bewarb er sich 2018 für das Vize-Rektorat für Forschung an der Uni.lu. „In den vier Jahren habe ich die Universität richtig gut kennengelernt“, berichtet er. Auch seine Kenntnisse über Luxemburg habe er weiter ausbauen können. Von der Uni aus konnte er die Zusammenarbeit zwischen den Instituten und der Hochschule weiter vorantreiben, diesmal von der anderen Seite. So gründete er die erste interdisziplinäre Forschungsgruppe zwischen LIST und Universität. Zusammen mit unter anderem dem ehemaligen Rektor Stéphane Pallage führte Kreisel die Universität durch die Covid-Zeit. 2020 haben sie eine langfristige Strategie für die kommenden Jahre ausgearbeitet. „Und jetzt als neuer Rektor habe ich die Chance, diese von mir mitentwickelte Strategie umzusetzen“, sagt Kreisel. „Das ist ein Geschenk Gottes.“ Der neue Rektor betonte, dass die neunmonatige Übergangszeit zwischen ihm und Pallage hervorragend geklappt habe. Das sei nicht selbstverständlich.
Eine seiner Stärken sei die langfristige Strategie-Entwicklung, sagte Kreisel. „Ich versuche nicht nur die Universität im Blick zu haben, sondern das große Umfeld in Luxemburg.“ Dazu gehören für ihn insbesondere die luxemburgischen Institute und die internationale Positionierung der Universität. Die langfristige Strategie der Uni.lu ist auf 15 bis 20 Jahre ausgelegt. Dabei werde erörtert, wo in Zukunft Europa steht, wo such Luxemburg und die Universität darin wiederfinden. Drei große Themen seien dabei aufgegriffen worden: Medizin und Gesundheit, digitale Transformation der Gesellschaft, was sich für interdisziplinäre Themen anbiete, sowie Nachhaltigkeit. Letzteres liegt Jens Kreisel ganz besonders am Herzen.
Die Schwäche der Uni.lu
In den Bereichen der ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit habe die Uni bereits viel erreicht. Allerdings sei die Universität bei den Themen Umwelt und Klima nicht vernünftig positioniert. Kreisel bezeichnet dies als die Schwäche der Universität Luxemburg. Deshalb habe die Uni.lu entschieden, sich verstärkt in der interdisziplinären Forschung zu diesen Themen zu positionieren, und einen internationalen Ideenwettbewerb ausgeschrieben, bei dem Interessierte ihre besten Ideen, Konzepte und Leute schicken können. Im Gegenzug will die Uni ein interdisziplinäres Forschungszentrum zu Umweltthemen mit 150 bis 200 Personen errichten, um diese Vision in und mit Luxemburg umsetzen zu können. Der Wettbewerb ist nun abgeschlossen und die Auswertungen laufen. „Wir nehmen das Thema Nachhaltigkeit ernst“, sagt Kreisel. „Die Ambitionen, die ich gemeinsam mit der Universität habe, möchte ich in konkrete Projekte umsetzen.“
Ich habe zwei Herzen in meiner Brust, eines als Wissenschaftler und eines als eine Person, die gerne gestaltet
Insgesamt hat die Interdisziplinarität für Jens Kreisel eine große Bedeutung. Deshalb besteht die Ambition der Uni.lu unter seinem Rektorat darin, ein wichtiger Partner zu werden, sowohl national als auch international. Diese Vision will er konkret umsetzen: „Ich möchte, dass sich die Universität sehr stark mit strategischen Partnern aufstellt, weil die Fragen unserer Zeit schlicht und einfach zu groß sind, um sie alleine anzugehen.“
Über seine Person sagt der Rektor: „Ich habe zwei Herzen in meiner Brust, eines als Wissenschaftler und eines als eine Person, die gerne gestaltet.“
Max-Planck-Institut
Das Max-Planck-Institut soll laut Hochschulminister Claude Meisch spätestens 2026 in die Universität Luxemburg integriert werden. Unter welcher Form dies passieren wird, muss noch erörtert werden. Hintergrund ist, dass der Vertrag mit der Max-Planck-Gesellschaft ausläuft. Durch das Integrieren des Instituts in die Fakultät könne man in Zukunft die Präsenz des Max-Planck-Instituts in Luxemburg sichern.
Voll dynamisch mit zwei Herzen,
ein Superstar.
Guten Tag Herr Kreisel,
1933 brach eine Katastrophe über Luxemburg herein. Es war keine Naturkatastrophe. Eine wissenschaftliche Aufklärung steht bis heute aus. Für weitere Auskünfte stehe ich zur Verfügung.
MfG
Robert Hottua