Während der Kämpfe im Donbass im letzten Herbst verfeuerte die ukrainische Armee täglich zwischen 6.000 bis 7.000 Geschosse. Laut NATO verschossen die Russen ihrerseits zwischen 40.000 bis 50.000 Granaten täglich. Bei solchen Geschoss-Orgien gibt es zunehmend Probleme mit dem Nachschub. Die Stocks an Munition haben auf beiden Seiten stark abgenommen. Die Russen bleiben zwar hochgerüstet. Verfügen seit Sowjetzeiten über eine recht produktive Waffenindustrie. Die vorwiegend hinter dem Ural angesiedelt ist.
Die Ukraine überlebt militärisch durch die Lieferungen der NATO-Staaten, allen voran der USA. Letztere verfügen über die weltweit größte Waffenindustrie. Unterhalten auch die bedeutendsten Stocks. Dennoch sind den Produktionskapazitäten Grenzen gesetzt. Laut New York Times produzieren die USA monatlich um die 15.000 Raketen-Geschosse. Das, was die Ukrainer in drei Tagen abfeuern.
Das Leeren der Arsenale auf beiden Seiten führt die kriegsführenden Parteien auf Shopping-Touren. Russland hat sich im Iran und in Nordkorea Munition besorgt. Die Ukraine präsentiert den NATO-Staaten immer neue Wunschlisten.
Nunmehr haben Deutschland und die USA sich dazu durchgerungen, der Ukraine modernste Kampfpanzer zu liefern. Eine nicht ungefährliche Eskalation. In Deutschland bedrängten CDU/CSU, Liberale wie Grüne seit Wochen den bedächtigen Kanzler Olaf Scholz, die von Präsident Selenskyj geforderten stählernen Leoparden zu liefern. Erstaunlich, dass besonders Liberale und Grüne zu den Haupt-Einpeitschern für immer mehr Waffenlieferungen wurden. Solidarität mit der Ukraine bleibt notwendig. Doch die Panzerlieferungen aus Deutschland, USA, Polen werden die Balance nicht definitiv zugunsten der Ukraine verschieben.
Russland hat eine viel größere Bevölkerung als die Ukraine. Die Geschichte belegt, dass von den Zaren über Stalin bis Putin Russland sich nie scheute, sein Menschenreservoir ohne Hemmungen als „Kanonenfutter“ einzusetzen. Ohnehin besitzen die Russen weiterhin eine große Feuerkraft, wie der tägliche Beschuss ukrainischer Infrastrukturen und Städte leider belegt. Wer, außer der Waffenindustrie, kann ein Interesse daran haben, die Material-Schlachten im Donbass und am Schwarzen Meer auszudehnen?
Welche Umweltbilanz?
Nebenbei: Militärische und damit kriegsbedingte Emissionen werden laut Pariser Klimaabkommen nicht bilanziert. Sind dennoch real. Wobei es objektiv gesehen geradezu hirnrissig ist, vom einfachen Bürger immer mehr Abstinenz zu verlangen, gleichzeitig das Abfeuern von Raketen und den Einsatz von Panzern zu akzeptieren, deren Treibstoffverbrauch zigmal höher ist als bei Protzmobilen.
Es gibt täglich Tote und Verletzte. Ukrainer wie Russen. Niemand kennt die genauen Zahlen. Zählt man die Unmengen der täglich eingesetzten Geschosse, Kampfdrohnen und Raketen zusammen, scheint die Trefferquote auf beiden Seiten glücklicherweise gering.
Ein Grund mehr, für einen Waffenstillstand zu plädieren. Der zwar im ungünstigsten Fall den Russen, aber auch den Ukrainern, die Möglichkeit zur Neuaufstellung und zur zusätzlichen Aufrüstung gäbe. Dennoch die Chance für eine nicht militärische Lösung bieten könnte.
Putin hat sein ursprüngliches Kriegsziel, ein schneller Zusammenbruch der Ukraine und danach die Einsetzung einer russenfreundlichen Marionetten-Regierung, verfehlt. Er kann womöglich der Ukraine nach der Krim weitere Teile entreißen. Aber die Ukraine wird weiter bestehen. Doch selbst mit Leopard- und Abrams-Panzern kann die Ukraine Russland nicht definitiv schlagen. Eine Atommacht ist leider nicht zu besiegen.
Egal, wie viele Hilfspakete für die Ukraine und wie viele Sanktionen gegen Russland die USA und die EU noch beschließen werden, eine Kapitulation Putins wird nicht stattfinden. Wer auf eine Palastrevolte im Kreml spekuliert, dürfte ebenfalls enttäuscht werden.
Bornierter Nationalismus
Es ist rührend anzusehen, wie die luxemburgische KP und ihre „Zeitung“ sich täglich abmühen, das ehemalige Mutterland aller Kommunisten zu verteidigen. Die Wahrheit ist, dass Putin und seine Anhänger keine Kommunisten, sondern Nationalisten schlimmster Art sind. Die noch existierende russische KP schlägt in die gleiche nationalistische Kerbe. Ein großer Teil des russischen Volkes nimmt Putins Propaganda wie Manna auf.
