Herrenberg in FrauenhandLieutenant-colonel Tania Weinzaepfel musste neue Pfade beschreiten

Herrenberg in Frauenhand / Lieutenant-colonel Tania Weinzaepfel musste neue Pfade beschreiten
Premier sergent Liz Heintzen, Lieutenant-colonel Tania Weinzaepfel, Dr. Major Joëlle Linck, Caporal Diana Rodrigues und Sergent Stephanie Procacci berichteten dem Tageblatt von ihren Erfahrungen beim Luxemburger Militär Foto: Editpress/Julien Garroy

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Das Luxemburger Militär befindet sich im Wandel. So will sich die Armeeführung in ihren Rekrutierungsbemühungen darauf konzentrieren, den Militärdienst künftig attraktiver für weibliche Bewerber zu gestalten. Das Tageblatt hat in dieser Hinsicht mit fünf Frauen gesprochen, die sich für  eine Karriere beim Militär entschlossen haben. Den Auftakt macht die erste weibliche Offizierin im Generalstab der Armee, Lieutenant-colonel Tania Weinzaepfel.

„Ils s’instruisent pour vaincre“, lautet das Motto der 1802 gegründeten Militärschule Saint-Cyr: sich bilden, um zu siegen. Ein Motto, an das Lieutnant-colonel Tania Weinzaepfel auch heute noch denkt, wenn sie ihre Erfahrung aus den letzten zwei Jahrzehnten an junge Rekruten, Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere weiterreicht. Im Gespräch mit der 42-Jährigen merkt man sofort: Diese Aufgabe erfüllt sie mit Stolz.

Als Absolventin der Offiziersschule des französischen Heeres und erste Luxemburger Offizierin überhaupt wurde Weinzaepfel stets in Führungspositionen eingesetzt. Ob nun 2003 als junge Leutnantin an der Spitze eines Pelotons mit 30 Soldaten, als Chefin einer 120-köpfigen Kompanie im Jahr 2008 oder als Mitglied des Generalstabs der Armee nach 2012: Immer wenn die Offizierin vom Mannschaftsgeist und Teamwork innerhalb der Truppe spricht, glänzen ihre Augen. Auf die Frage, was denn bislang das Highlight ihrer Karriere gewesen sei, tut sich Weinzaepfel entsprechend schwer: „In den letzten 20 Jahren gab es viele schöne Momente. Da fällt es mir schwer, etwas herauszupicken“, so die 42-Jährige.

„Daran mitwirken zu können, dass aus jungen Rekruten nach vier Monaten Soldaten werden, erfüllt einen schon mit Stolz“, erinnert sich Weinzaepfel etwa an ihre Zeit als Chefin eines Pelotons in der Grundausbildung. Als Leiterin einer ganzen Kompanie habe ihr indessen die Zusammenarbeit mit anderen Unteroffizieren und Offizieren im Sinne der Truppe gut gefallen. Am liebsten aber erinnert sie sich an ihre erste Auslandsmission 2005 im Kosovo: „Ich war damals nach längerem Training erstmals allein verantwortlich für 25 Soldaten. Das war meine eigene Truppe, die ich zum Erfolg führen musste. Besonders stolz aber war ich, dass die Eltern mir ihre Kinder für diese Mission anvertrauten.“

Geschlecht spielt keine Rolle

„Stolz“ ist ein Wort, das in den Ausführungen der bescheidenen Offizierin im Bezug auf ihre Arbeit oft fällt. Dass sie die erste weibliche Führungsperson beim Luxemburger Militär war, erwähnt Weinzaepfel aber nicht. Vielleicht weil ihr Geschlecht auf dem Herrenberg nie eine Rolle spielte. Ganz im Gegenteil: „Kein einziges Mal hatte ich das Gefühl, als würde mich jemand anders behandeln, nur weil ich eine Frau bin“, betont Weinzaepfel.

Als erste Luxemburger Offizierin beim Generalstab zeichnet Lieutenant Colonel Tania Weinzaepfel inzwischen für alle großen Infrastrukturprojekte verantwortlich
Als erste Luxemburger Offizierin beim Generalstab zeichnet Lieutenant Colonel Tania Weinzaepfel inzwischen für alle großen Infrastrukturprojekte verantwortlich Foto: Editpress/Julien Garroy

Zwar gesteht sie, dass sie als junge Offiziersanwärterin manchmal von Zweifeln geplagt wurde. Doch seien diese Ängste unbegründet gewesen. „Vielmehr musste ich mich – wie alle männlichen Kollegen auch – vor den Soldaten beweisen“, so Lieutnant-colonel Weinzaepfel, die inzwischen als „Officier logistique opérationnel“ im Generalstab für sämtliche großen Infrastrukturprojekte verantwortlich zeichnet. Und auch später sei ihr die Armee stets entgegengekommen, als es für sie darum ging, Job und Familie unter einen Hut zu bringen.

