Kommentar / Laisser-Frères-Attitüde bei den Piraten

Die Piraten unter Sven Clement widersetzen sich dem europäischen Trend ihrer Schwesternparteien: Sie sind immer noch da. Und seit es sie gibt, begleitet sie das Chaos.
Alex Bodry hat recht. Nicht immer und in jeder Hinsicht, aber er hat recht, wenn er den Piraten vorwirft, eine Chaotentruppe zu sein. Nach zehn Jahren auf dem politischen Parkett des Großherzogtums sollten die politischen Freibeuter zumindest zu einer sauberen Buchführung befähigt sein. In Anbetracht der aktuellen Debatte könnte man jedoch fast auf den Gedanken kommen, der laxe Umgang mit den Büchern hätte System.
Denn es ist ja nicht so, als würden die Piraten irgendetwas verheimlichen: Jeder gespendete Euro wurde angegeben, die Bücher sind zwar ein Wirrsal, aber durchaus vollständig. Die Schnodderigkeit allerdings, mit der sie alle Jahre wieder diese Zettelwirtschaft an den Rechnungshof weiterleiten und sich ihre Rügen abholen, entbehrt jedoch jedem Respekt gegenüber der Institution, immerhin die oberste Finanzaufsicht des Landes.
Die Attitüde der Piraten äußert sich in dem Konfrontationskurs, den die Partei jetzt einschlägt. Sven Clements Bereitschaft, sich vor dem Verwaltungsgericht zu verantworten und damit eine Debatte über das Parteifinanzierungsgesetz insgesamt vom Zaun zu brechen, ist ein kühnes, politisches Angriffsmanöver, das so vermutlich niemand erwartet hätte. Es ist aber zugleich ein Anzeichen für eine Selbstsicherheit, die an Hochmut grenzt. Falls der Plan nämlich nicht aufgeht, stehen die Piraten da wie renitente Kinder, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, aber steif und fest behaupten, der Hund von Daniel Frères hätte sie aufgefressen.
Sven Clement ist ein Schönredner ( Beau parleur ), ein aufgeblasener Frosch, der, um den Hals aus der Schlinge zu ziehen, seinem Parteifreund Frères die Schuld an dieser Spendenaffäre zuschiebt.” Ich wasche meine Hände in Unschuld “! Bei ihm ist Angriff die beste Verteidigung.