Die Europäische Union hat jüngst gemeinsam mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) einen Bericht über das Gesundheitswesen in den EU-Ländern sowie den Gesundheitszustand seiner Bürger veröffentlicht. Ein Überblick über die Haupterkenntnisse zeigt, dass es noch deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Staaten gibt.
Angefangen bei der Lebenserwartung. Allgemein wird in dem Bericht festgestellt, dass die Lebenserwartung in den europäischen Ländern zwar weltweit im Spitzenfeld liegt, sich in den letzten Jahren ihr Anstieg allerdings verlangsamt hat.
Dies wird auf die gleichzeitige Verlangsamung bei der Reduzierung von tödlich endenden Kreislauferkrankungen zurückgeführt. Zudem gebe es eine periodische hohe Sterblichkeitsrate bei älteren Menschen aufgrund einer schweren Grippe. Die Lebenserwartung hat sich in der EU im Durchschnitt von 2005 bis 2016 von etwas weniger als 79 Jahren auf 81 Jahren verlängert. Und es bleibt dabei, dass die Frauen überall länger leben als Männer, mit zuweilen großen Unterschieden.
Der Bericht hebt zudem hervor, dass eine hohe Lebenserwartung nicht nur vom Geschlecht, sondern auch vom Bildungsstand abhängig ist. So würde im EU-Durchschnitt ein 30-jähriger Mann mit Universitätsabschluss acht Jahre länger leben als jener mit einem niedrigen Schulabschluss. Bei den Frauen würde dieser Unterschied nur vier Jahre ausmachen.
Die größten Killer in Europa
Am höchsten ist die Lebenserwartung in Spanien (83,5 Jahre), gefolgt von Italien (83,4), Frankreich (82,7), Luxemburg (82,5) und Schweden (82,4). Am unteren Ende sind Litauen (74,9), Lettland (74,9), Bulgarien (74,9), Rumänien (75,3) und Ungarn (76,2) zu finden. Im Durchschnitt leben Frauen 5,5 Jahre länger als Männer. In Litauen und Lettland hingegen liegt dieser Unterschied bei über zehn Jahren, was im Bericht auf eine entsprechende Lebensführung (hoher Tabak- und Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung) der Herren zurückgeführt wird.
Die Haupttodesursachen sind, in dieser Reihenfolge, nach wie vor Kreislauferkrankungen, Krebs und Atemwegserkrankungen, das sowohl bei Frauen wie bei den Männern. Allerdings sterben mehr Frauen (40 Prozent) an Kreislauferkrankungen als Männer (34 Prozent), während umgekehrt mehr Männer (29 Prozent) als Frauen (22 Prozent) an tödlich verlaufenden Krebserkrankungen leiden. Häufigste Krebserkrankungen bei Frauen sind Brust- (16 Prozent), Lungen- (15 Prozent) und Darmkrebs (12 Prozent); bei Männern Lungen- (25 Prozent), Darm- (11 Prozent) und Prostatakrebs (10 Prozent).
Der Gesundheitszustand einer Bevölkerung hängt unter anderem auch davon ab, wie viel Geld dem Gesundheitsystem zur Verfügung steht. In dieser Hinsicht ist Luxemburg in der EU Spitzenreiter. Bei 4.713 Euro pro Kopf lagen im vorigen Jahr hierzulande die Gesundheitsausgaben laut dem Bericht.
Nur in der Schweiz wird in Europa mit 5.799 Euro pro Kopf noch mehr ausgegeben als in Luxemburg. In der EU kommen auf den folgenden Rängen Deutschland (4.160 Euro), Schweden (4.019 Euro), Österreich (3,945 Euro) und Irland (3.930 Euro). Auf den hinteren Plätzen liegen Rumänien (983 Euro), Bulgarien (1.234 Euro), Lettland (1.252 Euro), Kroatien (1.367 Euro) und Polen (1.409 Euro). Der EU-Durchschnitt der Gesundheitsausgaben pro Kopf liegt bei 2.773 Euro.
Wer am häufigsten zum Arzt geht
Interessant dürfte in diesem Zusammenhang – und in der hierzulande geführten Diskussion über das sogenannte «tiers payant» – ein Blick auf den Anteil der Gesundheitsausgaben sein, den die Patienten aus der eigenen Tasche zahlen müssen.
Den Angaben des Berichts zufolge liegt dieser für Luxemburg bei 11 Prozent. Nur die Franzosen müssen mit lediglich 10 Prozent noch weniger zu ihren Gesundheitsausgaben beisteuern. Doch auch in den Niederlanden (11 Prozent), Slowenien und Deutschland (jeweils 12) Irland (13) und Dänemark (14) liegt die Eigenbeteiligung auf einem niedrigen Niveau. EU-weit sind es 18 Prozent. Am meisten drauflegen müssen die Patienten in Bulgarien (48 Prozent), Zypern und Lettland (45), Malta (35) und Griechenland (34).
Und in welchem EU-Land gehen die Menschen am meisten zum Arzt? Laut Bericht sind das die Slowaken mit 11,5 Arztbesuchen pro Person im Jahr. Ihnen folgen ihre Nachbarn die Tschechen (11,1), Ungarn (11,1), Deutschland (10) und Litauen (9,2). Der EU-Durchschnitt liegt bei 7,5 Arztbesuchen, wobei allerdings nur 23 Länder berücksichtigt wurden. Luxemburg liegt im letzten Drittel bei 5,9 Arztbesuchen pro Person. Am wenigsten gehen die Menschen in Schweden zum Arzt: 2,9 Besuche im Durchschnitt.
Der komplette Bericht ist hier zu finden.
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