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Katholischer WeltjugendtagKritik an hohen Kosten des Papstbesuchs – auch Treffen mit Missbrauchsopfern geplant

Katholischer Weltjugendtag / Kritik an hohen Kosten des Papstbesuchs – auch Treffen mit Missbrauchsopfern geplant
Mit seinem 500-Euroscheinen-Teppich zum Altar protestierte der Künstler Artur Bordalo gegen die hohen Kosten des Besuchs des Pontifex Foto: Handout/Bordalo II/AFP

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Es dürfte kein einfacher Besuch in Portugal beim Weltjugendtag werden. Es ist das erste Mal, dass der 86 Jahre alte Papst Franziskus nach seiner Darmoperation Anfang Juni wieder auf Reisen geht. Der Eingriff hatte Sorgen und Spekulationen um seinen Gesundheitszustand ausgelöst. Zudem reist er nun in ein Land, in dem Tausende Opfer sexuellen Missbrauchs Entschädigungen der katholischen Kirche fordern und auf klare Worte des Papstes hoffen.

Schon die Vorbereitung des katholischen Weltjugendtages (WJT), der vom 1. bis 6. August in Lissabon stattfindet, hatte für heftige Debatten gesorgt. Die Kosten für den WJT und den Papstbesuch werden auf 160 Millionen Euro geschätzt, die sich Kirche und Staat teilen. Aus Protest rollte der portugiesische Künstler Artur Bordalo auf der Treppe des eigens konstruierten Altarbauwerkes einen Teppich aus gigantischen 500-Euro-Scheinen aus – er gab seinem Kunstwerk den Titel „Weg der Schande“.

Inzwischen wurde bestätigt, dass sich Franziskus am Rande des WJT mit Missbrauchsopfern treffen wird. Es soll eine neue Geste der Versöhnung werden, mit der das Kirchenoberhaupt einen Beitrag zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals leisten will. Die Begegnung soll an einem geheimen Ort stattfinden, „um die Privatsphäre der betroffenen Personen zu schützen“, teilte der Lissaboner Kardinal Manuel Clemente mit.

Eine Untersuchungskommission spricht von nahezu 5.000 Missbrauchsopfern in Portugal. Überwiegend Minderjährige, meist Jungen, an denen sich in den vergangenen 70 Jahren vor allem katholische Geistliche, aber auch andere Kirchenmitarbeiter sexuell vergingen. Hinter der geschätzten Opferzahl verbirgt sich ein Vielfaches von Missbräuchen: „Die Opfer sind mehr als eine Statistik“, heißt es im Kommissionsbericht. „Die meisten wurden öfter missbraucht.“

Gotteshäuser leeren sich

Auch Jahrzehnte nach den Vorfällen leiden die Betroffenen. Nun hoffen sie, dass der Papst nicht nur bei dem diskreten Treffen, sondern auch öffentlich Stellung zum Skandal nimmt. An Gelegenheit wird es nicht mangeln. Papst Franziskus landet am Mittwoch (2. August) in Lissabon und bleibt bis zum Sonntag in Portugal. Es sind täglich Predigten und Gebete mit Hunderttausenden junger Menschen vorgesehen.

Einer der Höhepunkte der Papstreise wird am 5. August sein Besuch im weltberühmten Marienwallfahrtsort Fatima sein, der 130 Kilometer nördlich Lissabons liegt. Franziskus will in Fatima mit kranken Menschen den Rosenkranz beten und ein Friedensgebet halten. Ein weiterer großer Augenblick ist die Abschlussmesse am Sonntag im Tejo-Park in Lissabon. Bisher sind 330.000 junge Gläubige aus mehr als 200 Ländern zum WJT angemeldet. Es werden aber bis zu einer Million Teilnehmer erwartet.

Auch in Portugal, das früher einmal eine Bastion der Katholiken war, laufen der Kirche die Gläubigen davon. Die Gotteshäuser leeren sich, immer mehr junge Leute wenden sich ab. Nur noch eine Minderheit der jungen Portugiesen lässt sich kirchlich trauen. Gut die Hälfte der Neugeborenen kommt außerhalb einer traditionellen Ehe zur Welt. Kirche und Staat sind heute in Portugal streng getrennt.

Kein Prunk erwünscht

Vielleicht ist es dieser Verweltlichung der Gesellschaft zuzuschreiben, dass die Ausgaben für den Papstbesuch im Vorfeld öffentlich kritisiert wurden. Sogar Portugals Staatspräsident, der praktizierende Katholik Marcelo Rebelo de Sousa, schaltete sich ein und erklärte, dass die Portugiesen bei diesem Kirchenfestival keinen Prunk wünschten, sondern „eine einfache und bescheidene Version“.

Allein die riesige Altarbühne, die von der Stadtverwaltung Lissabons im Tejo-Park aufgebaut wurde, sollte eigentlich fünf Millionen Euro kosten. Nach Protesten wurde das Altarbauwerk schließlich von den städtischen Planern abgespeckt und kostete nur noch die Hälfte. Als Reaktion auf die Kostendebatte kürzte Portugals Regierung den staatlichen Zuschuss von 36,5 auf 30 Millionen Euro.

Aber das Kirchentreffen verursacht nicht nur Kosten, sondern auch Einnahmen. Die meisten Unterkünfte in Lissabon und Fatima sind ausgebucht. Reiseveranstalter, Hotels, Restaurants und Andenkenläden hoffen auf klingelnde Kassen. Die Tourismusindustrie rechnet mit bis zu 500 Millionen Euro an Einnahmen. Aber es gehe ja nicht nur ums Geld, sagt Lissabons Kardinal Clemente: „Dieses Ereignis bringt der Gesellschaft in jeder Hinsicht mehr ein, als das, was ausgegeben wird.“

rczmavicrom
2. August 2023 - 12.26

Und die Gläubigen meinen dass ihr Gott die Erde vor 6000 Jahren kreiert hat!..Also kann es vor 250 Millionen Jahren noch keine Dinosaurier gegeben haben.......

JJ
1. August 2023 - 12.34

Das ist doch das Meeting wo mehr Menschen zurückkommen als hingefahren sind. Aber in der katholischen Hochburg Portugal wird's schon klappen. Gott sieht alles.