FußballLaurent Jans: „Es ist unmöglich, Leandro zu verärgern“

Fußball / Laurent Jans: „Es ist unmöglich, Leandro zu verärgern“
Nach dem Spiel bedankte sich das FLF-Duo bei den mitgereisten Luxemburger Fans Foto: Jeff Lahr

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Leandro Barreiro (Mainz) muss Laurent Jans (Paderborn) Ende März in Lipperscheid einen Drink spendieren. Dies hat der Kapitän des Nationalteams nach dem direkten Duell entschieden. Wie die beiden Bundesliga-Profis die Luxemburger Premiere erlebten und was die Zukunft bringen soll, erzählten sie dem Tageblatt nach Spielende in Mainz.

Am 29. Februar wurde ein weiteres Kapitel Luxemburger Fußballgeschichte geschrieben. Die FLF-Bundesliga-Profis Nummer 6 und 7 (nach Jeff Strasser, Manuel Cardoni, Roby Langers, Nico Braun und Antoine „Spitz“ Kohn) standen sich im direkten Duell gegenüber. Zwei Luxemburger gleichzeitig auf einem Bundesliga-Rasen – das hatte es noch nie gegeben.

Die Wege von Leandro Barreiro und Laurent Jans trennten sich am Samstag erst in der Interview-Zone. Dort wurde noch einmal kurz geplaudert, dann verschwand der FLF-Kapitän in der Gästekabine. Lange werden die beiden Luxemburger nicht voneinander getrennt sein. Spätestens in drei Wochen gibt es ein Wiedersehen im Trainingslager der Nationalmannschaft. Jans hatte nach der 0:2-Niederlage seiner Paderborner auch genaue Vorstellungen, wie das nächste Treffen aussehen soll: „Ich freue mich darauf, die Kollegen wiederzusehen. Auch Leo, der kann mir dann einen ausgeben“, scherzte Jans.

Die Kurznachrichten

Wie gut die Stimmung innerhalb der Nationalmannschaft ist, wurde deutlich, als beide Bundesliga-Profis aufeinander angesprochen wurden. Im Laufe der Woche gab es ein paar Textnachrichten – doch nichts Außergewöhnliches, wie Jans hinzufügte: „Es ist unmöglich, Leo zu verärgern.“ Barreiro seinerseits ging auf die Details des Gesprächs ein: „Wir haben uns beide auf die Partie gefreut. Wir waren uns nicht sicher, ob wir beide zum Einsatz kommen würden. Aber es war schön, dass wir gemeinsam auf dem Platz standen.“ In der Tat bestanden Zweifel, ob der Mainzer Mittelfeldspieler erneut das Vertrauen von Trainer Achim Beierlorzer geschenkt bekommen würde. Beim 0:4-Debakel in Wolfsburg blieb der 20-Jährige eine Woche zuvor nach der Pause gelbbelastet in der Kabine. Spätestens nach seinem ersten Bundesliga-Assist gegen Paderborn hat sich der Wadenbeißer aber wieder in denVordergrund gedrängt.

Der Spielverlauf

Die Tatsache, dass ein kleines Stück Geschichte geschrieben wurde, stand für das Duo aber nicht im Fokus des Kellerduells. Besonders das Tabellenschlusslicht SC Paderborn hatte die Punkte beim direkten Abstiegskonkurrenten eigentlich eingerechnet. Doch über 90 Minuten erspielte sich das Team des 27-Jährigen nur zwei mittelmäßige Torgelegenheiten. Auch der FSV Mainz 05 hatte zwar keine Masse an Schüssen auf das gegnerische Tor aufzuweisen, ging aber zumindest in der ersten Hälfte effektiv mit seinen zwei Möglichkeiten um: „Es waren fast keine Torchancen in diesem Spiel. Wir hatten fast keine, und sie haben aus ihren zwei Chancen zwei Tore gemacht. Diese Niederlage müssen wir uns selbst zuschreiben. In den Zweikämpfen waren wir nicht aggressiv genug.“ Nach 72 Minuten endete der Auftritt von Jans, der das Ende der Begegnung auf der Ersatzbank verfolgte

Bei den Mainzern war trotz des Dreiers noch keine überschwängliche Freude zu spüren. Barreiro beschäftigte sich bereits mit den anstehenden Aufgaben: „Wir kamen gut rein und haben die Dinge umgesetzt, die wir wollten. Es gab zwar eine kleine Phase, in der wir nach dem Führungstreffer etwas nachgelassen haben. Nach der Pause lief es offensiv nicht mehr ganz so gut, da können wir uns noch steigern.“

