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EditorialKleinunternehmen entlang der Trambahn kämpfen ums Überleben

Editorial / Kleinunternehmen entlang der Trambahn kämpfen ums Überleben
 Foto: Feller Tania/Editpress

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Betrachtet man die täglichen Benutzerzahlen (mittlerweile sollen es 30.000 Fahrgäste sein), so ist die Tram zweifellos eine Erfolgsgeschichte und wahrscheinlich wird sie langfristig für Entlastung im innerstädtischen Verkehr sorgen. Aus der Perspektive der Anrainer der Baustelle, vor allem der Kleinunternehmer, ist es eine ganz andere Geschichte. „Wir verstehen, dass die Arbeiten notwendig sind“, sagt ein Geschäftsinhaber dem Tageblatt gegenüber, „und wir waren auch auf Verluste eingestellt, aber nicht in dieser Höhe.“ In diesem bestimmten Fall geht es dem Inhaber zufolge um einen Umsatzverlust von rund 50 Prozent. Die Entschädigungsprozedur von Luxtram sei langwierig und nicht billig. Denn um einen Schadenersatz anzufordern, verlangt Luxtram Bilanzen. Allerdings koste eine Zwischenbilanz zwischen 1.500 und 2.000 Euro. Ohne Garantie, dass es eine Entschädigung gibt.

Dass sich Politiker mit Phrasen wie „ja, es ist eine harte Zeit für die Geschäftswelt“ aus der Verantwortung stehlen, mutet wie purer Zynismus an. Die betroffenen Menschen brauchen Hilfe. Waren bis dato nur Autofahrer von Staus in der Innenstadt genervt, geht es für einige Menschen nun um alles. Der Erste Schöffe der Stadt Luxemburg, Serge Wilmes, verlangte in einem Online-Post, dass der Staat den Geschäftsleuten helfe. So leicht kann die Stadtverwaltung es sich allerdings nicht machen. Sie ist nicht irgendein Betrieb, der Dienstleistungen verkauft. Sie steht im Dienste aller Bürger und soll, wenn es Probleme im öffentlichen Raum gibt, versuchen, zu helfen. Der Dienst am Bürger, vor allem wenn es ums Überleben geht, sollte eigentlich die Daseinsberechtigung einer jeden Verwaltung sein, vorausgesetzt, die Betroffenen sind nicht selber schuld, was in Sachen Tram-Bau ja auch nicht der Fall ist. Dass die Stadtverwaltung verlangt, der Staat solle helfen, ist zwar an sich richtig, ist der Staat doch einer der Teilhaber der Tram-Gesellschaft – aber das ist die Stadt Luxemburg auch.

Wenn alles getan zu werden scheint, damit sich internationale Unternehmen wohl bei uns fühlen, ist es sonderbar, dass die Stadt tatenlos zusieht, wenn einige Geschäfte riskieren, vor die Hunde zu gehen. Eine Stunde freies Parken in zwei Parkhäusern ist ein netter „geste commercial“, wie Geschäftsleute zu sagen pflegen, aber mehr auch nicht. Niemand kommt speziell zum Einkaufen in die Stadt, weil er ein paar Euro beim Parken sparen kann. Etwas hilflos erscheint der Vorschlag, den am Montag Schöffe Patrick Goldschmidt im Gemeinderat machte: Die Geschäftsinhaber sollten sich mit den Vermietern hinsichtlich der Miete einigen. Das wäre schön und hilfreich, ist aber doch ziemlich unrealistisch. Warum sollen die jetzt die Kastanien aus dem Feuer holen?

Die Sache ist klar: Bei einigen Geschäftsleuten geht die pure Existenzangst um. Der oben erwähnte Geschäftsmann brachte es auf den Punkt: „Gut, dass Luxtram Entschädigungen vorsieht, doch wir brauchen die Hilfen jetzt, denn in ein paar Monaten sind wir vielleicht nicht mehr da.“