Sie selbst sei als junge Frau sehr sportlich gewesen, habe bereits als Pfadfinderin das Abenteuer in Herausforderungen gesucht. Die Saat jedoch habe ihr Großvater gepflanzt, der selbst beim Luxemburger Militär war und ihr die Truppe schmackhaft gemacht hatte. „Ich wollte immer einen abwechslungsreichen Beruf, bei dem ich nicht den ganzen Tag im Büro verbringen muss und mit anderen zusammenarbeiten kann“, erinnert sich Weinzaepfel. Für Menschen wie sie, die Teamwork lieben, sich immer wieder neu erfinden wollen und regelmäßig neue Herausforderungen suchen, sei die Armee der logische nächste Schritt gewesen.


Der Herrenberg in Frauenhand – eine neue Serie

Das Luxemburger Militär ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Ein Satz, der immer wieder fällt, wenn Verantwortliche von ihren Untergebenen auf dem Herrenberg sprechen. Tatsächlich entscheiden sich immer mehr Bürger mit Migrationshintergrund für den Dienst an der Waffe. Auch wird die Palette der möglichen Tätigkeitsfelder auf dem Herrenberg immer breiter. Nur in einem Punkt hinkt das Militär der Gesellschaft noch hinterher: Mit einem Anteil von nur elf Prozent sind Frauen in der Armee noch deutlich in der Minderheit.

Das soll sich aber ändern: Bereits mehrmals haben Armeeführung und Verteidigungsministerium ihre Absicht untermauert, das Militär künftig noch attraktiver für weibliche Rekruten, Offiziere und Zivilangestellte zu gestalten. Als größte Hürde werden sich wohl hauptsächlich die Stereotypen einer von Testosteron dominierten Militärwelt herausstellen. Denn als Arbeitgeber genießt das Luxemburger Militär eigentlich einen soliden Ruf.

Laut einer jüngsten Umfrage sind 58 Prozent der Öffentlichkeit der Meinung, dass die Tätigkeit beim Militär eine gute Vorbereitung aufs Leben sei. Ebenfalls 58 Prozent gaben an, dass man mit seinem Beruf in der Armee einen guten Beitrag zur Gesellschaft leiste. Innerhalb der Truppe gaben zwei von drei Soldaten an, dass ihnen die abwechslungsreiche Arbeit gefalle, während jeder zweite Soldat den guten Mannschaftsgeist innerhalb der Armee lobt. Tatsächlich profitiere die Armee vom Bild eines sicheren Arbeitgebers, der eine breite Palette an Karrieren und Perspektiven bietet, betont Verteidigungsminister François Bausch in diesem Zusammenhang.

Ähnlich sehen es auch jene fünf Frauen, die das Tageblatt Anfang des Jahres auf dem Herrenberg getroffen hat. Ziel war es, mit den Offizierinnen, Unteroffizierinnen und Berufssoldatinnen über ihre Erfahrungen beim Luxemburger Militär zu reden. Obschon die Frauen vom Rang und Job her nicht unterschiedlicher hätten sein können, waren sie sich in vielen Punkten aber einig. Etwa dass die Tätigkeit beim Militär äußerst abwechslungsreich und bereichernd sei. „Dieser Beruf bietet unendlich viele Möglichkeiten“, schwärmt zum Beispiel Sergeantin Stephanie Procacci. Sie selbst sei in den letzten fünf Jahren regelrecht erwachsen und selbstständig geworden.

„Daran mitwirken zu können, dass aus jungen Rekruten nach vier Monaten Soldaten werden, erfüllt einen mit Stolz“, betont indessen Lieutenant-colonel Tania Weinzaepfel, die erste weibliche Offizierin im Generalstab der Armee. Vor allem in einem Punkt aber waren alle fünf Frauen einer Meinung: Eine Geschlechtsbarriere gibt es nicht beim Luxemburger Militär. Nicht ein einziges Mal habe ihr Geschlecht auf dem Herrenberg eine Rolle gespielt. „Vielmehr musste ich mich – wie alle anderen männlichen Kollegen auch – vor den Soldaten beweisen“, erklärt Lieutnant-Colonel Weinzaepfel. Ähnlich sehen es auch die anderen Interviewpartner, die das Tageblatt den Lesern in den kommenden Tagen in einer losen Serie vorstellen wird. ham

Ihr Geschlecht habe nie eine Rolle in der Armee gespielt, betonten alle fünf Frauen im Gespräch mit Tageblatt-Reporter Eric Hamus. Vielmehr habe man sich, wie die männlichen Kollegen auch, den Respekt der Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten erarbeiten müssen.
Ihr Geschlecht habe nie eine Rolle in der Armee gespielt, betonten alle fünf Frauen im Gespräch mit Tageblatt-Reporter Eric Hamus. Vielmehr habe man sich, wie die männlichen Kollegen auch, den Respekt der Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten erarbeiten müssen. Foto: Editpress/Julien Garroy