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DeutschlandLandeklappen und andere Debakel: Die Pannenserie bei der Flugbereitschaft der Luftwaffe

Deutschland / Landeklappen und andere Debakel: Die Pannenserie bei der Flugbereitschaft der Luftwaffe
Zweimal hintereinander Probleme mit den Landeklappen, das hat es auch bei der pannenerprobten Flugbereitschaft der Luftwaffe so noch nicht gegeben Foto: AFP/Odd Andersen

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Wieder Ärger mit der Flugbereitschaft der Luftwaffe. Außenministerin Annalena Baerbock bleibt auch beim zweiten Versuch auf dem Weg nach Australien in Abu Dhabi hängen. Die weiße Flotte wird damit erneut zum Ärgernis, allerdings wird bei den Regierungsfliegern auch jede Panne und jeder Fehler mit großer Aufmerksamkeit öffentlich registriert.

Die Reden vorbereitet. Im Flugzeug daran noch die letzten Feinheiten abgestimmt. Die Gastgeschenke ausgesucht. Die Besuchstermine gecheckt, noch einmal alle Uhrzeiten und Fahrtzeiten geprüft. Mögliche Fettnäpfchen durchgegangen. Dazu kommt dann tagesaktuell noch die Weltlage. Rund um die Uhr. Was macht China? Wo greift Russland in der Ukraine wieder an? Was passiert in Niger? Besuche einer deutschen Außenministerin werden wochenlang, oft auch mit Monaten Vorlauf vorbereitet. Alles muss stimmen. Vom Start in Deutschland, beim Zwischentank in Abu Dhabi oder Island, bis hin zur Landung in Canberra oder Sydney.

Und dann hängt die Reise (und natürlich die Sicherheit) an den Landeklappen des Flugzeuges, die sich nicht vollständig einfahren ließen. In diesem Fall wollte man beinahe sagen: Und täglich grüßt die Landeklappe. Denn: Derselbe Fehler hintereinander zweimal, das hat es auch bei der pannenerprobten Flugbereitschaft der Luftwaffe so noch nicht gegeben. Er sei nun schon „einige Jahre dabei, aber so etwas ist bei der Flugbereitschaft noch nie passiert“, versuchte der Flugzeugkommandant – wohlgemerkt nach einem kurz zuvor absolvierten Testflug – das Unerklärliche zu erklären. Die Ministerin und ihre Delegation am Boden – im wahrsten Sinne des Wortes.

Heimreise mit Linienmaschine

Wenn, wenn, wenn … Baerbock hatte auch mit Blick auf ihre Reise nach Australien und Neuseeland Anfang Mai einen schönen Termin. Das Auswärtige Amt hatte für eine Auftaktveranstaltung vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen seine Pforten geöffnet. Baerbock schoss barfuß auf ein Kleinfeldtor. Womöglich hätte sie das deutsche Team besucht, wenn, ja wenn die Mannschaft nun das Halbfinale erreicht hätte. Doch auf dem Platz hat es nicht gereicht. Und in der Luft hatte der Regierungsflieger zu wenig Höhe und zu wenig Geschwindigkeit, weil die Landeklappe klemmte.

Die Ministerin und ihre Berater entscheiden sich zunächst für einen dritten Versuch, fliegend Australien zu erreichen. Doch dann die Entscheidung, die geplante Pazifik-Reise mit weiteren Stationen in Neuseeland und der Republik Fidschi ganz abzubrechen. Man habe bis zuletzt geprüft und geplant, sei dann aber zu dem Ergebnis gekommen, dass es nicht mehr möglich sei, die Reise mit den geplanten Stationen nach Ausfall des Regierungsfliegers „logistisch darzustellen“, ließ sich ein Sprecher des Auswärtigen Amtes vernehmen. Baerbock muss ohne Landung in „Down Under“ zurück nach Deutschland – mit einer Linienmaschine.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock ist auf dem Flughafen in Dubai auf dem Weg zu ihrem Flug. Sie kehrt nach dem Abbruch ihrer Reise in die Pazifik-Region am Dienstag per Linienflug zurück.
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock ist auf dem Flughafen in Dubai auf dem Weg zu ihrem Flug. Sie kehrt nach dem Abbruch ihrer Reise in die Pazifik-Region am Dienstag per Linienflug zurück. Foto: dpa/Sina Schuldt

Auch Maschinen ziviler Carrier haben immer wieder Pannen. Auch hier fallen, wenn kein Ersatz bereitsteht, dann Flüge aus. Nachteil der Regierungsflieger: Hat eine Maschine der Flugbereitschaft der Luftwaffe eine Panne, erfährt es Minuten später zuverlässig die Republik, weil mitreisende Medienvertreter heute in Echtzeit jede defekte Landeklappe oder jedes Nagetier, das eine Dichtung am Regierungsflieger durchfressen hat, vermelden. Im März etwa musste der Flugzeugkommandant mit der Außenministerin an Bord beim nächtlichen Landeanflug auf den Flughafen der georgischen Hauptstadt Tiflis durchstarten, weil ein zuvor gelandetes Flugzeug die Landebahn noch nicht verlassen hatte. Eine Sekundenentscheidung. Ob es am Ende ein Fehler der Fluglotsen war, blieb offen.

Flugzeuge werden ausgemustert

In diesem Fall des Flugabbruchs der deutschen Außenministerin auf ihrem Weg nach Australien aber war es offenbar ein Fehler zu viel. Die Luftwaffe teilte anschließend mit, die beiden betagten Airbus A340 „so schnell wie möglich, das heißt in den kommenden Wochen, außer Dienst zu stellen“. Die Flieger sollten ohnehin im September dieses Jahres beziehungsweise im kommenden Jahr ausgemustert und durch moderne A350 ersetzt werden. Vor allem ein Defekt an der noch fast vollgetankten „Konrad Adenauer“ im November 2018, als Bundeskanzlerin Angela Merkel und der damalige Bundesfinanzminister Olaf Scholz auf dem Weg zum G20-Gipfel in Buenos Aires umkehren und auf dem Flughafen Köln/Bonn gewissermaßen notlanden mussten, sorgte gar für Spekulationen, ob es sich dabei nicht um Sabotage gehandelt haben könnte. Damals waren unter anderem die Funksysteme ausgefallen. Auch Baerbocks Vorgänger im Außenamt, Heiko Maas, musste schon wegen einer Panne am Hydrauliksystem am A340 in ein anderes Flugzeug umsteigen.

Sollte Baerbock über den Reiseabbruch verstimmt sein, wovon man ausgehen muss, weiß sie es noch einigermaßen zu verbergen. Denn eigentlich wollte sie für eine Woche in eine Region, die die Weltordnung des 21. Jahrhunderts „entscheidend prägen“ werde, schrieb sie beim Kurznachrichtendienst X. „Das ist mehr als ärgerlich“, ließ sie die Welt draußen über ihre pannenvereitelten Reisepläne wissen. Wer reist, muss manchmal umplanen. Wann Baerbock einen nächsten Versuch unternimmt, australischen Boden zu betreten, ist aktuell offen. Ihre Ministerkollegen und sie müssen nun wieder in ihre Kalender gucken. Geht oder geht nicht, vor allem aber: fliegt.

Heiner August M. Von der Vogelweide
17. August 2023 - 15.28

Dan kann der Scholz diese Maschine endlich an seinen Duzfreund in der Ukraine verschenken. Kleine Geschenke sollen ja die Freundschaft erhalten.