Nicht nur die Briten trauern derzeit um ihre Königin: Menschen in aller Welt zeigen sich vom Tod der Queen tief bestürzt. Nun kann man die Monarchie befürworten oder ablehnen. Auch ist Kritik an der britischen Kolonialmacht und den Entscheidungen, die Elizabeth II. mittragen musste, durchaus angebracht. Schadenfreude oder gar Jubel über ihren Tod sind allerdings absolut fehl am Platz.
Fakt ist: Elizabeth II. war, wie der deutsche Bundeskanzler es ausdrückt, eine Jahrhundertfigur. Eine Person, mit der ganz viele Menschen auf dieser Welt aufgewachsen sind. Eine Frau, die auf ihre ganz eigene, vornehm verhaltene Art Geschichte geschrieben hat. Wenn jetzt die verstorbene Regentin plötzlich als mordende Kolonialistin oder Nazi-Sympathisantin betitelt wird, sagt das mehr über die Urheber der pietätlosen Jubelstürme aus als über die Queen selbst.
Die britische Königin hat zugegebenermaßen eine äußerst weiße Institution verkörpert, die jahrhundertelang Millionen Menschen unterdrückt hat und bis heute mit zum Teil sehr mittelalterlichen Auffassungen operiert. Nun kann der Tod dieser Symbolfigur durchaus ein opportuner Zeitpunkt sein, um die Legitimität der Krone grundsätzlich infrage zu stellen. Respektlos ist das nicht.
Denn: Es gibt viele Argumente, die für ein Ende der Monarchie sprechen. Das Konzept ist veraltet und eigentlich nicht mehr mit den Werten einer sozialen, demokratischen Gesellschaft zu vereinbaren. Gleichzeitig können auch Kostengründe angeführt werden. So hat allein die britische Regierung den Royals 2021 rund hundert Millionen Euro überwiesen.
Doch einer alten Frau, die sich ihr Leben lang pflichtbewusst für ihr Volk eingesetzt hat, einen qualvollen Tod zu wünschen – wie es eine in Nigeria geborene US-Professorin nun getan hat – und bei Schweigeminuten in Schmährufe und Jubelgesänge auszubrechen, ist nicht nur würdelos, sondern einfach nur dumm und menschenverachtend. Und das gilt auch für jene Twitter-Nutzer, die wieder die alten Bilder einer jungen Lilibeth ausgraben, die 1933 auf Betreiben ihres Onkels einen Hitlergruß nachahmt. In der Hoffnung, der verstorbenen Regentin Nazi-Sympathien zu unterstellen oder sie gar als Rassistin abzustempeln.
Wenn gerade solche Menschen sich als erleuchtete Vorkämpfer einer gerechten Gesellschaft inszenieren wollen, dann müssen wir uns ernsthafte Fragen stellen. „Selektiven Humanismus“ nennt eine Kollegin der Welt diese Vorgehensweise, etwa strukturellen Rassismus anzuprangern, ohne belegbare Beweise dafür zu haben.
Ja, Kritik am britischen Empire ist angebracht. Ja, Australien, Kanada, Neuseeland und andere ehemalige Kolonien sollen auch über eine Abspaltung von der Monarchie nachdenken können. Es ist aber das Recht und die Pflicht der jeweiligen Bevölkerungen, diese Prozeduren selbst in die Gänge zu leiten. Alles andere entspricht wiederum nicht dem demokratischen Gedanken.
Nach allem, was man weiß, hat sich die Queen mit vielen der vorgebrachten Überlegungen auseinandergesetzt. Sie war gegen die Apartheid, befürwortete Sanktionen gegen Südafrika und hat sich zeitlebens für Versöhnung eingesetzt. Und als letzte Amtshandlung ihres Lebens hat sie eine Premierministerin bestätigt, die einem Kabinett vorsteht, das so divers ist wie noch nie eines in der Geschichte des Vereinigten Königreichs. Also kann ihr Einfluss nicht so schlecht gewesen sein.
Weshalb hat sie dsich nicht für Julian Assange eingesetzt? er war immerhin Australier, also ihr Untergebener.......
Wien d'Kroun opsetzt, dréit och d'Verantwortung an d'Vermächtnis vum genozidäre britische Räich. E qualvollen Doud muss ee kengem wënschen, mee respektéiere muss een d'Membere vun der Monarchie och net.
@Grober J-P: Keine der wichtigsten Positionen in Truss' Kabinett wird von einem weissen Mann besetzt. Ansonsten ist das Kabinett recht vielfältig:
https://www.tageblatt.lu/headlines/liz-truss-beruft-enge-weggefaehrten-und-harte-partei-rechte-in-ihr-kabinett/
"die einem Kabinett vorsteht, das so divers ist wie noch nie eines in der Geschichte des Vereinigten Königreichs. Also kann ihr Einfluss nicht so schlecht gewesen sein. "
Jetzt habe ich aber Nachholbedarf, bitte um Aufklärung!