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Ukraine-KriegLukaschenko: Wagner-Chef Prigoschin hält sich in Russland auf

Ukraine-Krieg / Lukaschenko: Wagner-Chef Prigoschin hält sich in Russland auf
Lukaschenko über Prigoschin: „Ich habe gestern mit ihm telefoniert“   Foto: AFP/Alexander Nemenov

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Der belarussische Diktator Lukaschenko prahlt weiter mit angeblichem Insiderwissen über den Verbleib von Söldner-Chef Prigoschin. Die USA kündigen derweil einen neue Waffenlieferung an die Ukraine an. Erwartet wird, dass Kiew Streumunition bekommt.

Der Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hält sich nach Angaben des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko in Russland und nicht in Belarus auf. „Was Prigoschin betrifft, so ist er in St. Petersburg. Er ist nicht in Belarus“, sagte Lukaschenko am Donnerstag vor ausländischen Journalisten in Minsk. Ein Aufstand der Wagner-Söldner war Ende Juni nach Angaben des Kreml mit der Abmachung beendet worden, dass Prigoschin ins Exil nach Belarus gehen sollte. Unterdessen veröffentlichten russische Medien Bilder einer Hausdurchsuchung bei Prigoschin.

Er könne „mit Sicherheit“ sagen, dass Prigoschin auf freiem Fuß sei, fügte Lukaschenko bei der Pressekonferenz im Präsidentenpalast in Minsk hinzu. „Ich habe gestern mit ihm telefoniert.“ Auch die Kämpfer der Söldnertruppe Wagner hielten sich bisher nicht in Belarus auf, sagte Lukaschenko. Sie seien „im Moment“ in ihren Lagern der Ukraine.

„Nützliche“ Söldner

Die Frage der „Verlegung“ der Wagner-Kämpfer sei noch nicht geklärt. Lukaschenko erklärte sich bereit, „eine bestimmte Anzahl“ von Söldnern in Belarus aufzunehmen. Ihre „Erfahrung“ könne für sein Land sehr nützlich sein, sagte der Staatschef.

Die Wagner-Söldner hatten am 24. Juni mehrere Stunden lang das Hauptquartier der russischen Armee in Rostow am Don in Südwestrussland besetzt und waren dann in Richtung Moskau vorgerückt. Der Aufstand endete nach Kreml-Angaben am selben Abend mit einer Vereinbarung, der zufolge Prigoschin ins Exil nach Belarus gehen sollte.

Sein genauer Aufenthaltsort war bisher nicht bekannt. Prigoschin hatte sich zuletzt am 26. Juni öffentlich geäußert. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, Prigoschins Bewegungen würden „nicht verfolgt“.

Lukaschenko äußerte sich auch über das Verhältnis Prigoschins zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Ich weiß nicht alles über die Beziehung zwischen Putin und Prigoschin und ich möchte auch nicht alles wissen“, sagte der belarussische Präsident. „Putin kennt Prigoschin viel besser als ich“, sagte er und fügte hinzu: „Glauben Sie, dass Putin nachtragend ist und ihn morgen töten wird? Nein, das wird nicht passieren.“

Seit dem Aufstand haben russische Behörden Prigoschins Unternehmen durchsucht oder sie geschlossen. Am Mittwoch veröffentlichten russische Medien Bilder einer Durchsuchung des Hauses von Prigoschin in St. Petersburg, die Medienberichten zufolge am 25. Juni stattgefunden haben soll. Auf den offenbar von Strafverfolgungsbehörden aufgenommenen Bildern ist ein großes luxuriöses Haus mit einem Hubschrauber im Garten zu sehen.

Anna, 76, steht verletzt auf der Straße, nachdem ein Wohnhaus in Lwiw durch einen Raketeneinschlag teilweise zerstört wurde – fünf Menschen starben dabei
Anna, 76, steht verletzt auf der Straße, nachdem ein Wohnhaus in Lwiw durch einen Raketeneinschlag teilweise zerstört wurde – fünf Menschen starben dabei Foto: AFP/Yuriy Dyachyshyn

Bei der Durchsuchung fanden die Ermittler den Bildern zufolge unter anderem Dollar- und Rubel-Bündel, Goldbarren, zahlreiche Waffen, aber auch mehrere Pässe mit unterschiedlichen Namen und einen Schrank voller Perücken. Die in St. Petersburg ansässige Website Fontanka berichtete außerdem, in Prigoschins Haus sei ein Foto mit „abgetrennten Köpfen“ gefunden worden.

Fontanka veröffentlichte zudem ein Foto, das einen großen Vorschlaghammer zeigt. Der Metallkopf trägt den Schriftzug „Bei wichtigen Verhandlungen“. Der Vorschlaghammer ist eines der Symbole der Wagner-Gruppe. Die Truppe erklärt, einen Hammer zu benutzen, um Feinde hinzurichten oder zu foltern.

Tote nach Beschuss von Lwiw

Bei einem russischen Raketenangriff auf ein Wohngebiet der Stadt Lwiw in der Westukraine sind nach ukrainischen Angaben unterdessen mindestens fünf Menschen getötet worden. 37 weitere Menschen wurden verletzt, wie die Behörden und der Rettungsdienst am Donnerstag mitteilten. Laut Bürgermeister Andrij Sadowyj war es der größte Angriff auf zivile Infrastruktur in Lwiw seit Beginn der russischen Invasion. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte eine „handfeste Reaktion“ an.

Die USA werden Insidern zufolge am Freitag ein neues Hilfspaket für die Ukraine bekannt geben, in dem auch die Bereitstellung von Streumunition vorgesehen sei. Dies erfährt die Nachrichtenagentur Reuters von zwei US-Vertretern. Kurz zuvor sagte ein Sprecher des Präsidialamts, die Lieferung von Streumunition werde „aktiv geprüft“. Der Einsatzsatz derartiger Munition ist umstritten.