Gefertigt aus „Polymilchsäure“ (PLA), einem auf nachwachsenden Rohstoffen wie z.B. Zuckerrohr oder Mais basierenden Polyester, d.h. einem organischen Kunststoff, wirken diese abstrakten Objekte zugleich archaisch und futuristisch: Sie mögen an Knochen oder Schädel geheimnisvoller Urtiere und zugleich an Fragmente von Asteroiden erinnern. Auffällig ist ihre Oberfläche: Feingliedrig, filigranartig, erinnert sie an geklöppelte Bruxeller Spitze, die im 16. Jahrhundert entstand, aber auch an Waben eines Bienenstocks oder überdimensionale Zellen.
Anders als bei der üblichen Herstellung von Skulpturen, die im Wesentlichen im Abtragen von Material aus einem unbearbeiteten Rohstoff – bspw. Stein oder Holz – besteht, um daraus Neues zu formen, entstehen 3D-Druckobjekte durch Aufschichten und nachträgliches Bearbeiten. Am Anfang steht der am Computer gefertigte digitale Entwurf. Bei manchen der Objekte werden zunächst relativ kleine Einzelteile erstellt, die anschließend zu größeren und recht komplexen Gebilden zusammengesetzt werden.
Die sowohl groß- als auch kleinformatigen Skulpturen, mit Namen wie „Unten im Kaninchenbau“ oder „Kathedrale der Ameise“, sind farblich größtenteils neutral oder in Grau gehalten: Hier tritt die Farbe zugunsten der Form zurück. Licht und Schatten werden zu einem wichtigen gestalterischen Element und finden ihren Weg durch die zahlreichen Wölbungen und Höhlen der filigranen Oberflächen. Der spielerische und teilweise ironische Umgang mit Formen und Kunstsprache aus anderen Epochen ist an einigen Exponaten zu erkennen, wie z.B. an der „Ant’s Cathedral“, bei der durchaus gotische Elemente sichtbar sind.
Der gemeinsam von der Stadt Esch/Alzette, dem CAL und der Asbl. Schlassgoart verliehene „Prix de la sculpture Schlassgoart“ ist mit 8.000 Euro dotiert und wird alle drei Jahre vergeben. 2019 ging er an Bertrand Ney. Zweck dieses durch eine eigenständige Jury vergebenen Preises ist die Würdigung eines Künstlers, der einen bedeutenden und innovativen Beitrag geleistet hat. Der 1984 in Luxemburg geborene Pit Molling erhielt den diesjährigen Preis für seine in 3D-Druckverfahren realisierte Skulptur „The Elephant in the Room“. Molling lebt und arbeitet in Luxemburg. Studiert hat er Malerei, Grafik und interdisziplinäre Praxis an der FADBK in Essen, u.a. erhielt er auch 2019 den „Prix révélation“. Seit 2016/17 beschäftigt sich der Künstler speziell mit der 3D-Technik.
Gleichzeitig zur Preisverleihung wurde auch eine Ausstellung mit Werken sowohl von Pit Molling als auch von anderen am Wettbewerb beteiligten Künstlern eröffnet. Neben den Skulpturen werden auch einige digitale Zeichnungen Mollings ausgestellt.
Pit Molling in der Galerie Schlassgoart
Öffnungszeiten: bis 5. November (Dienstag bis Samstag von 14.00 bis 18.00 Uhr, Sonntag geschlossen)
Galerie Schlassgoart
Pavillon du Centenaire/Arcelor Mittal
Bd. Grande-Duchesse Charlotte
Esch/Alzette
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