Kampf gegen RassismusLuxemburg könnte ganz Europa verändern

Kampf gegen Rassismus / Luxemburg könnte ganz Europa verändern
Ghislaine Tchuisseu setzt sich für den Platz der schwarzen Community in Luxemburg ein Foto: Editpress/Alain Rischard

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Die Multikulturalität Luxemburgs wird oft als internationales Aushängeschild genutzt. Dass Rassismus in diesem Land präsenter ist als von vielen angenommen, hat 2018 eine Studie offengelegt. 2020 sieht die Situation nicht viel besser aus, sagt Ghislaine Tchuisseu, Gründerin der Vereinigung Kweni.

Aus einer Studie der Europäischen Agentur für Grundrechte vom November 2018 geht hervor, dass jeder zweite Mitbürger in Luxemburg angibt, in den letzten fünf Jahren rassistisch beleidigt worden zu sein. Rund 70 Prozent der Befragten seien wegen ihrer Hautfarbe und Herkunft benachteiligt worden. Im November 2019 verdeutlichten die Teilnehmer an der Konferenz „Being Black in Luxembourg“ die hiesige Situation, als sie ihre Erfahrungen vortrugen.

Ghislaine Tchuisseu, Präsidentin der Vereinigung Kweni, beschreibt den aktuellen Zustand als täglichen Kampf. Dazu gehören die Momente, in denen sie einen Raum betritt und plötzlich alle still sind. „Es ist das Gefühl, irgendwo nicht hinzugehören, obwohl dem nicht so ist“, sagt Ghislaine. In Europa sei es immer noch ein Problem, eine andere Hautfarbe zu haben. „Es kommt uns so vor, als ob Menschen mit dunkler Hautfarbe in der luxemburgischen Gesellschaft nicht existieren“, erzählt Ghislaine. Dabei seien bereits zwei Generationen in Europa geboren worden. Die Französin lebt seit 2010 in Luxemburg. Der Liebe wegen ist sie nach Düdelingen gezogen. Die 35-Jährige arbeitet heute als Market Risk Analyst bei einer Bank in der Hauptstadt.

Afrikanische Kultur besser verstehen lernen

Um der schwarzen Community hierzulande mehr Sichtbarkeit zu verleihen, habe Ghislaine Tchuisseu im Jahr 2015 Kweni gegründet. Kweni bedeutet Liebe in einem kamerunischen Dialekt. „Wenn etwas mit Liebe gemacht wird, dann wird es gut gemacht“, so die zweifache Mutter. Über Workshops und Veranstaltungen möchte die Vereinigung zeigen, dass Schwarze sehr wohl zur Gesellschaft gehören. „Wir versuchen es zumindest, da wir alle Vollzeit arbeiten. Da fehlt es oft an Zeit“, erklärt Ghislaine weiter. Die sieben Frauen von Kweni möchten auch Kurse zur afrikanischen Allgemeinbildung organisieren, dadurch könnten die Luxemburger besser verstehen, wie die Kultur und Traditionen funktionieren. Denn in Afrika stecke mehr als nur Tanz und Essen.

Mit den Verbindungen zwischen Luxemburg und Afrika, früher und heute, beschäftigt sich auch das „Centre de documentation sur les migrations humaines“ (CDMH), wie das Tageblatt kürzlich erfahren hat: Vom Herbst 2020 bis Sommer 2021 wird in Ausstellungen, Konferenzen und Filmvorführungen auf diese Thematik eingegangen. Dabei unterstützt das Zentrum Teilnehmer an der Konferenz „Being Black in Luxembourg“. Die Vorbereitungen dazu laufen momentan. Bereits fest eingeplant sind eine historische Ausstellung, bei der auch junge Künstler afrikanischer Abstammung ihre Werke zeigen werden.

Es kommt uns so vor, als ob Menschen mit dunkler Hautfarbe in der luxemburgischen Gesellschaft nicht existieren

Ghislaine Tchuisseu, Präsidentin der Vereinigung Kweni

Als Frauen-Vereinigung war Kweni Mit-Organisatorin des ersten „Fraestreik“, der letzten Samstag mit einer Beteiligung von über 2.000 Frauen und Männern stattgefunden hat. „Als Frauen haben wir alle Probleme und wir werden mit zusätzlichen Problemen konfrontiert, da wir eine farbige Haut haben“, sagt Ghislaine. Sie und ihre Mitstreiterinnen versuchten, beides miteinander zu kombinieren. Die rassistischen und sexistischen Kommentare, die nach dem Streik auf den sozialen Medien die Runde machten, sind für sie ein Bildnis der Realität und dass noch viel Arbeit zu tun bleibt – auf allen Ebenen.

