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EditorialKritik an Kronospan in Sanem

Editorial / Kritik an Kronospan in Sanem
Der Holzverarbeitungsbetrieb Kronospan, wie er lebt und brennt. Das Feuer Ende Juli 2019 hat nicht gerade zur Popularität des Unternehmens beigetragen. Unvermeidbar war der Brand nicht. Foto: Editpress-Archiv

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Eine Liebesgeschichte mit Kronospan ist schwer vorstellbar. Außer für Spanplatten-Fetischisten. Muss man also hinnehmen, dass der Betrieb manchmal stinkt, lärmt sowie Dreck durch die Gegend bläst und obendrein für lange Lastwagenstaus sorgt? Natürlich nicht. Sollte man sich wehren und alles unternehmen, um den Belästigungen ein Ende zu setzen? Aber sicher!

Ein Eindruck darf dabei allerdings nicht entstehen: nämlich dass man sich nur zur Wehr setzt, weil man die Industrie als Gefahr für die eigene Komfortzone ansieht, sie also nicht in der Nähe der eigenen Behausung haben möchte, auch, weil dadurch vielleicht der Wert der Immobilie sinkt oder das sonntägliche Grillen im Garten nicht im perfekten Ambiente über die Bühne gehen kann.

Industrien mitsamt ihren Ausscheidungen gehören leider immer noch zum Alltag. Wie landende Flugzeuge, Abgase, quietschende Bremsen oder lärmende Motorräder. Eines Tages wird bestimmt alles gut. Bis dahin muss man durchhalten und ein gewisses Verständnis zeigen. Tatenlos zusehen muss man als Bürger hingegen nicht. Ein gutes Mittel, um auf Probleme hinzuweisen, sind zum Beispiel die Klagen, die man recht unkompliziert bei der Umweltverwaltung einreichen kann. Diese „Plainte administrative“ muss von der Verwaltung geprüft werden und dem Klagenden muss eine Antwort zukommen.

Diese muss dem Bürger nicht zwingend gefallen. Vor allem dann nicht, wenn die Beanstandungen nicht schnell genug behoben werden (können), oder wenn aufgrund geltender Bestimmungen momentan nichts zu machen ist oder vielleicht einfach auch, weil objektiv nichts dran ist am Vorwurf.

Ein Industriebetrieb ist wie ein großes Schiff. Eine Kursänderung braucht Zeit. Die Umweltverwaltung scheint Kronospan auf dem richtigen Kurs zu wähnen und gewährt Zeit. Die Verantwortlichen im Rathaus in Sanem übrigens auch. Beide Stellen beschreiben einen durchaus konstruktiven Kontakt mit dem holzverarbeitenden Betrieb.

Niemand bestreitet, dass dort, wo gehobelt wird, Späne fallen. Auch die Kronospan-Werksleitung selbst nicht. Sie weist aber auch darauf hin, dass sie alles unternimmt, um als „guter Nachbar“ möglichst unauffällig zu agieren.

Ganz gelingt ihr das allerdings nicht. Immer wieder kommt es zu Pannen, was Lärm, Staub oder Geruch anbelangt. Die Schuld liegt da nicht unbedingt beim Betrieb. Ganz zu vermeiden wird das bei Kronospan deshalb wohl auch nie sein.

Doch warum das Kind mit dem Bade ausschütten? Warum sich nicht vielleicht einfach mal zurückbesinnen? Wenn sich in früheren Zeiten am Morgen roter Staub auf Bürgersteige und auf die zum Trocknen aufgehängte weiße Wäsche legte, war Mutter außer sich. Den Staub hatten wir dem Betrieb zu verdanken, in dem Vater arbeitete. Das machte den Staub nicht sauberer, aber leichter zu ertragen. Für oder gegen die Arbed, das war eine echt existenzielle Frage. Die müssen sich heute weniger Menschen stellen. Die über 350 Frauen und Männer, die bei Kronospan arbeiten, tun es. An sie sollte man denken.

Anders als früher darf das allerdings kein Persilschein für Umweltsünder(innen) mehr sein.

Medjed
12. Oktober 2021 - 6.13

Kronospan hat genau Eine Produktionslinie an der auch nicht viel ändert. Wenn man da solche Probleme mit Staub und Lärm verursacht dann ist das einfach nur schlechter Wille. Es ist keine Raketenwissenschaft, nur ein unliebsamer Invest für Kronospan.

Grober J-P.
11. Oktober 2021 - 10.04

Würde mal gerne wissen was die so alles in die Luft blasen! Es riecht auch manchmal echt gut nach frisch gesägtem Holz.

Joseph
9. Oktober 2021 - 9.23

Die Konflikte mit Kronospan haben aber auch überhaupt nichts mit Komfortzone oder Ambiente zu tun. Die Bürger klagen ja über Gestank, Staub, Dreck und Lärm die Kronospan verursacht. Die Bürger machen sich also Gedanken über ihre Gesundheit und fragen sich welche Schadstoffe sie einatmen und ob diese Auswirkungen auf ihre Gesundheit haben. Mein Hausarzt hat mir gesagt dass Allergien bei Kindern im Umfeld von Kronospan gestiegen sind. Also frage ich mich warum dass die Kommune oder das Umweltministerium
die Geruchsemissionen und Geruchsimmissionen von Kronospan nicht von einem unabhängigen Experten messen lässt und dann das Resultat den Bürgern transparent mitteilt? Ist das zu viel verlangt?