Jeder Krieg geht einmal zu Ende. Je früher, desto besser. Ein Krieg hinterlässt immer Wunden. Die manchmal nie heilen. Wie die derzeitigen Spannungen zwischen Serbien und Kosovo belegen. Dennoch ist niemandem gedient, wenn der von Putin gestartete Waffengang zu einem langen Stellungs- und Abnutzungskrieg ausartet, wie einst in Verdun oder an der Somme.
Wir leben in einer gefährlichen Welt. Die Europäer sehen mit Entsetzen den Krieg vor ihrer Haustür. Doch seit Ende des Zweiten Weltkrieges gab es quer über den Globus unzählige Waffengänge: Kolonial-, Bürger- sowie Stellvertreter-Kriege.
Im Jahre des Unheils 2022 sprachen die Waffen nicht nur in der Ukraine. Kriegshandlungen gab es zwischen Aserbaidschan und Armenien. Zwischen Türken und Kurden. Es gibt weiterhin Kämpfe in Syrien. In Libyen. Im Irak. In Jemen. Im ägyptischen Sinai. Zwischen den Israeli und den Palästinensern. In Äthiopien, Somalia, Mali, Burkina Faso, der Zentralafrikanischen Republik, im Kongo.
Auch Asien blieb nicht verschont. Neben den latenten Spannungen zwischen China und Taiwan sowie den Raketensalven Nordkoreas herrscht Bürgerkrieg in Burma. Es gibt Attentate gegen die Taliban in Afghanistan. Militärische Scharmützel zwischen Indien und China im Himalaya. Oder zwischen Indien und Pakistan um Kaschmir. In vielen ehemaligen Sowjetrepubliken wie Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan oder Tadschikistan gab es blutige Unruhen. Der Zusammenbruch der Sowjetunion ist noch immer nicht ausgestanden. Es gibt nicht nur russische Minoritäten. Andere Völker streben eine eigene Heimstatt an. Oder haben sich abgespaltet, etwa in Georgien oder Moldawien.
Geografie ändert die Sichtweise
Die vielen Wirren erklären, weshalb viele asiatische und afrikanische Staaten nicht richtig ansprechbar sind auf den Krieg in der Ukraine. In ihren Augen ein rein europäisches Problem. Aus den gleichen Gründen greifen die Sanktionen gegen Russland nicht voll. China, Indien, die Türkei, viele arabische und afrikanische Staaten decken sich weiterhin mit Öl oder Lebensmitteln aus Russland ein. Oft über verschlungene Wege. Selbst die EU-Europäer zahlen weiterhin indirekt an Russland. Etwa wenn sie raffinierte Treibstoffe aus Indien kaufen. Oder Gas aus Aserbaidschan beziehen. An der Gas- und Öl-Förderung um Baku sind die Russen zu 25% beteiligt.
Die vernünftigsten Stimmen im Konflikt um die Ukraine kommen aus den Reihen von hohen Militärs. Etwa General Steve Thull, der dem Tageblatt am 23.1.23 erklärte: „Es ist besser, diesen Krieg so schnell wie möglich zu stoppen. Dazu müssen jetzt die notwendigen Hilfeleistungen gebracht werden. Die ökonomische Kapazität der in Ramstein versammelten Länder reicht aus, um die Fähigkeit zur Selbstverteidigung nicht zu verlieren.“
Die „Fähigkeit zur Selbstverteidigung“ der Ukraine muss effektiv garantiert werden. Doch Selbstverteidigung führt nicht automatisch zu einem Sieg gegen den Angreifer. Das scheint auch der oberste Militär der USA zu glauben, der Vorsitzende der „Joint Chiefs of Staff“, General Mark Milley. Der glaubt, es sei eine „sehr schwierige Aufgabe“, die Russen völlig aus der Ukraine zu vertreiben. Deshalb zu Verhandlungen rät.
Wenn schon Generäle für Verhandlungen plädieren, auf was warten die Diplomaten noch?
@Clemi
Tja, der böse Putin und der arme Selensky... und das Ganze tagtäglich unter Dauerberieselung der Medien. Irgendwann greift auch beim kritischsten Geist die Gehirnwäsche.
So wie bei der Pandemie... es zählt nur die Meinung der Geschlumpften. Alles andere ist Regimekritisch und wird nicht veröffentlicht.
Für einmal dass ich mit herrn Goebbels grösstenteils übereinstimme, wobei das umweltargument seitens eines "grünenfressers" schon fast lustig ist wenn es nicht so ernst wäre.
Erstaunlich finde ich aber v.a. die tatsache dass dieser meinungsbeitrag, der so einiges sagt was sonst niemand sagt/sagen darf/sich nicht traut zu sagen, veröffentlicht wird
Neben allerlei inhaltlichen Fehlern sticht doch dieses Faktum hervor. Während der ehemalige „sozial“-liberale Wirtschaftsminister Goebbels gegen Liberale und Grüne wettert und folgendes schreibt „Wer, außer der Waffenindustrie, kann ein Interesse daran haben, die Material-Schlachten im Donbass und am Schwarzen Meer auszudehnen?“, verschweigt er natürlich dass der Krieg Russlands gegen die Ukraine von den drei noch lebenden ehemaligen LSAP-Wirtschaftsministern, besonders zwei in ihrem geldgierigen postpolitischen Geschäftsgebaren bis ins Mark getroffen hat. Ein Schelm wer böses dabei denkt!