Manchmal braucht es keinen Ball, um ein Eigentor zu schießen. Der Luxemburger Karate-Vorstand hat sich vor rund zehn Tagen aufgrund einer Personalentscheidung selbst ins Abseits manövriert. Die internen Reibereien und Machtspielchen ziehen sich wie ein roter Faden durch die jüngere Vergangenheit. Mit der Nominierung von Farid El Meskiri als neuer Technischer Direktor ist innerhalb der Kampfsport-Sektion wieder ein überflüssiger Brandherd zwischen den ohnehin schon verhärteten Fronten entstanden.
Ohne die Kompetenzen des neuen Manns in irgendeiner Weise infrage stellen zu wollen: Die zahlreichen Anschuldigungen der Opposition lassen daran zweifeln, dass der Franzose in den kommenden Monaten mit der Rückendeckung zweier großer Vereine arbeiten wird. Sowohl in Strassen als auch in Differdingen stand man El Meskiri von der ersten Sekunde an mehr als nur skeptisch gegenüber: Fehlende Diplome und eine Kandidatur aufgrund von Vetternwirtschaft – die Vorwürfe haben es in sich. Dass sich der Technische Direktor beim ersten offiziellen Auftritt zudem einen Fauxpas leistete und auf lokaler Ebene einen Karateka aus der Ecke des Präsidenten coachte, half jedenfalls nicht dabei, die Wogen zu glätten.
Leittragende der ganzen Fehde sind wieder einmal die Athleten, die sich irgendwo zwischen den Streitenden befinden. Möglicherweise ist es eine glückliche Fügung des Schicksals, dass Farid El Meskiri die Jugend-Nationalmannschaft genau in diesen Tagen bei der Weltmeisterschaft in Konya (Türkei) persönlich – und ohne den Druck ihrer Vereine – kennenlernen wird. Dort zählen immerhin nur Sport und Leistung. Doch selbst das beste Ergebnis wird nicht darüber hinwegtäuschen, wie zerfahren die Lage des Karate ist.
Man solle dem neuen „DTN“ eine Chance geben, forderte Karate-Präsident Leo Salvatore, der im Zentrum der Debatte steht. Seine Verbindung zu El Meskiri stritt er nicht ab. Gerechtfertigte Einstellung oder nicht, das neue Problem ist hausgemacht und hätte wohl mit ein bisschen besserer Kommunikation und Erklärungen keinen ähnlichen Wirbelsturm provoziert. Über etwas dürften sich jedenfalls alle Beteiligten einig sein: „Es ist der Moment gekommen, an dem die beste Lösung wäre, sich gemeinsam an den Tisch zu setzen und darüber zu reden, wo wir überhaupt hinsteuern wollen“, formulierte es der Differdinger Präsident Fred Charlé gegenüber dem Tageblatt.
Versammlungen und Diskussionsbedarf stehen aufgrund der möglichen Trennung der FLAM ohnehin ins Haus (Karate, Judo und Taekwondo wollen eigenständig funktionieren und nicht mehr als Teil des nationalen Kampfsportverbands). Wenn der Luxemburger Karatesport in absehbarer Zeit auf eigenen Füßen stehen muss, werden solche Scherereien schlimmere Folgen haben. Ohne klare Konzepte und Zusammenhalt droht nämlich nicht nur erneut die Außendarstellung des Karate zu leiden, sondern als langfristige Basis der sportliche Erfolg – der bisher immer dabei half, die Krisen zu verdecken.
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