Der Mann, der die Vereinigung „Simourq“* und die gleichnamige Website aufgebaut hat, heißt Ehsan Tariani. Er kam 2005 als Flüchtling aus dem Iran nach Luxemburg. Der Journalist und Übersetzer weiß aus eigener Erfahrung, welche Informationen Neuankömmlinge brauchen – und welche Nachrichten für sie von Belang sind.
Während seines Studiums im Iran zum „Ingenieur in Biomechanik” arbeitete er nebenbei als Journalist. Wegen eines Artikels über die Rechte von Arbeitern, den er 2004 oppositionellen Gruppen im Ausland zukommen ließ, sei er 48 Stunden in Polizeigewahrsam genommen und verhört worden, erzählt er. Einer zweiten Festnahme konnte er sich entziehen. Sein Vater brachte ihn an die Grenze zur Türkei, von wo aus ihm über Griechenland die Flucht nach Westeuropa gelang.
„Eigentlich war mein Ziel Großbritannien, von Luxemburg hatte ich überhaupt keine Ahnung“, gesteht er. Er schaffte es bis nach Calais, wo er allerdings mehrmals von der Polizei vor der Überfahrt nach England erwischt wurde. „Dort lernte ich meine ersten Wörter auf Französisch. Es war derselbe Polizist, der mich mehrmals bei seiner Kontrolle entdeckte und mir immer sagte ‚pas de chance’. Ich sagte ihm, es habe nichts mit ‚chance’ zu tun, dass ich immer wieder bei der Überfahrt erwischt werde, sondern das sei den strengeren Grenzkontrollen nach dem Terroranschlag vom September 2001 in New York geschuldet.“
Als er noch 50 Euro besaß, entschied er sich für einen „Kurswechsel“, und fuhr nach Brüssel. Dort sei es aber auch kompliziert gewesen, und andere Iraner erzählten ihm von Luxemburg. „Bis dahin wusste ich nicht einmal, dass Luxemburg ein unabhängiges Land ist; ich dachte, Luxemburg wäre eine Stadt in Deutschland.“
Im August 2005 – „es war während der Schobermesse“ – sei er schließlich in Luxemburg angekommen. Den Flüchtlingsstatus habe er relativ schnell, nach nur vier Monaten, erhalten. „Ich glaube, ich war der erste Kurde aus dem Iran in Luxemburg.“ Tariani stammt aus der kurdischen Stadt Sanandadsch im Iran.
Erfahrungen weitergeben
Seine Erfahrungen als Flüchtling wollte er anderen zugutekommen lassen. Da es hierzulande keine Vereinigung gab, die alle Iraner unabhängig von ihrer Religion oder politischen Einstellung vertrat, gründete er „Iranian Lux“; 2020 wurde der Name in „Simourq Asbl, Association of Intercultural Kindness in Luxembourg“ geändert, um nach außen hin zu zeigen, dass die Vereinigung allen persischsprachigen Zuwanderern offensteht, also auch Afghanen und Tadschiken, und nicht ausschließlich Iranern. Simourq bietet heute eine breite Palette an Dienstleistungen und Hilfen im sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich an und versteht sich als Instrument zur Integration.
Auf der Website simourq.com finden persischsprachige Neuankömmlinge eine Fülle an Informationen. Aus eigener Erfahrung weiß Ehsan, welche Informationen sie vorrangig brauchen, und das seien vor allem ganz praktische Tipps bezüglich der gängigen Verwaltungsschritte. „Un guide pour vivre au Luxembourg“ erklärt in persischer Sprache u.a., wie man sich auf guichet.lu einschreibt oder wie man einen ausländischen Führerschein gegen einen luxemburgischen umtauscht.
Auch wenn auf der noch jungen Website simourqnews.com Nachrichten aus allen Bereichen, so auch der Politik, zu lesen sind, unterstreicht Tariani, dass die Vereinigung selbst sowohl areligiös als auch apolitisch ist. „Unser Ziel ist es, das Bewusstsein der Zuwanderer zu schärfen und sie bei ihrer Integration in die luxemburgische Gesellschaft zu unterstützen.“ Das Besondere an der Nachrichtenauswahl sei, dass sie von Immigranten wie ihm selbst getroffen wird. 24 Freiwillige helfen ihm dabei. „Immigranten können am besten einschätzen, welche Nachrichten für andere Einwanderer interessant sein können.“
Anders als die Informationen auf simourq.com, die in persischer Sprache sind, sind die Nachrichten auf simourqnews.com zusätzlich auf Kurdisch, Arabisch und Englisch.
Was Tariani allerdings bedauert, ist die mangelnde Hilfe von staatlicher Seite für die „Simourq asbl“: „Wir haben schon mehrere Anträge auf finanzielle Unterstützung bei mehreren Ministerien gestellt, doch erhielten stets eine Absage. Warum, das weiß ich nicht.“
* Simourq ist ein Fabelwesen der persischen Mythologie, es gilt als König der Vögel sowie Schutzvogel und soll übernatürliche Kräfte haben.
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