Luxemburg bekommt endlich eine Wasserstoff-Tankstelle: TotalEnergies eröffnet die Tanke spätestens Anfang 2023 im Logistik-Hub der CFL in Bettemburg. „Wir hoffen noch immer, Ende 2022 fertig zu werden, aber es gibt enorme Engpässe auf dem Komponentenmarkt – es wird immer wahrscheinlicher, dass es erst Anfang 2023 wird“, sagt Eric Bleyer von TotalEnergies Luxembourg am Mittwoch. Transport- und Energieministerium hatten Presse und Industrievertreter nämlich auf eine Pressekonferenz über die neue Wasserkraft-Tankstelle eingeladen.
Sowohl Privatkunden als auch Unternehmen können an zwei Zapfsäulen den Treibstoff der Zukunft tanken. Ein Verteiler sei mit 700 Bar für kleinere Autos ausgestattet und einer mit 350 Bar für die schwereren Fahrzeuge. Die Station wird von Lkw-Anhängern mit gasförmigem Wasserstoff versorgt. Es werde sichergestellt, dass der Preis nicht den der Großregion übersteigt.
„Ich betone: Es muss grüner Wasserstoff sein – sonst ist das natürlich ein kompletter Anschiss“, sagt Transportminister François Bausch („déi gréng“) während der Pressekonferenz.
Wasserkraft-Tankstelle schon seit 2016 geplant
„Wir arbeiten als Ministerium schon lange an diesem Projekt, seit 2016, aber es ist nicht so einfach, einen Partner zu finden, der bereit ist, dieses Risiko einzugehen“, sagt Bausch. Anfänglich war eigentlich eine Kooperation mit Shell vorgesehen – der Konzern ist allerdings wieder ausgestiegen. Warum, will Bausch während der Pressekonferenz nicht sagen. „Das lag nicht an uns. Aber wir waren natürlich nicht froh darüber.“ Den passenden Ersatz zu finden, sei nicht so einfach gewesen. Laut Bausch haben sich nicht „hundert Firmen“ für das Projekt gemeldet. Denn: „Hiermit verdient man kein großes Geld“, meint der Politiker.
Der Bau der Tankstelle kostet 2,7 Millionen Euro. Davon sind 900.000 Euro von der Europäischen Kommission in das Projekt eingeflossen, 800.000 Euro kommen aus dem Klimafond des Luxemburger Staates und der Rest wird von TotalEnergies bezahlt. Solche Technologien würden sich nur durchsetzen, wenn sie am Anfang von der öffentlichen Hand unterstützt werden. „Das war auch mit der Elektromobilität so“, sagt Bausch. Der Transportminister rechnet damit, dass, wenn dieses Pilotprojekt den Markt angetrieben hat, weitere Tankstellen nachrücken. „Sowohl im Busverkehr als auch im normalen Gütertransport gibt es in Luxemburg Firmen, die darauf warten“, sagt Bausch. Die Regierung wolle außerdem bis Ende des Jahres noch einen Gesetzestext stimmen, um den Kauf von „0-Emissions-Lastkraftwagen“ finanziell zu unterstützen. „Dabei geht es auch darum, ein Zeichen zu setzen“, so der Minister.
TotalEnergies will es jedenfalls nicht nur bei einer einzigen Wasserstoff-Tankstelle belassen – eine weitere sei bereits in Planung. Diese soll laut Eric Bleyer auch Aufladestationen, Bio-Kraftstoff und die klassischen Spritsorten anbieten. Wo genau der künftige Standort sei, wisse das Unternehmen noch nicht.
Ist Wasserstoff das Wundermittel der Zukunft?
Die einfachste Methode, den Transport zu dekarbonisieren, sei laut Bausch noch immer die direkte Elektro-Mobilität – also das batteriebetriebene Auto. „Wenn die Maschine allerdings schwerer wird und länger fahren muss, dann wird es problematischer, mit der direkten Elektrifizierung zu arbeiten“, sagt Bausch. Vor allem bei industriellen Prozessen, Schwertransporten, Flugverkehr und Schiffsverkehr soll der Umstieg auf Wasserstoff Sinn ergeben. Auch bei der Eisenbahn könnte es sinnvoll sein, Diesel-Lokomotive durch Wasserstoff-Modelle zu ersetzen. Dort soll der grüne Wasserstoff eingesetzt werden – bzw. Derivate des Wasserstoffes. Dazu gehört auch der synthetische Kraftstoff für Flugzeuge, der mit grünem Wasserstoff hergestellt wird. Mit diesem Treibstoff könne man nämlich auch die aktuellen Flugmaschinen betanken.
Trotzdem: Man benutze in der Regel zwei- bis dreimal weniger Strom, wenn man etwas mit direkter Elektrizität und nicht mit Wasserstoff antreibe. „Dieser Effizienzgrad könnte sich in Zukunft auch verändern – ‚tant mieux’ –, aber das ist der Stand der heutigen Technologie“, sagt Bausch. Ein weiteres Problem mit dem Wasserstoff sei, dass sowohl die Technologie im Auto, als auch an der Tankstelle noch relativ teuer seien.
„Komm, wir hören auf, den Menschen vorzugaukeln, dass man den Wasserstoff eines Tages für normale Autos benutzen kann“, sagt Bausch. Dafür werde nicht genug Wasserstoff produziert. „Das ist eine Illusion und es gibt noch immer Menschen, die diese verbreiten.“ Deswegen sei das E-Auto so wichtig. Aber in den Bereichen, in denen diese Fahrzeuge keine guten Alternativen seien, könnte sich der Wasserstoff etablieren.
