Die Reprise in den Galerien kündigt sich in diesen Tagen an. Mehrere Expo-Eröffnungen sind geplant. Wie im auslaufenden Kunstjahr werden auch diese unter Pandemie-Bedingungen organisiert, doch sollte dies der Qualität der gezeigten Werke nichts anhaben. Bevor es richtig losgeht, sorgen einige Ausstellungen, die bis ins laufende Jahr hinein reichen, für sehenswerte Galerie-Erlebnisse, etwa die Robert-Brandy-Schau „Stay involved“ in der Galerie „Ceysson & Bénétière“ in Windhof. Es ist nicht das erste Mal, dass Brandy diese üppigen Räumlichkeiten nutzen darf, doch ist ihm diesmal mit dem von Sandra Lieners gestalteten Raum „Interlude“ ein neues schwer zu definierendes Pendant beigesetzt worden. Nach seiner Performance „Face à lui-même“ im MNHA, in der sein künstlerisches Schaffen von den Anfängen über seine „weiße Periode“, das „Spiel mit Trägern und Oberflächen“ oder Randerscheinungen wie sein fiktiver „Bolitho Blane“ bis zur „Rückkehr zur Farbe“ aufgezeigt wurde, ist nun eine Galerie-Expo dran.
Mit „Stay involved“ blättert er auch in seinem reichhaltigen Kunstarchiv, zeigt Werke aus diversen Epochen, um am Ende seine neue Farb- und Formpalette in Schwarz, Gelb-Orange und Weiß samt Zusatztönen breit zu präsentieren. Ob die Dominante „Schwarz“ in schwungvoller Manier auf die Leinwand und/oder das Papier gezaubert im Endeffekt gegenüber früheren farblich ausgewogeneren Kompositionen die Kunstfreunde überzeugen wird, dürfte sich zeigen. Er hat jedenfalls den Schritt in eine neue Richtung gewagt, und das ist anzuerkennen. Die sicherlich talentierte Sandra Lieners liefert hier jedoch eine Art „Zwischenspiel“ ab. Viele verschiedene Stile, einige beeindruckende Werke, doch die globale „Wand“ mit zahlreichen recht unterschiedlichen, teils provokativen Kunstmomenten zeigt, dass sie ihren Weg noch sucht. Diese Doppel-Expo Brandy-Lieners läuft noch bis zum 19. Februar.
Brandenburger und Dammann
Greifen wir aus den angekündigten Ausstellungen, die in diesen Tagen eröffnet wurden oder werden, zwei der mit Holz arbeitenden Künstler heraus. Im Kulturhaus Niederanven feierte Max Dammann am Dienstag seine Vernissage mit bizarren Objekten, die er „zwischen Determination und Zufall, Messung und Vermessenheit“ definiert und dabei präzisiert, er richte seinen artistischen Fokus auf „Unschärfen“. In Hildesheim studierte er, in Schweden war er vorübergehend wohnhaft, nun arbeitet er als Schreiner in Luxemburg, gestaltet seine Kunstwerke aus Materialien wie Keramik, Glas oder Holz und Dingen aus dem alltäglichen Leben. Es sind dies teils bewegte Objekte, die den Beobachter perplex werden lassen dürften, dies im Gegensatz zu den stummen Wächtern diverser Spielart, die der bekannte Holzkünstler Pit Brandenburger kreiert. Unter dem Titel „Sentinelles“ zeigt er seine hölzernen Wächter, die er immer wieder neu erfindet, teils auch mit Innenleben füllt, ab dem 15. Januar in der „Valentiny Foundation“ in Remerschen.
Zu den Ausstellungen, die 2021 begonnen haben und uns erhalten geblieben sind, gilt es, die Retrospektive Jean-Pierre Adam im Kunstzentrum „Nei Liicht“ und dem Zentrum „Dominique Lang“ in Düdelingen zu erwähnen. Menn Adam, wie er meist genannt wurde, hat in diversen Positionen das Luxemburger Kunstleben bis zu seinem Ableben im Jahr 2014 immer wieder allein oder im Verbund mit anderen Künstlern animiert. Er unterhielt zeitweilig gar eine Galerie, die für andere Künstler offen stand, in Düdelingen. Er hinterließ ein umfangreiches Œuvre, das die Stadt Düdelingen, in der er zuletzt wohnte, nun mit dieser breit angelegten Retrospektive würdigt. Diese Hommage ist noch bis zum 27. März in den beiden Kunstzentren der „Forge du Sud“ programmiert.
Industrielles Kulturgut als Foto-Dokumentation
Wer bis zum 22. Januar nach Esch/Alzette kommt, hat die Gelegenheit, ein Stück Industriegeschichte des Südens anhand von Fotos im Rahmen des Salons des „Photo-Club Esch“ in der Galerie des Theaters neu zu erleben. Diese von Yves Bassi und Jos Rinaldi zwischen 1961 und 2000 realisierten Schnappschüsse bilden eine einzigartige, künstlerisch sehenswerte Dokumentation über die Stahlindustrie und das Land der roten Erde.
In der Tat, passend zu der Erkenntnis, dass das industrielle Kulturgut ob der rasanten Entwicklung dieser Region nicht vergessen werden darf, ist diese Expo vor Eröffnung der Festlichkeiten von „Esch 2022“ wichtig. Zukunft wird nur dort entstehen, wo die Basis dafür in der Vergangenheit gelegt wurde, so oder ähnlich sagte es bereits der ehemalige Kulturminister Robert Krieps, dem die Stadt Esch/Alzette im Endeffekt auch das Label „Europäische Kulturhauptstadt“ zu verdanken hat, ergriff er doch seinerzeit erstmals die Initiative, Luxemburg kulturell auf die europäische Landkarte zu setzen, auch wenn andere nach ihm die Chance hatten, das Projekt auszuführen.
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