Die #MeToo-Kampagne hat in Indien einen Nerv getroffen. Wohl in keinem anderen Land der Welt gibt es mehr Frauen, die nach den öffentlichen Vorwürfen sexueller Vergehen gegen US-Prominente wie Harvey Weinstein Grund haben, sich in sozialen Medien zu Wort zu melden und «ich auch» zu sagen. Das liegt nicht nur an der riesigen Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen, sondern auch an dem großen Problem sexueller Gewalt gegen Frauen in Indien.
In wenigen Wochen jährt sich zum fünften Mal die tödliche Gruppenvergewaltigung einer Studentin in der Hauptstadt Neu Delhi, die eine Welle von Demonstrationen und schärfere Gesetze nach sich zog. Die Lage hat sich seitdem nicht deutlich gebessert. Mindestens einmal pro Woche berichten die Medien über einen neuen, furchtbaren Vergewaltigungsfall. Oft sind die Opfer Minderjährige.
Wie verbreitet hier auch sexuelle Belästigung ist, zeigte sich in den vergangenen Wochen in Sozialen Medien, nachdem Frauen in den USA begannen, mit dem Hashtag #MeToo von solchen Erlebnissen zu berichten. «Die #MeToo-Kampagne ist nur wenige Stunden nach ihrem Start in den USA in Indien aufgegriffen worden», sagt die Gründerin der feministischen Organisation KrantiKali, Bhani Rachel Bali, der Deutschen Presse-Agentur. «Zum ersten Mal werden hier soziale Medien als Ventil genutzt, um zu erzählen, was man durchgemacht hat.»
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