„Mit dieser Wasserstoff-Tankstelle werden wir testen können, wie der Lastkraftwagenmarkt in Luxemburg reagiert und wie das in der Praxis aussieht“, sagt Claude Turmes, Energieminister („déi gréng“), während der Pressekonferenz. Luxemburg hat laut Turmes 2019 etwa 19 GWh(H2) Wasserstoff verbraucht – dieser wurde allerdings aus fossilen Energieträgern hergestellt. Bis 2030 soll nur noch grüner Wasserstoff in Luxemburg benutzt werden. Die Regierung rechnet bis 2050 mit einer Nachfrage von 4.000 bis 10.000 GWh(H2) Wasserstoff pro Jahr. Diese Einschätzung werde momentan mit weiteren Studien verfeinert.
Der internationale Wasserstoff-Markt
„Norwegen, Portugal und Spanien werden die drei europäischen Länder sein, wo sich die Produktion des grünen Wasserstoffes am schnellsten entwickeln wird“, sagt Turmes. Diese drei Länder hätten die günstigsten erneuerbaren Energien und könnten dadurch billig grünen Wasserstoff herstellen. Luxemburg wolle sich allerdings an das belgische und niederländische Wasserstoffnetz anschließen, das in den nächsten Jahren aufgebaut werde. „Wir sind dabei, eine Studie auf Benelux-Niveau durchzuführen, um hier in der Gegend Wasserstoff mit Strom aus der Nordsee zu produzieren – ganz viel in Rotterdam und Antwerpen“, so Turmes. Dort würden außerdem auch Schiffe mit grünem Wasserstoff aus anderen Ländern ankommen.
Immer mehr Länder bauen jedenfalls neue Wasserstoff-Tankstellen: Im Jahr 2021 wurden laut h2stations.org weltweit 142 Wasserstoff-Tankstellen in Betrieb genommen, so viele wie noch nie zuvor – 37 davon in Europa, 89 in Asien und 13 in Nordamerika. Insgesamt heißt das, dass Ende des vergangenen Jahres in Europa 228 Wasserstoff-Tankstellen standen, davon 101 in Deutschland. Frankreich liegt mit 41 Stationen an zweiter Stelle in Europa, gefolgt vom Vereinigten Königreich mit 19, der Schweiz mit zwölf und den Niederlanden mit elf Stationen. Absoluter Rekordträger ist allerdings Asien mit 363 Tankstellen – davon 159 in Japan, 105 in China und 95 in Korea.
Wer baut eigentlich Wasserstoff-Autos?
Mercedes-Benz und Audi setzen für die Zukunft ganz auf das Batterie-Auto – BMW aber investiert daneben auch in das Wasserstoff-Auto. Mit Brennstoffzellen von Toyota will BMW ab November den BMW iX5 Hydrogen in einer Kleinserie auf die Straße bringen. Die 100 Fahrzeuge kleine Pilotserie soll nicht verkauft, sondern in Europa, den USA, Japan, Korea und China von Autofahrern im Alltag erprobt werden. In fünf Jahren könnte BMW dann für die Großserie bereit sein – sofern der Markt mitspielt.
Toyota und der koreanische Autobauer Hyundai verkaufen solche Autos schon, in überschaubarer Stückzahl. Der chinesische Autohersteller Changan hat gerade mit einer Serienproduktion begonnen, Opel hat einen Brennstoffzellen-Transporter im Angebot. Mercedes-Benz hat seinen Brennstoffzellen-SUV vor zwei Jahren eingestellt – aber Daimler entwickelt und baut zusammen mit Volvo Brennstoffzellen und will einen Lkw damit 2025 auf den Markt bringen. Porsche, Toyota, Mazda, Subaru, Kawasaki und Yamaha arbeiten daran, Wasserstoff in Benzinmotoren zu verbrennen.
China will schon 2030 eine Million Wasserstoffautos auf der Straße haben. Japan und Korea sehen ebenfalls Potenzial. (dpa)
Wie wird Wasserstoff produziert?
Bei der Nutzung von Wasserstoff entstehen keine Treibhausgase. Doch muss zur Herstellung mit großem Energieaufwand Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten werden. Üblicherweise wird Wasserstoff mithilfe von Elektrolyse erzeugt. Ein Prozess, den die meisten Menschen aus dem Chemieunterricht kennen. Strom wird durch das Wasser geleitet – an der Kathode bildet sich Wasserstoff und an der Anode Sauerstoff.
Klimafreundlich ist diese Elektrolyse nur, wenn dafür nachhaltig produzierte Energie verwendet wird, also zum Beispiel Strom aus Sonne oder Wind. Tatsächlich wird der meiste Wasserstoff auf der Welt mithilfe von fossilen Brennstoffen erzeugt. Grundsätzlich kann Wasserstoff als Basis für Kraft- und Brennstoffe dienen, um etwa in Industrie und Verkehr Kohle, Öl und Erdgas abzulösen. Weil die Herstellung sehr energieintensiv ist, ist der Wasserstoff derzeit noch deutlich teurer als fossile Energieträger. (dpa/Redaktion)
Virwât hei am Norden Stroum mat Landschafts verschandelte Probellare produzéieren, wann ee kéint am Süden vill Stroum mat Sonnenenergie produzéieren fir Waasserstoff hiirzestellen?
" Klimafreundlich ist diese Elektrolyse nur, wenn dafür nachhaltig produzierte Energie verwendet wird, also zum Beispiel Strom aus Sonne oder Wind." Das gilt übrigens auch für E-Autos.Deren Produktion(Batterie) hinterlässt einen ekligen CO2-Fußabdruck der das E-Auto zwar sauber macht wenn es rollt,aber vorher und später bei der Entsorgung und auch solange der Ladestrom aus Kohle- und Gaswerken kommt,ist es eben dieselbe Drecksschleuder wie ein Diesel. Aber die Luft in den Städten ist dafür sauber,der Dreck entsteht eben weiter draußen.