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SpanienMallorca im Vollrausch: Hoteliers und Wirten reicht’s jetzt

Spanien / Mallorca im Vollrausch: Hoteliers und Wirten reicht’s jetzt
Am Ballermann sorgen die Partyurlauber dieses Jahr bereits lange vor Beginn der Hauptsaison für Ärger Foto: dpa/Clara Margais

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„Steige hackedicht aus dem Flieger“, grölt die Menge, die sich in einer der Kultschenken an Mallorcas Playa de Palma vergnügt. Die Zeile gehört zum Trinklied „Peter Pan“, einem der diesjährigen Hits an der „Ballermann“-Partymeile. Und dann wird der Refrain der feuchtfröhlichen Hymne angestimmt: „Fuck, ich bin schon wieder blau wie der Ozean. Und ich glaub’, dass ich fliegen kann wie Peter Pan.“

Schon in der Ankunftshalle auf dem Flughafen Palma wird gesungen. Viele Reisegruppen sind jetzt im Juni unterwegs. Einige junge Männer halten Bierbüchsen in der Hand. Andere tragen T-Shirts, die mit Sprüchen wie „Malle 2023 – Prost!“ oder „Ich will saufen!“ dekoriert sind. Im Juni kommen besonders gerne Fußballklubs, Kegelvereine und Schulklassen, um den Abschluss der Saison oder die Abi-Prüfungen zu feiern.

„So schlimm wie in diesem Jahr war es noch nie“, sagt Beatrice Ciccardini vom Restaurant „Zur Krone“, das direkt an der Strandpromenade der Playa de Palma liegt. „Es wird getrunken ohne Ende.“ Offenbar kämen nicht wenige Partyurlauber zum „Komasaufen“, berichtet die Schweizer Wirtin im Mallorca Magazin. Manchmal lägen noch morgens zur Frühstückszeit Besoffene auf den Straßen.

„Schlimm, schlimmer, Ballermann. In diesem Jahr scheint Mallorcas Partymeile an der Playa de Palma alle Negativrekorde brechen zu wollen“, kommentiert das Online-Medium Mallorca Revue. Dabei versuchen die Behörden seit Jahren, den Sauftourismus, dessen Exzesse regelmäßig Negativschlagzeilen produzieren, mit Sittengesetzen und Strafandrohungen zu bekämpfen – bislang vergeblich.

Das Fehlen jeglicher Kontrolle des Alkoholkonsums im öffentlichen Raum und von wirkungsvollen Gesetzen, um dieses Verhalten zu bestrafen, setzt die Zukunft dieser wichtigen touristischen Zone aufs Spiel

SOS-Ruf der Gastronomen und Hoteliers

Auch die Mallorca-Auswanderin Tamara Gülpen, die aus dem deutschen Saarland kommt, hat die Nase voll: „Was dieses Jahr an der Playa los ist, das ist schon ein bisschen krass.“ Gülpen betreibt zusammen mit Ehemann Marco im Herzen der Urlaubshochburg Playa de Palma ein Hostel. Sie appelliert via Instagram an die Partyurlauber: „Habt doch einfach Spaß – aber mit Maß.“

Angesichts der „alarmierenden Situation“ im Party-Epizentrum Mallorcas starteten die Dachverbände der Gastronomen, Hoteliers und der Freizeitindustrie einen gemeinsamen Hilferuf: „Es reicht“, schreiben sie in einer Erklärung: „Das unzivilisierte Verhalten an der Playa de Palma ist nicht länger tragbar.“ Der Niedergang der Vergnügungsmeile sei für die Gewerbetreibenden geschäftsschädigend. Und auch die Anwohner des Viertels beklagen sich über Lärm, Müllberge, Unsicherheit, Erbrochenes und Wildpinkler vor ihren Türen.

Ruf nach Geldstrafen wird größer

An der Playa de Palma liegen mehr als 100 große Hotels mit annähernd 40.000 Gästebetten. Vor allem Urlauber aus dem deutschsprachigen Raum kommen in diese Ferienbastion, die ein paar Kilometer außerhalb der Inselhauptstadt Palma liegt. Die Playa de Palma ist das größte touristische Zentrum Mallorcas, in dem sich zudem viele Biergärten, Diskotheken und Restaurants konzentrieren.

Immer mehr Partyurlauber kehren aber nicht in die gastronomischen Betriebe ein, wo das Personal eigentlich darauf achten soll, dass das gute Benehmen nicht ganz unter den Tisch fällt, sondern sie feiern am Strand und auf den Straßen des Viertels – mit Alkohol aus dem Supermarkt. Die kilometerlange Strandpromenade der Playa de Palma wird vor allem abends und nachts zum Schauplatz eines riesigen Massenbesäufnisses mit Tausenden trinkfreudigen Touristen.

Im SOS-Ruf der Gastronomen und Hoteliers heißt es: „Das Fehlen jeglicher Kontrolle des Alkoholkonsums im öffentlichen Raum und von wirkungsvollen Gesetzen, um dieses Verhalten zu bestrafen, setzt die Zukunft dieser wichtigen touristischen Zone aufs Spiel.“

Deswegen fordern die Branchen die Behörden auf, künftig hart durchzugreifen. Mit mehr Polizei. Und vor allem mit empfindlichen Geldstrafen, die aber nicht wie bisher per Post verschickt werden sollten – und dann oftmals nicht bezahlt werden. Sondern mit abschreckenden Geldbußen, die – ähnlich wie etwa in Amsterdam – gleich vor Ort kassiert werden.

Kein Urlaub für die Leber

Ob diese Pläne helfen, den Sauftourismus zu bekämpfen, wird man sehen. Denn nicht wenige „Ballermann“-Feiertempel verdienen ja ebenfalls gut an den Partyurlaubern. Mit feuchtfröhlicher Musik werden die Gäste vielerorts animiert, bis zum Umfallen zu trinken. „Urlaub braucht jeder, nur nicht meine Leber“, heißt es zum Beispiel im Ballermann-Hit „Ciao, drei Tage blau“, der in diesen Tagen aus den Musikboxen der einschlägigen Bierschenken tönt.

Dieses Motto hatte sich offenbar auch der deutsche Fußballverein FV Bonn-Endenich 1908 zu Herzen genommen. Der Klub war dieser Tage an der Playa de Palma eingekehrt, um den Aufstieg der Amateurmannschaft zu feiern. Wie auf der Facebook-Seite des Vereins mitgeteilt wurde, bestellte der Verein im Lokal Bamboleo 1.000 0,2-Gläser Bier, um den Tag zu feiern. Und um den dortigen Rekord von Bierbestellungen zu brechen, der bisher bei 650 lag.

Der Verein zeigte sich großzügig: Nicht nur die Spieler und Vereinsmitglieder durften zugreifen, sondern auch andere Lokalbesucher. Sechs Stunden soll es gedauert haben, bis die Gläser leer waren. Nicht bekannt wurde, wie viele Rekord-Teilnehmer anschließend aus dem Lokal getragen werden mussten.

Juan
18. Juni 2023 - 15.41

Selber Schuld, die Geister die ihr gerufen habt!