Nicht nur in Gesellschaft und Politik hinterließ das Coronavirus 2021 seine Spuren – auch in der Sprache hinterließ es Eindruck: Das Luxemburger Wort des Jahres 2021 ist „Boostern“. Das meldete das Bildungsministerium in einem Presseschreiben am Montagmorgen. „Genau wie im Vorjahr hatten die meisten Vorschläge der Menschen etwas mit der Pandemie zu tun“, schreibt das Ministerium. Die Jury sei daher nicht an dem Covid-Vokabular vorbeigekommen.
Platz zwei teilen sich die Begriffe „CovidCheck“ und „sheesh“. Die Suche nach dem Wort des Jahres wurde von dem Zentrum für die Luxemburger Sprache (ZLS) in Zusammenarbeit mit dem Radiosender 100,7 und RTL durchgeführt.
Interessierte konnten zwischen dem 29. November und 13. Dezember Vorschläge per Online-Formular beim ZLS einreichen. Insgesamt erhielt das Zentrum 453 Mails von 427 verschiedenen E-Mail-Adressen, „mit insgesamt 495 Vorschlägen – darunter 175 verschiedene Begriffe“, erklärt das Ministerium. „Aus dieser Liste wurde einer Jury eine Shortlist von 20 Wörtern vorgelegt.“ Unter den Jury-Mitgliedern befanden sich der Kommissar für die luxemburgische Sprache, Marc Bathelemy, die Präsidentin vom „Conseil fir d’Lëtzebuerger Sprooch“, der Interimsprogrammchef von Radio 100,7, Claude Faber, der „responsable éditorial“ von RTL.lu, Olivier Treinen, und Sara Martin vom ZLS.
Die Top 5 Luxemburger Worte des Jahres
1. Boosteren
2. CovidCheck/sheesh
3. Solidaritéit
4. Schwurbler/Schwurblerin
Die Liste wurde von 20 Wörtern auf zehn verkürzt, bevor die Top fünf bekannt gegeben wurden. „Knapp haben die Begriffe Copytani und Wellebriecher (beide auf Platz sechs) den fünften Platz verpasst“, schreibt das Ministerium. Der Rest der Top Ten wird von den Begriffen „cringe“ (Platz 8), impfen und Impfung (Platz 9) sowie 3G und 2G (Platz 10) ergänzt.
Wörter, die nichts mit der Pandemie zu tun hatten, seien selten gewesen, sagt das Ministerium. „Boosteren zusammen mit Boosterimpfung waren neben impfen und Impfung die am häufigsten vorgeschlagenen Wörter.“ Begriffe wie „Wunnraum“, Plagiat, „Frëndeskrees“ und Klimawandel hätten nur eine Nebenrolle gespielt.
Blick ins Ausland
„Auch im Ausland haben Covid-Wörter an vielen Orten ihre Runde gedreht – jedoch nicht wie im Vorjahr“, schreibt das Ministerium. In Deutschland habe die Gesellschaft für deutsche Sprache das Wort „Wellenbrecher“ bevorzugt. Auf dem zweiten Platz landete „SolidAHRität“. Das Wort beziehe sich auf die Hilfsaktionen im Ahrtal nach der Flutkatastrophe. In Österreich habe man das Wort „Schattenkanzler“ zum Wort des Jahres gewählt und „Querdenker“ zum Unwort des Jahres. In Frankreich gibt es kein offizielles Wort des Jahres.
Das Luxemburger Bildungsministerium erklärt auch die Beweggründe der Jury zur Wahl der Top fünf. „Früher hätte man eher ’verstäerken’ oder ’opfrësche’ gesagt – im Kontext von Corona wurde sich jedoch für ’boosteren’ entschieden.“ Das Wort „boosteren“ stelle vor allem in jüngster Zeit eines der zentralen Themen der Pandemie dar. Der Begriff sei zudem ein schönes Beispiel, wie fremdsprachige Wörter in die Luxemburger Sprache eingefügt werden können, sagt die Jury.
Bei „CovidCheck“ handele es sich zudem um einen Begriff, der omnipräsent sei – auf der Arbeit, in der Freizeit, im Restaurant. „Der CovidCheck soll nicht nur einen neuen Lockdown verhindern, es sollte den Menschen ermöglichen, in größtmöglicher Sicherheit zusammenzukommen“, begründet die Jury im Schreiben. Aus dem Wort könne sich außerdem ein einfaches Verb machen lassen: „covidchecken“. Etwas besonderer fällt der Begriff aus, der den zweiten Platz mit CovidCheck teilt. „Sheesh“ kommt nämlich aus der Jugendsprache – eine Definition sei eher schwierig, sagt die Jury. „Als Interjektion soll ’sheesh’ staunen ausdrücken“, könne aber auch heißen, dass jemand beeindruckt oder genervt ist. Das Wort stamme wohl aus der Hip-Hop-Szene vom Wort „Geez“, was sich von der englischen Aussprache von „Jesus“ ableite.
Einfacher erklären lässt sich das Wort auf Platz vier: „Solidaritéit“. Das Wort habe es aus mindestens zwei Gründen in die Top fünf geschafft: „Solidarität zwischen Jung und Alt, zwischen Gesund und Krank sind in einer Krisensituation besonders wichtig“, schreibt das Bildungsministerium. „Solidarität war der Kernbegriff nach den schweren Überschwemmungen hierzulande und in der Eifel.“
Auch die „Schwurbler“ und „Schwurblerinnen“ haben es in die Top fünf geschafft. Die Jury begründet diese Menschen folgendermaßen: „Menschen, die Behauptungen aufwerfen, erfinden oder nacherzählen, ohne sich auf dem Gebiet auszukennen, ohne ihre Quellen zu überprüfen, ohne Beweise für ihre Thesen zu hinterlegen oder ohne sich auf Fakten zu beruhen.“ Im Deutschen wird das Wort mit „Unsinn erzählen“ definiert. „Wer also mit sehr sonderbaren Theorien kommt, wird auch in Luxemburg in Zwischenzeit als ’Schwurbler’ oder ’Schwurblerin’ bezeichnet“, so die Jury. Je nach Aussprache sei auch die luxemburgische Schreibweise „Schwuerbler/Schwuerblerin“ denkbar.
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