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CessingenMaWaKa sucht Nachfolger: Luxemburgs erste Kochschule für Kinder schließt – vorerst

Cessingen / MaWaKa sucht Nachfolger: Luxemburgs erste Kochschule für Kinder schließt – vorerst
War für Kursleiterin Joëlle Hinger das Highlight: das strahlende Lachen der Kinder Foto: André Feller

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Joëlle Hinger, Grundschullehrerin und Mutter von zwei kleinen Kindern, träumte von der Gründung eines eigenen Unternehmens. Es sollte ein gemütlicher und geselliger Ort sein, an dem sich Menschen treffen und schöne Stunden verbringen können. Mit MaWaKa, einer Kochschule für Kinder, ging der Traum in Erfüllung. Am 4. August öffnet diese zum voraussichtlich letzten Mal ihre Türen. Das Tageblatt sprach mit der Pädagogin über Luxemburgs einzige Kochschule für Kinder. 

Joëlle Hinger gehört zu jener Generation, die viele Haushaltsarbeiten zu Hause bei Ihrer Großmutter erlernt hat: Nähen, Stricken, Gartenarbeit, Kochen und Backen. Diese Erfahrung könnten viele Kinder heutzutage nicht mehr machen, so die Pädagogin. Früher gab es auch entsprechende Kurse in den Schulen. Vor allem habe sie festgestellt, dass das Wissen über die Herkunft von Lebensmitteln immer mehr verloren ginge.

So wurde 2020 die Kochschule für Kinder MaWaKa – das ist eine Abkürzung von „Mama, wat kachen“ – ins Leben gerufen. Diesen Satz hörte Joëlle Hinger jeden Tag von ihren beiden Kindern während der Corona-Pandemie, als die Familie gemeinsam viel Zeit in der Küche verbrachte.

Frische und saisonale Zutaten

Die Schule MaWaKa sollte bei ihren Schützlingen vor allem die Freude am Kochen wecken. Bewusst verzichtete die Pädagogin auf komplizierte Menüs, stattdessen leitete sie die Nachwuchsköche zum Entdecken und Probieren an. Die Kurse dauerten jeweils einen halben Tag. Bevorzugt arbeitete die Hobbyköchin mit saisonalen Produkten, teilweise auch mit alten, vergessenen Gemüsesorten.

„Sehr häufig demonstrieren Kinder eine Abneigung gegenüber verschiedenen Gerichten. Sie wollen nicht mal kosten und schauen, ob die Zutaten gut schmecken“, erzählt Hinger. Bei MaWaKa hatten die Kinder die Gelegenheit, jede einzelne Zutat während des Kochens und Backens zu probieren. Nach und nach habe sie festgestellt, dass die Abneigung der Kinder gegenüber bestimmten Gerichten verschwand. „Dies kann nur damit zusammenhängen, dass die Kinder jede einzelne Zutat eines Gerichts kennen und vorher kosten können“, schlussfolgert die Unternehmerin. Sicherlich habe auch die Dynamik der Gruppe dazu beigetragen.

Das Ende eines Traums

In der Kochschule brachte Joëlle Hinger den Kindern nicht nur das Kochen bei. Sie vermittelte ihnen auch beispielsweise, welche Mengen an Zucker oder Fett in einem Kuchen verarbeitet werden, und schlug Zucker-Alternativen und gesündere Fette vor.

Die Unternehmerin konnte recht schnell erste Erfolge erzielen. Von montags bis samstags waren alle Termine ausgebucht. „Ich konnte hier viele Schulklassen aus verschiedenen Grundschulen begrüßen. An den schulfreien Nachmittagen, Samstagen und während der Schulferien wurden die Kurse vorwiegend von einzelnen Kindern belegt“, erzählt Hinger.

Auch heute, kurz vor der Schließung, gefällt ihr der Job als pädagogische Köchin sehr gut. Ihre Augen strahlen, wenn sie mit den Kindern kochen kann. Dennoch steht fest: Am 4. August wird Hinger das letzte Mal die Türen der Kochschule öffnen. Der Grund „Der Arbeitsaufwand war nicht mehr kompatibel mit einem Familienleben“, sagt sie. Als Einzelunternehmerin arbeitet sie derzeit sieben Tage in der Woche. Neben dem Kochunterricht und den Vorbereitungsarbeiten stehe jede Menge administrative Arbeit an. Es vergehe kaum ein Tag ohne Briefwechsel mit den Verwaltungen.

Hinger habe wohl versucht, eine weitere Person mit ins Boot zu nehmen, doch das passende Profil zu finden, sei fast unmöglich. Ein Koch sei nicht unbedingt ein Pädagoge und nicht jeder Pädagoge könne kochen, so die Unternehmerin. Die einzige Rettung für die Kinderkochschule besteht darin, in den kommenden Tagen einen zuverlässigen Nachfolger zu finden. 

Unabhängig davon, ob es einen Nachfolger für MaWaKa gibt oder nicht, wird Hinger ab September wieder als Grundschullehrerin arbeiten. Traurig über das Ende der Kochschule ist sie jedoch nicht. Ganz im Gegenteil: Sie habe sich einen Herzenswunsch erfüllt, sei erfolgreich gewesen und habe viele Aspekte aus der Unternehmerwelt kennengelernt. Dazu gehören Erfahrungen mit Marketing, Social Media, der Gestaltung einer Webseite und dem administrativen Dschungel. Alles in allem sei es eine sehr positive Erfahrung gewesen. Von einem Versagen könne sie auf keinen Fall reden, betont Joëlle Hinger.