Mit Blick für Statistik: Der Norrköping-Profi Lars Gerson vor dem Quali-Auftakt gegen Litauen

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Obwohl Norrköping-Profi Lars Gerson in der kommenden Woche sein elfjähriges Jubiläum im Dress der «Roten Löwen» feiert und sich nicht mehr an alle Details seiner Einsätze erinnert, freut ihn eine Statistik umso mehr: die Tatsache, dass er auf der Innenverteidiger-Position bei Länderspielen bisher keinen Gegentreffer kassiert hat. Vor dem Auftakt der EM-Qualifikation am Freitag gegen Litauen (20.45 Uhr im Stade Josy Barthel) kam der 29-Jährige auf Gegner, Mitspieler und die Vor- und Nachteile seiner Vielseitigkeit zu sprechen.

Malta, Senegal, Georgien: Dreimal hat Nationaltrainer Luc Holtz den Schweden-Export Lars Gerson 2018 als Innenverteidiger bei Testländerspielen eingesetzt – zweimal behauptet sich Luxemburg 1:0, gegen die Afrikaner gibt es ein torloses Remis. Eine Quote, die aufgrund der späten Umschulung des 29-Jährigen für ihn persönlich von großer Bedeutung ist. Kurzer Rückblick: Im Winter 2018 verkündet IFK Norrköping die Verpflichtung des Luxemburger Nationalspielers, der dort bereits zwischen 2012 und 2015 unter Vertrag stand. Nach drei Jahren beim Ligakonkurrenten Sundsvall kehrt der Sechser unter speziellen Voraussetzungen zurück: mit der Aussicht auf einen Stammplatz in der Dreier-Abwehrkette und der Hoffnung, nichts mehr mit Abstiegssorgen und Verletzungspech zu tun zu haben.

Ein halbes Jahr dauert die Anpassungsphase. Es läuft wie am Schnürchen. Nach den Kurzeinsätzen in der Hinrunde und dem für Sommer geplanten Transfer des isländischen Konkurrenten Jon Gudni Fjóluson etabliert sich Gerson als Innenverteidiger der von Trainer Jens Gustafsson angewandten 3-4-3-Taktik. «Fast ein bisschen schneller als erwartet», blickt Gerson mittlerweile zurück. Körpergröße (1,86 m), Ehrgeiz, Technik, Passgenauigkeit und seine langjährige Erfahrung haben ihm die Anpassung an die neuen Anforderungen vereinfacht.

«Im Mittelfeld ist es nicht unbedingt so schwerwiegend, wenn dir dein Gegenspieler davonläuft. Man kann instinktiver sein und mehr riskieren. Als letzter Mann ist das gefährlicher», resümiert er die Unterschiede. Der schwedische Vizemeister wurde in den vergangenen zwölf Monaten im Verein allerdings auf allen drei Verteidigerposten eingesetzt, am letzten Meisterschaftsspieltag sogar auf dem rechten Flügel. «Das kann ein Nachteil sein. Jemand, der nur für den zentralen Posten infrage kommt, kann sich ausschließlich darauf konzentrieren. Vielseitigkeit ist natürlich ein Vorteil, kann aber auch ein Nachteil sein.»

Die Optionen

Obwohl Gerson in seiner elfjährigen Laufbahn und den 65 Einsätzen im FLF-Dress nie zu einem lautstarken Leitwolf avanciert, scheut er sich nicht davor, Verantwortung zu übernehmen. Im Verein hat er ohnehin keine Wahl. Dort ist er mittlerweile der älteste Feldspieler. «Ich versuche, mehr zu reden», erklärte er mit einem Schmunzeln. Geschichte sind dagegen die Vorwürfe, die mit seinem zu zaghaften Zweikampfverhalten zu tun haben, sodass der 2015 von der spanischen Presse verliehene Titel «el Duro» mittlerweile tatsächlich in bestimmten Situationen zutrifft.

Zurück in Luxemburg deutet vieles auf einen Startelf-Einsatz links neben dem New Yorker Patron Maxime Chanot hin (der am Mittwoch kurz vor 15 Uhr im Teamhotel ankam), obwohl sich weder Coach noch Spieler zu tief in die Karten schauen lassen werden. An oberster Stelle steht die Tatsache, dass Gerson trotz seiner Variabilität den Großteil seiner Meisterschaftseinsätze auf der linken Seite der Dreierkette absolvierte. Mit Chris Philipps fehlt dem Luxemburger Trainer (verletzungsbedingt) ein potenzieller Kandidat für den zweiten Posten in der Zentralverteidigung. Zudem wurde Gerson auch beim Test gegen die Union Saint-Gilloise 45 Minuten auf dem besagten Posten vom Coach beobachtet. «Wir nehmen ein paar Dinge aus diesem Testspiel mit», meint Gerson.

Während dieser ersten Hälfte agiert am Dienstag Zimmergenosse Mathias Jänisch an seiner Seite. Seit den gemeinsamen Auftritten bei der U17 teilt er sich das Zimmer mit dem sechs Monate jüngeren D03-Linksverteidiger. «Wir verstehen uns nicht nur privat hervorragend, sondern auch auf dem Platz», betont Gerson. Zum Beispiel beim Länderspiel gegen Georgien, als der Mann aus Norrköping zu Jänisch passt, dessen Flanke wiederum zum Siegtreffer führt.

Der Profi aus der Allsvenskan hat im FLF-Dress selbst viermal getroffen. Die Hoffnungen auf einen guten Start in die EM-Qualifikationskampagne sind groß – ähnlich wie bei seinen letzten 90 Minuten beim 4:0 gegen Moldawien. Nach einer für ihn persönlich komplizierten Nations League (Knieverletzung und nur zwei Einsätze) wollen die «Roten Löwen» am Freitag gleich hellwach sein: «Wir sind uns bewusst, dass unsere beste Möglichkeit zu punkten beim Heimspiel gegen Litauen besteht», erklärt Gerson.