Vielfalt als Stärke ansehen

Ob die Situation hier besser oder schlechter ist als in Frankreich, kann sie nicht sagen. Jedes europäische Land entwickle sich anders bezüglich dieser Thematik aufgrund seiner Geschichte. „Luxemburg ist ein kleines Land im Herzen Europas und es könnte ganz Europa verändern“, meint Ghislaine. Das Großherzogtum könnte die Sichtweise auf Schwarze verändern. Hier sei es einfacher, einen Zugang zur Regierung zu bekommen und etwa mittels einer Konferenz ein Projekt oder eine Idee vorzustellen, wie die Situation verbessert werden könnte. Doch noch sei es nicht so weit, denn Ghislaine hat nicht das Gefühl, dass die kulturelle Vielfalt bisher eine Stärke Luxemburgs ist. Die angesprochenen Probleme seien oft dieselben wie noch vor 20 Jahren bei der Migration aus anderen Ländern.

Ihrer Meinung nach sind Medien und Bildung der Schlüssel zur Veränderung. Im Fernsehen sei die schwarze Community beispielsweise immer präsenter. Dadurch würde sie nach und nach als etwas Alltägliches betrachtet. „Wenn ich nicht mehr lesen muss, dass der erste Farbige dies oder jenes gemacht hat, wäre das schon ein großer Fortschritt“, sagt Ghislaine. Als Nächstes müsse die Thematik der Sklaverei verstärkt in den Lehrplan aufgenommen werden.

Momentan hat Ghislaine jedenfalls nicht den Eindruck, dass die Politik die Anliegen von Kweni als dringendes Problem ansieht. Es fehle einfach an Menschen mit dunkler Hautfarbe in den verschiedenen Diensten und Ämtern. „Fragen des Rassismus können jedoch nicht ohne sie behandelt werden“, betont die Düdelingerin. Genauso wie das Thema Frauen auch nicht ohne Frauen behandelt werden könnte.

Beim Frauenstreik am letzten Samstag haben sich auch Frauen afrikanischer Abstammung für ihre Rechte eingesetzt
Beim Frauenstreik am letzten Samstag haben sich auch Frauen afrikanischer Abstammung für ihre Rechte eingesetzt Foto: Editpress/Julien Garroy
J.Scholer
11. März 2020 - 10.06

Der Mensch ist ein Träumer und das Modell „Luxemburg ,die multikulturelle Gesellschaft“ ist nicht auf andere Länder übertragbar. Verschiedene Fakten spielen eine Rolle , dabei wären Nationalstolz, kulturelle Unterschiede ,verbreitete Armutsverhältnisse ( wobei Armut in unserer westlichen Welt zu definieren ist „ zevill fir ze stierwen, ze wéineg fir ze liewen „) , Wohnungsnot ( Mangel an bezahlbaren Wohnraum), Arbeitsplätze,soziales System. Bisher war der Luxemburger in Punkto Reichtum verwöhnt, doch sollte es Einschnitte , durch Krisen usw. , geben , wird in Luxemburg auch der Überlebenstrieb, Futterneid zu Spannungen führen. Zur Träumerei nebenbei bemerkt.Der verschrieene Volksliterat , Mystiker Karl May träumte schon um 1900 in seinen Schriften vom Pazifismus, der Gleichheit der Völker und Geschlechter. Seine Bücher wurden zu Millionen gelesen , doch bedenkt man , wieviel Leid und Kriege seit Erscheinungsdatum der Bücher unsere Breiten heimgesucht haben, müsste man erkennen welch utopischer Denkweise die Welt zum Besseren zu bekehren , wir unterliegen.Der Mensch unterliegt den Gesetzen der Natur, wie das Tier ist der Drang zum Überleben stärker , wobei Tiere oft sozialer sind und der Drang nach Reichtum, immer mehr besitzen nicht vorhanden ist.