„Du dréins de Fausti moies op an da rullt hien de ganzen Dag, ouni Paus, de ganzen Dag.“ Das sagte Fernseh- und Radiomoderator Dan Spogen 2015 über den wohl bekanntesten Entertainer Luxemburgs. Genau ein Jahr (am Sonntag) ist inzwischen seit Faustis Tod vergangen. Faustino Cima wurde am 24. Juli 1940 in Luxemburg geboren. Er starb im Alter von 80 Jahren.
Das musikalische Multitalent hat sowohl mit seiner Musik wie mit seinen Kindergeschichten, die er gemeinsam mit Produzent Jang Linster aufnahm, Generationen geprägt. Das hatte auch Premierminister Xavier Bettel vor einem Jahr auf Twitter unterstrichen. „Wir sind mit ihm aufgewachsen und konnten immer auf ihn zählen, wenn es darum ging, uns ein Lachen ins Gesicht zu zaubern. Ein immenser Musiker und lieber Mensch hat uns verlassen, die Erinnerung bleibt“, so der Premierminister.
Die vergangenen Jahre waren nicht die einfachsten für den Entertainer. 2017 erlitt er einen Herzinfarkt, kurze Zeit später verlor er seine Frau Alice. Auch eine Knie-OP musste er über sich ergehen lassen. Seitdem machte ihm das Treppensteigen zu schaffen. Sein Zuhause war eigenen Aussagen zufolge etwas chaotisch. Seinen Humor und seine gute Laune hatte der zweifache Vater und Großvater jedoch nie verloren.
Illuminati und „Zwou Bulle Mokka“
Von den sechs Instrumenten, die Fausti beherrschte (Akkordeon, Schlagzeug, Klarinette, Geige, Gitarre und Gesang), benutzte er zum Schluss nur noch eins: seine Stimme. Zu jedem Thema fiel ihm ein Song ein – die Texte saßen nach wie vor.
Die Zeit allein zu Hause nutzte er, um Bücher zu lesen. Sei es über Vitamin-D-Zufuhr oder über Verschwörungstheorien und die Illuminati. Faustino Cima war in späten Jahren zum echten Gesundheitsexperten geworden, auch wegen seiner Diabetes-Erkrankung. Am schwersten war es für ihn, auf Süßigkeiten zu verzichten.
Beim gemeinsamen Mittagessen mit seinem langjährigen Freund, dem Musiker Erny Delosch, füllte er sich seinen Teller am Buffet hauptsächlich mit Salat und Gemüse. „In der Salatsoße ist Zucker drin“, regte er sich auf, nur um ein wenig später drei Kugeln Eis zu essen. Zur Feier des Tages wollte er eine Ausnahme machen. Es wurde Schokolade und Pistazie. „Zwou Bulle Mokka“ hatten sie leider nicht, sonst hätte er die natürlich gegessen. Von seinem wohl größten Hit, den er immer und immer wieder spielen musste, war Fausti aber nie genervt: „Wenn ich das gesungen habe, habe ich immer wieder das Ergebnis gesehen. Die Menschen freuen sich und singen mit. Dann denke ich nicht an etwas Negatives oder an mich selbst. Ich werde belohnt damit, dass es den Menschen gefällt. Den Kindern habe ich immer gesungen ,… da fäls de bal vum Stillchen‘“.
Außergewöhnliches Talent
Der Entertainer, der auf der „Päischtcroisière“ und auf den „Fuesbaler“ Menschen zum Lachen bringt – so kannten ihn die meisten. Dabei war Faustino Cima ein außergewöhnlich talentierter Musiker. Bereits mit 13 spielte er auf Kirmessen Tanzmusik auf dem Akkordeon und verdiente Geld für die neunköpfige Familie hinzu. Mit 15 wurde er Berufsmusiker und trat mit Tango-Spezialisten wie Rico Truxillo auf. Später spielte er im Kabarett „La Réserve“ zusammen mit Jempi Faust. Ein großer Lehrmeister für den jungen Faustino.
„Einmal habe ich zweieinhalb Jahre durchgespielt, ohne auch nur einen Tag freizuhaben“, erzählte er dem Tageblatt im Jahr 2019 von der harten Zeit. Er wurde von bekannten Orchesterchefs wie Jempi Kemmer und Jean Roderes als Schlagzeuger oder Sänger engagiert. Er tourte mit den Luxembourg Singers und später mit seiner eigenen Band durch die Schweiz, Deutschland, Belgien, Holland und Luxemburg. Auf den langen Autofahrten kämpfte er mit Zigaretten und offenem Fenster gegen den Schlafmangel an.
Fausti war keine Rolle
1969 brachte er seine erste Schallplatte mit einer deutschsprachigen Parodie auf Chris Andrews’ Hit „Pretty Bellinda“ heraus und wurde in Deutschland bekannt. Seine erste Platte auf Luxemburgisch, „Fuesparty mam Fausti“, brachte er 1983 zusammen mit dem luxemburgischen Musik- und Videoproduzenten Jang Linster auf den Markt. Linster unterstrich bei RTL noch einmal die musikalischen Qualitäten von Fausti: „Musik war sein Leben. Es lag ihm immer sehr viel daran, für gute Laune bei den Menschen zu sorgen. Das war sein Leben“, so Linster. Er habe immer nur geben wollen und zum Schluss vielleicht nicht so nach seinem angeschlagenen Herz geschaut, wie er es hätte tun sollen.
In seinen 68 Jahren auf der Showbühne hat Faustino Cima sich auch als Fausti nicht verstellen müssen, wie er dem Tageblatt im Juni 2019 erklärte. „Ich habe mich immer so gegeben, wie ich auch im Privatleben bin. Dabei denkt vielleicht der eine oder andere, ich hätte sie nicht mehr alle, aber manchmal liege ich alleine im Bett und ich lache mich kaputt über einen Gedanken, den ich habe. Dann muss ich aufstehen und das sofort aufschreiben.“
2014 nahm Fausti noch einmal eine CD auf mit dem Titel: „Raschte kanns de dono“.
Fausti im Interview
Das Tageblatt hatte anlässlich seines 80. Geburtstags ein Interview mit Fausti aus dem Jahr 2019 publiziert. Darin sprach der Entertainer über Familie, Karriere – und wie er sich als Kind regelmäßig „Crème-Kichelcher“ reinstopfte, bis ihm „speiübel“ wurde. Das Interview finden Sie hier.
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