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AlbumrezensionMeditatives von der Indierock-Ikone: Courtney Barnett veröffentlicht „End Of The Day“

Albumrezension / Meditatives von der Indierock-Ikone: Courtney Barnett veröffentlicht „End Of The Day“

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Vor elf Jahren gründete die australische Musikerin Courtney Barnett mit ihrer Kollegin Jen Cloher das Indielabel Milk! Records. Seitdem erschienen darüber ihre Musik sowie die von Hachiku, The Finks, Jaded Image, Loose Tooth oder Tiny Ruins. Das Label entwickelte sich zu einer Anlaufstelle und einem Funkturm der Musikszene in Melbourne. Vor zwei Monaten kündigte Barnett an, Ende des Jahres das Label zu schließen. Einerseits verwunderte das, andererseits spricht es für den derzeit harten Wettkampf auf dem Musikmarkt und die schwierige Lage für kleinere Labels. Der langjährige Kampf ums Überleben wurde durch die Corona-Pandemie und deren weitreichende Folgen noch zehrender und härter.

Bis dahin war Barnetts Devise immer: „Wie können wir Geld verdienen? Wie können wir T-Shirts verkaufen, um Geld zu verdienen? Es macht Spaß, aber es ist auch anstrengend.“ Jetzt kam sie jedoch zu der Entscheidung, den Laden zu schließen. Zuvor zog sie nach Los Angeles, hörte mit dem Rauchen auf und machte eine Therapie. Und sie nahm die Musik für den 2021er-Dokumentarfilm über sie auf: „Anonymous Club“. Diese erscheint unter dem Titel „End Of The Day“ über die Labels Milk! Records und Mom + Pop Music. Der Albumtitel ist mit Blick auf das nahende Aus ihres Labels Programm. Aber keine Sorge: Barnett wird ihre Solokarriere dennoch fortsetzen.

Danny Cohens Dokumentarfilm handelt von den persönlichen Mühen und hart erkämpften Triumphen Barnetts. Die war in den letzten zehn Jahren zu einer Ikone der internationalen Indierockszene aufgestiegen. Nach drei EPs setzte mit ihrem Debütalbum „Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit“ (2015) ihr internationaler Siegeszug ein. Sie wurde kein Megastar, aber man liebte und schätzte sie schnell in der Indieszene. Sie nahm dann noch ein Album mit Kurt Vile auf und veröffentlichte zwei weitere Soloalben zwischen Folk und Grunge.

Mit „End Of The Day“ verfolgte sie einen gänzlich anderen musikalischen Ansatz. Bevor der Film erschien, traf sie sich mit Cohen und Warpaint-Musikerin Stella Mozgawa. Sie entwickelten beim Betrachten des Films 17 improvisierte Instrumentalstücke (oder Songfragmente), die nahtlos ineinander übergehen und wie ein großes Ganzes wirken. „End Of The Day“ ist meditative, sich wiederholende Musik, die man im Hintergrund laufen lassen kann oder mit verschlossenen Augen, liegend und vielleicht mit Kopfhörern. Ob man sie öfters hören wird, ist schwer abzuschätzen, denn in den Songs passiert sehr wenig. Bedachtes E-Gitarre-Gezupfe und ein paar flächig-sphärische Sounds im Hintergrund – das war es schon. Es ist ein spartanisch instrumentierter Soundtrack, was eine Benotung sehr schwierig macht.

Bewertung: 7 Punkte