Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Wenn am kommenden Sonntag 25 Jugendliche aus Luxemburg im US-Städtchen La Crosse im Bundesstaat Wisconsin eintreffen, wird ein Projekt umgesetzt, auf das die Verantwortlichen schon eine Zeit lang hinarbeiten. Was vor sieben Jahren mit einer privaten Reise des Physiklehrers Marc Zimer seinen Lauf nahm, gipfelt nun in einem einmonatigen Austausch, bei dem die Schüler nicht nur die Vereinigten Staaten kennenlernen sollen, sondern auch das alltägliche Leben in einer amerikanischen Familie.
Zwischenzeitliche Höhepunkte gab es schon mehrere in den letzten Jahren. Den Auftakt machte ein digitaler Austausch ab Herbst 2020, bei dem sich Schüler vom „Lënster Lycée“ regelmäßig per Videochat mit Alterskollegen der „Aquinas High School“ unterhielten. Aufgrund des Erfolgs des Projekts sollte aus dem virtuellen Termin rasch ein wirkliches Treffen werden. Doch machte zu diesem Zeitpunkt die Pandemie dem Unterfangen einen Strich durch die Rechnung.
Dank des unermüdlichen Einsatzes der Verantwortlichen auf beiden Seiten brach der Kontakt aber nicht ab. Im Gegenteil: Inzwischen ist dem Projekt eine wahre Städtepartnerschaft entwachsen, die Anfang des Jahres mit der Unterschrift eines internationalen Abkommens zwischen den zwei Sister Cities offiziell besiegelt wurde. Das Dokument wurde im Rahmen einer virtuellen Zeremonie von Bürgermeister Romain Reitz in Luxemburg und Mayor Mitch Reynolds in den USA signiert, während US-Botschafter Tom Barrett mit seiner Anwesenheit der Partnerschaft seinen Segen erteilte.
Heimat der Luxemburger
Alles begann mit einem Museumsbesuch vor sieben Jahren. Auf seiner Reise durch Wisconsin machte Zimer auch Halt in Belgium, dem „Home of the Luxembourgers“, wie sich die kleine Ortschaft nördlich von Milwaukee stolz nennt. Seit Jahren treffen sich dort die Nachfahren Luxemburger Auswanderer zum jährlichen „Luxembourg Fest“. Herzstück der Feierlichkeiten ist das „Luxembourg-American Cultural Center“, das 2010 am Rande des 2.500-Seelen-Orts eröffnet wurde. Neben einem Ahnenforschungszentrum ist im Kulturzentrum auch das „Roots and Leaves Museum“ beheimatet, das auf eindrucksvolle Art und Weise die Geschichte der Luxemburger Auswanderer in die Vereinigten Staaten illustriert und die Beziehungen zwischen beiden Ländern beleuchtet.
Über das Museum und die „Luxembourg American Cultural Society“ (LACS) wurden anschließend Kontakte zur „Aquinas High School“ in La Crosse geknüpft, die zuletzt kontinuierlich ausgebaut wurden. So sind mit der „Central High School”, der „Viterbo University” und der „University of Wisconsin” noch weitere Bildungseinrichtungen zur Partnerschaft hinzugestoßen. Gleichzeitig haben schon etliche Vereine aus dem Großherzogtum Interesse an einer engeren Zusammenarbeit mit Vereinigungen in Wisconsin angemeldet.
Nun ist es an der Reihe der Lënster Schüler, La Crosse einen Besuch abzustatten. Drei Wochen lang werden sie in Gastfamilien aufgenommen, die ihnen das Leben und den Alltag in einer amerikanischen Kleinstadt näherbringen werden. Die 25 Schüler im Alter zwischen 16 und 18 Jahren werden die „High School” besuchen und Universitätsluft schnuppern. Dabei werden sie Kurse besuchen, an gesellschaftlichen Events teilnehmen, sportlichen Begegnungen beiwohnen und ihre amerikanischen Alterskollegen in ihrem Alltag begleiten.
„Schwerpunkt unserer Reise ist der kulturelle Austausch zwischen beiden Ortschaften”, betont Physiklehrer Marc Zimer. Ziel sei es, den jungen Menschen aus Luxemburg die amerikanische Kultur näherzubringen. „Um die mehr als hundertjährige Freundschaft zwischen beiden Ländern weiterzuführen und Brücken zu den Nachfahren Luxemburger Auswanderer zu schlagen, die sich in dieser Region niedergelassen haben”, erklärt der Organisator der Reise.
Zu Besuch in der Windy City
So sind in den kommenden Tagen auch Treffen mit Vertretern der luxemburgisch-amerikanischen Gemeinschaft vorgesehen. Bei einem Besuch des Kulturzentrums in Belgium werden sich die Jugendlichen etwa mit Direktorin Patricia Lutz und Honorarkonsul Mike Ansay austauschen können. Davor steht aber auch klassisches „Sightseeing“ in Chicago und Milwaukee auf dem Programm. Zu den Höhepunkten zählen zweifellos der Besuch eines Baseball-Spiels, ein Ausblick vom zweithöchsten Wolkenkratzer von Chicago sowie ein Abstecher zum Irish Fest in Milwaukee.
Die Schüler freuen sich auf die bevorstehenden Tage und Wochen: „Ich bin wirklich gespannt auf den ,American Way of Life’“, meint etwa Rik. Es interessiere ihn, inwiefern sich der Alltag in den Vereinigten Staaten vom Leben in Europa unterscheidet. Ähnlich sieht es auch Elma: „Ich freue mich auf den Alltag in meiner Gastfamilie“, so die junge Frau. Auch sie sei neugierig, was die Unterschiede zum eigenen Leben angeht. „Ich will aber auch sehen, wie amerikanische Kleinstädte aufgebaut sind.“
Alyssa freut sich indessen auf die „High School“. „Und darauf, Dinge zu entdecken, die es in Luxemburg nicht gibt, etwa in Restaurants oder Supermärkten“, meint die Jugendliche mit einem Augenzwinkern. Mitschülerin Rania geht es genauso. Sie sei zwar schon in den Vereinigten Staaten gewesen, allerdings habe sie noch keine „High School“ besucht. „Ich bin gespannt darauf, ob sich die vielen Klischees bewahrheiten werden, die wir aus den Filmen kennen“, so die Schülerin. Sie sei aber auch neugierig auf neue Sportarten, die es in Luxemburg nicht gibt. „Wie Cheerleading“, lacht Rania.
Die Delegation des LLIS (Lënster Lycée International School) umfasst 25 Schülerinnen und Schüler zwischen 16 und 18 Jahren. Begleitet werden sie von drei Lehrern und einem Journalisten. Los ging es gestern mit dem Flug nach Chicago. In zwei Tagen geht es über Milwaukee und Belgium nach La Crosse, wo die Delegation am Sonntag ankommt. Anschließend werden die Jugendlichen drei Wochen lang in Gastfamilien leben. Während dieser Zeit werden die Schüler regelmäßig von ihren Abenteuern berichten, und das im Tageblatt sowie auf Tageblatt.lu.
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