Während sich Schüler und Lehrer auf die großen Ferien freuen, bereiten sich die Buchhändler bereits auf die Rentrée vor. Die kostenlosen Schulbücher stellen sie dabei vor neue Herausforderungen.
Der Laden ist leer. Menschenleer. Kein Personal, kein Kunde. Nur Ordner, Stifte, Füller, Radiergummis, Papier, Bücher, Klebezettel und eine graue Kasse mit fingergroßen Tasten. Dann ein Stampfen. Ein Mann schreitet die Wendeltreppe in der Mitte des Ladens hinab und bleibt vor der Theke stehen: «Guten Tag, was kann ich für Sie tun?»
Noch deutet wenig darauf hin, aber in wenigen Wochen wird der Laden mit Kunden gefüllt sein. «Während der Rentrée stehen die Menschen bis zur Tür hinaus Schlange», sagt Alain Kemp. Er ist Besitzer des Ladens. Eigentümer der Librairie ABC in Esch/Alzette.
Alain Kemp ist direkt betroffen von der neuen Reglung für kostenlose Schulbücher der Regierung. Denn das Schulgeschäft macht rund 50 Prozent seines Umsatzes aus. «Ohne die Einnahmen der Rentrée kann ich den Laden dichtmachen», so Kemp.
14 Millionen Euro für Bücher
Und so begrüßt er die Maßnahme grundsätzlich. Ab diesem Jahr wird der Staat erstmals die Kosten der obligatorischen Schulbücher vollkommen übernehmen. Die Familien werden entlastet. 14 Millionen stehen dafür bereit.
Der lokale Handel wird sicher davon profitieren, so Kemp. Und kostenlose Bildung sei natürlich gut. Aber dennoch ist Kemp nicht vollends überzeugt, ein Unbehagen bleibt. Zum einen: weil er 4.000 Euro in Aufrüstung der Informatik investieren musste. Denn nur mit der passenden Technik lassen sich die neuen elektronischen Schulbuchlisten einscannen. Die Schüler können die Listen direkt per App auf ihr Smartphone herunterladen – der Buchhändler scannt die Barcodes und händigt die Schulbücher aus. Wer kein Smartphone hat, kann die Liste auch ausdrucken.
Zum anderen: weil der Buchhändler nun finanziell an den Staat gebunden ist. Die Kunden zahlen keine Rechnungen. Der Staat begleicht diese nach dem Kauf. Das Bildungsministerium hat den Buchhändlern zwar versichert, spätestens zwei Wochen nach dem Kauf die Rechnungen zu bezahlen, aber die verzögerte Bezahlung bereitet Kemp dennoch Sorgen. Sollte das Geld nicht rechtzeitig eintreffen, kommt er beim Großhändler in Verzug. Und riskiert weitere Bestellungen sowie den Nachschub an Schulbüchern.
Doch das größte Unbehagen löst die neue Methode selbst aus. Was wenn die Technik nicht funktioniert? Oder die Kunden damit überfordert sind. Oder Kemp selbst damit überfordert ist?
«Wird schon schiefgehen»
Anne Diderich, Besitzerin der Librairie Diderich in Esch/Alzette, kann die Bedenken verstehen – aber sie geht doch deutlich gelassener in die Rentrée. Als Präsidentin des Verbandes der Buchhändler hat sie die Ausarbeitung der neuen Methode von Nahem verfolgt und auch aktiv das Bildungsministerium beraten. Und so begrüßt sie die kostenlose Bildung. Es sei ein Gewinn für Bürger und Händler.
Natürlich birgt ein neues System immer Überraschungen und Risiken. Aber es sei zukunftsweisend. Diderich hebt zudem hervor, dass die Bürger für jedes obligatorische Buch, das sie bereits besitzen oder das sie über Secondhand erworben haben, vom Staat 50 Prozent als Gegenwert in Form eines Gutscheins erhalten, um andere Schulmaterialien zu erwerben: «Das Ministerium stärkt damit den lokalen Handel.»
Um Hektik zu vermeiden und die Schüler und Eltern an das neue System zu gewöhnen, beginnt die Rentrée in diesem Jahr bereits am 23. Juli. Ab diesem Zeitpunkt kann die App zum Erwerb der Bücher auf der Webseite www.mybooks.lu heruntergeladen werden. Der Verkauf endet am 30. November – danach gibt es keine kostenlosen Bücher mehr und auch die Gutscheine verlieren ihre Gültigkeit. Bis spätestens dahin wird sich zeigen, ob das neue System funktioniert. «Es wird spannend», gesteht Diderich, «aber wird schon schiefgehen.»
