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KunsteckeKlimapolitik, Kultur und bildende Kunst: Von Protestaktionen und Energiesparmaßnahmen

Kunstecke / Klimapolitik, Kultur und bildende Kunst: Von Protestaktionen und Energiesparmaßnahmen
Tomatensuppe für Van Gogh: Unser Kolumnist findet Aktionen wie die von Just Stop Oil recht schwachsinnig Foto: AFP

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Jüngst sind Klimaschutz und Energiesparen auch zum kulturellen Thema geworden. Einrichtungen, Künstler, Meisterwerke und selbst das interessierte Publikum sind in den Fokus von Kontroversen geraten.

Im fernen Ägypten wird derzeit über Klimapolitik geredet. In unseren Gefilden stehen ausklingende Corona-Maßnahmen, Inflation, steigende Heizkosten, Energiesparanweisungen, Sozialpakete, Krieg in und Hilfe für die Ukraine, Zinskorrektive, innere Sicherheit, aufflammende populistische und rechtsextreme Strömungen sowie die Notwendigkeit nachhaltiger Politik insgesamt auf der Tagesordnung. Fazit, an Themen fehlt es nicht. Hauptsache, es wird viel geredet, doch mancher Zeitgenosse vermisst zeitnahes, wirksames und gerechtes Handeln der Politik sowie die Verbesserung der eigenen Lebensbedingungen, dies in fast allen Ländern unseres Kontinentes.

Luxemburg ist da keine Ausnahme, es gibt Zufriedene, Besserwisser und Widersacher, sowohl in der Sache im Detail als auch vom Prinzip her. In dieses komplexe politische, gesellschaftspolitische, soziale und wirtschaftliche Spannungsfeld platzt jetzt auch noch die „Kultur“, für manche ein Fremdwort, kurzum ein Stichwort, das selbst in einer Luxemburger Erklärung zur Lage der Nation recht schwierig auszusprechen scheint. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 75. Jubiläum des Luxemburger Beitritts zur Unesco-Konvention wurde dies selbstredend bedauert, ändern kann man den „Fauxpas“ des ehemaligen Kulturministers auch im Nachhinein nicht mehr. Es scheint symptomatisch für eine Welt, die in einer beklemmenden Klimakrise steckt, sich auch dessen bewusst ist, und in der weiterhin andere Werte „heilig“ zu sein scheinen.

Künstler werden aktiv

Seit geraumer Zeit werden jedoch Kultur allgemein und bildende Kunst im Besonderen mit Klimapolitik in Verbindung gebracht. Künstler sollen sich ihrer Aufgabe bewusst sein, etwas für die Sensibilisierung für diese Problematik oder gar die aktive Bekämpfung der Klimamisere zu tun, Werke sollen Klimakiller diverser Machart und ihr Unwesen anprangern, unhaltbare Zustände bildlich/textlich darstellen, sich in Initiativen, Organisationen und Protestkundgebungen äußern. Viele Künstler tun dies auch, gehen mal diskretere, mal ungewöhnliche Wege, um sich in die auf „Zukunft“ ausgerichtete Bewegung einzureihen, sozusagen mit dem aktuellen Strom mitzuschwimmen. Das ist gut so.

Vor vielen Jahren haben renommierte Künstler, die oft in Armutsverhältnissen gelebt haben, sich mit Haut und Haaren für ihre Kunst eingesetzt, Werke, die zu Lebzeiten zwar anerkannt, aber nicht wie im Nachhinein als kommerziell interessante Waren gehandelt wurden. Heute hängen diese Zeitzeugen einer spannenden Kunst als lehrreiche Vorbilder in Museen und/oder privaten Sammlungen. Bis vor kurzem respektvoll behandelt, werden manche Meisterwerke heute mit Suppe und Brei beworfen, dies von sogenannten Klimaaktivisten, die Aufmerksamkeit für ihre Sache, für den unabdingbaren Klimaschutz erzeugen wollen oder sich als „Rächer“ für große Meister präsentieren möchten.

Schade, denn so lobenswert die Motivationen auch sein mögen, anerkannte Kunstwerke sollten als leuchtende Beispiele unserer Kulturgeschichte zwar diskutiert, aber nicht zerstört oder verunreinigt werden. Infolge der letzten Vorkommnisse in London und anderen Städten rüsten die Museen nun auf, tun ihr Möglichstes, um Exponate und Kulturschätze zu schützen. Die Folge wird wohl eine strengere Kontrolle beim Besuch von Museen sein, vielleicht werden gar Meisterwerke der Kunstgeschichte nur noch hinter „verschlossenen“ Türen zu sehen sein.

Wie sollen Museen sparen?

Stichwort Klimapolitik und Museen. Seit etwa zwei Jahren mehren sich Stimmen, die sagen, Museen und andere Kulturträger seien „schädlich“ für eine angemessene Klimaschutzpolitik. Heizung, Belüftung und aufwendige Beleuchtungssysteme dieser Einrichtungen würden die Energiekosten über Gebühr in die Höhe schnellen lassen, sodass dies kontraproduktiv für eine gut gemeinte und dringend erforderliche Klimapolitik auch in den wirtschaftlich hoch entwickelten Ländern sei.

Hierzulande haben bereits die von oben herab gewünschten Sparmaßnahmen zu freiwilligen Einschränkungen im Energieverbrauch der öffentlichen Kulturhäuser geführt, wobei bestimmte Kulturevents populärer Art nicht unbedingt immer von ähnlich strengen Reduktionen beim Stromverbrauch beeinträchtigt werden. Wer in Zukunft eine kulturelle Veranstaltung organisiert, muss also auf der Hut sein und bald wohl den passenden Energiepass zum Angebot mitliefern.

In Frankreich ist darüber hinaus eine andere anklagende Variante aufgetaucht. Unter dem Motto „warum in die Ferne schweifen …“, wo doch auch kulturell bedingte Mobilität umweltschädigende Spuren hinterlässt, soll nun auf „unnötige“ Reisen sowohl für Werke und Künstler als auch aufwendige Programme verzichtet werden. Zuschauer/Besucher sollen mit lokal-regionalen Angeboten angelockt werden. Kulturinteressierte wären demnach zu „Umweltsündern“ geworden, heißt es.

Weite Reisen zu einem Konzert, einem Theaterbesuch oder einer Ausstellung könnten unter derartigen Voraussetzungen gar „verbannt“ werden. Internationale Kunstmessen, große Festivals könnten auf dem Altar des Klimaschutzes geopfert werden. Wer dann nicht mit dem lokalen oder regionalen Angebot zufrieden ist, müsste eben in die „Röhre schauen“ (auch diese wird mit Strom betrieben). Im Kulturland Frankreich ist man sich bewusst, dass etwas gegen diese Risiken getan werden muss, will man nicht Gefahr laufen, eines Tages Opfer eines echten und totalen kulturellen „Blackouts“ zu werden.

Es wäre nicht nur jammerschade, es würde den Menschen ihr so lebenswürdiges „Kulturgut“ entziehen, dies zu einem Moment, wo die Unesco In Mexico vor kurzem die Kultur als kostbares „Allgemeingut“ bezeichnet und beschworen hat. Ob sich erwähnte „Sparkonzepte“ auch auf die Luxembourg Art Week, den Salon du CAL, den Walfer Bichermaart oder die international angelegte Expogast bereits ausgewirkt haben, werden wir in den nächsten Tagen erleben.