Die gleiche Mission

Besonders für Paderborn stehen nach dieser Pleite im Abstiegskampf zwei richtungsweisende Begegnungen an. Köln und Düsseldorf heißen die nächsten Gegner. „Diesmal hat uns Mainz keine Räume gegeben, vor allem nicht mehr nach dem ersten Tor. In der Bundesliga wird jeder Fehler bestraft, das merkt man jedes Wochenende. Ein individueller Fehler in der Verteidigung hat entweder eine große Torgelegenheit oder einen Gegentreffer zur Folge. Damit bestrafen wir uns immer wieder selbst“, analysierte Jans. Die Hoffnung, dass es in den beiden nächsten Spielen besser läuft, besteht – allerdings ist die Lage dramatisch. „Wir sind punktetechnisch zwar nicht so weit weg, aber nach dem heutigen Spiel sieht das schon wieder ein bisschen anders aus …“

Genauso ernst sieht Barreiro den aktuellen Punkte- und Tabellenstand der Mainzer: „Durch diesen Sieg haben wir einen Schritt gemacht, aber das reicht nicht. Unsere Situation ist nach wie vor nicht angenehm.“

Bundesliga-Erfahrung

Trotzdem schaffen es beide, den Spagat zwischen Glücksmomenten und Klarheit über die Tabellenlage zu machen. Jans ging nur kurz auf die eigene Gefühlslage ein, um dann schnell wieder zu den kollektiven Sorgen umzuschalten: „Ich bin überglücklich, dass ich so viele Begegnungen am Stück (15 Spiele) bestreiten durfte. Es gibt Höhen und Tiefen. Wir sind einfach nicht konstant genug und das ist der Punkt, in dem wir uns steigern müssen. Wir haben in dieser Saison noch keine zwei Siege in Folge eingefahren. Da liegt der Knackpunkt.“

Barreiro hat eine komplizierte Hinrunde hinter sich – und rückte erst unter Neu-Trainer Achim Beierlorzer wieder in den Fokus. Dabei war in den Wintermonaten sogar von einer möglichen Ausleihe die Rede. „Im Fußball kann es zwar ganz schnell nach oben – aber eben genauso schnell wieder nach unten gehen. Wichtig ist es, im Kopf stark zu sein und alle Situationen anzunehmen.“

An seinem Rezept hat der talentierte Luxemburger nichts geändert: „Ich habe genau das gemacht, das ich tue, seit ich Fußball spiele: Ich gebe in jedem Training Prozent, um dem Trainer die Entscheidung so schwer wie möglich zu machen. Dass es jetzt so gut geklappt hat, ist natürlich sehr schön für mich.“ Mit dieser Taktik hat er u.a. den Prognosen von Kicker und Co. in dieser Woche einen Strich durch die Rechnung gemacht und sich einen Platz in der Startelf gesichert.

Zukunftspläne

Während die Zukunft von Leandro Barreiro vertraglich bis 2022 geklärt ist, stehen bei Laurent Jans noch einige Gespräche mit den Vereinsverantwortlichen aus Metz und Paderborn auf der Tagesordnung. Im Sommer endet seine Leihe bei den Ostwestfalen. Äußern wollte er sich nicht: „Ich kann nichts dazu sagen. Es wurde noch gar nicht darüber geredet. In dieser Situation ist das auch überhaupt kein Thema. Wir müssen uns voll und ganz auf die Mission Klassenerhalt konzentrieren. Dann kann der Verein ohnehin besser planen. Ich habe noch genug Zeit und diese Entscheidung liegt ja auch nicht nur in meinen Händen. Jetzt gilt es, auf dem Rasen präsent zu sein. Das andere kommt dann in ein paar Wochen.“

An der Tatsache, dass er sich im neuen Umfeld pudelwohl fühlt, ließ er keine Zweifel: „Ich bin froh hier. Man hat mich herzlich aufgenommen. Mannschaft und Klub sind top. Ich kann Bundesliga spielen. Das ist eine der besten Ligen und ich kann noch viel lernen. Jedes Spiel ist ein großes Ereignis für mich persönlich. Ich hoffe, dass wir es schaffen, drinzubleiben, damit der Verein ein weiteres Jahr auf diesem Niveau spielen kann.“