Das Titel ist verwirrend , da sollte stehen “Luxemburgische Bücher NUR für luxemburgische Schulen". Schüler von secondaire von Ecole Europeenne kriegen nichts, obwohl sie auch als ecole publique auf Seite des Ministeriums genannt wird.
Wir sind KEINE EU Beamten, hatten KEIN Wahl, unserer Sohn Sprach am Anfang kein Französisch und es war unmöglich für ihn eine luxemburgische Schule zu besuchen.
Wir wohnen hier, arbeiten, bezahlen Steuer und sind als Bürger von zweite Kategorie unter grosse EU Flagge, EU Werte etc? Ich empfehle dem Ministerium einen Besuch bei National Resistance Museum in Esch. Da gibt viele Fotos von früher wo man Schilder sieht ”NUR FÜR…. ”. Das ist einfach traurig, da diese paar Schulen die hier gibt, von diesem Program ausgeschlossen sind. Wer hat das ausgedacht? Es ist wie bei Orwell ” Alle Tiere sind gleich und manche gleicher ” - auch in einem EU Land.
Sie haben Recht mit ihrer Einschätzung. Aber nicht alle Residents haben etwas von dieser Maßnahme. Wir kamen vor ein paar Jahren nach Luxembourg und mussten unser Kind auf die Europaschule in Mamer schicken, da unser Kind kein französisch sprach.
Die nun beschlossene Maßnahme gilt aber nur für Schulen, die dem luxemburgischen Schulsystem zugerechnet werden und da gehört die Europaschule nicht dazu. Ergo gilt die Förderung nicht für diese Kinder.
Nun mögen Sie einwenden, dass die Eltern, die ihre Kinder auf diese Schule schicken, vorwiegend Mitarbeiter von Institutionen bei der EU sind und als solche schon genug Vergünstigungen erhalten (konkret an der Europaschule sind dies Befreiung vom Schulgeld, Befreiung von den Kosten für Mittagessen, kostenloser Bustransfer von und zur Schule mit eigenen Bussen usw.). Da wir leider nicht zu dieser exklusiven Gruppe von Menschen gehören, müssen wir dies alles selber bezahlen - und kriegen nun auch nichts von der neuen Förderung ab.
Eigentlich ist es eine Förderung von Luxemburg für Luxemburger. Wenn wir über Integration sprechen, dann ist dies sicher ein gutes Beispiel, wie man Personen stattlicher Seits erfolgreich ausgrenzt.
Als Sekundarschullehrer habe och oft nicht mit den Schulbüchern gearbeitet, weil diese teils unbrauchbar waren. Den Schülern wurde empfohlen diese Bücher nicht zu kaufen und Ihnen wurde für ein paar Euro ein Skript zur Verfügung gestellt.
Die Schüler waren also die grossen Gewinner. Für einen Bruchteil des Preises des Schulbuches hatten Sie ein Skript das wesentlich billiger und von der Qualität her wesentlich besser war, weil auf das Programm abgeglichen.
Ab der Rentrée haben sie dann eben die schlechten Bücher und das gute Skript wird eingestellt, weil die Kosten nicht vom Staat übernommen werden. Danke Herr Meisch!
Dat ass eng pur Subventioun fir eng hallef Dose Geschäftsleit.
Schoulbicher misste gratis sinn, net nëmme fir d'Schüler, mä och fir de Staat.
Mir missten eng Kommissioun vu pensionéiertem Léierpersonal hunn, dat d'Bicher schreift, déi dann an der Staatsdréckerei gedréckt ginn.
Nach besser wär et fir elektronesch Bicher ze benotzen, déi brauche weder gedréckt nach gelagert nach an e Bicherbuttek ze kommen. Déi hunn souguer de Virdeel, dass d'Schüler hir Texter kënnen um Handy am Zuch, beim Dokter an an der Schwämm liese kënnen.
Schued, dat ass e Projet géint d'economie circulaire, well Bicher ginn eweschgeheit amplaz se un aaner Schüler weiderzeginn.
Mir brauchen eng grouss staatlech Secondhand-Internetplattform. Fir all méiglech Saachen, net nemme Bicher.
Was wenn andere Händler auf den Zug aufspringen wollen? Tankstellen, Supermärkte und Internetriesen ? Den Beruf des Buchhändlers, der als einziger Bücher und Burobedarf verkaufen darf, gibt es seit Jahrzehnten nicht mehr. Wie kann das Ministerium dies verhindern, ohne sich eine Klage einzufangen wegen ungerechtfertigter Eingriff in den Markt? Was sagt der Conseil de la Concurrence dazu?
Und was sagt die EU zu dieser sozialen Maßnahme, die wieder so gestaltet wurde, das sie möglichst nur Residents zu gute kommt?