GemeinderatssitzungKayl-Tetingen: Das kostbare Nass wird noch kostbarer

Gemeinderatssitzung / Kayl-Tetingen: Das kostbare Nass wird noch kostbarer
Der Wasserpreis wird ab nächstem Jahr signifikant erhöht Foto: Lucien Montebrusco

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Die Einwohner von Kayl-Tetingen erwartet zu Jahresbeginn eine kräftige Preiserhöhung beim Wasser. Die neuen Berechnungen folgen streng dem Verursacherprinzip. Haushalte, Bauernhöfe, Betriebe, Cafés und Restaurants müssen die integralen Kosten für Beschaffung und Klärung des Wassers schultern. Zur Entlastung einkommensschwacher Haushalte beschloss der Gemeinderat am Dienstag eine Erhöhung der Teuerungszulage.

Die schlechte Nachricht hatte man sich für das Ende der zweiten Gemeinderatssitzung an diesem Tag aufgehoben. Als „letzten und schlimmsten Punkt“ hatte zuvor Bürgermeister John Lorent (LSAP) die anstehende Entscheidung bezeichnet. Und sie hat es tatsächlich in sich. Seit zehn Jahren war der Wasserpreis in der Gemeinde nicht mehr angepasst worden. Nun müssen sich die Haushalte auf eine spürbare Erhöhung  gefasst machen. Laut Berechnung der technischen Dienste, die sich dabei auf die Vorgaben des staatlichen Wasserwirtschaftsamtes stützen, würde sich die jährliche Wasserrechnung für einen Vier-Personen-Haushalt bei einem Verbrauch von 200 Kubikmeter um 47 Prozent erhöhen. Ein Single-Haushalt würde für 50 Kubikmeter rund 44 Prozent mehr zahlen. Saftige Erhöhungen erwarten auch die Bauernhöfe. Sie werden je nach Ausstattung und Produktionsanlagen zwischen 38 und 50 Prozent draufzahlen.

Der Wasserpreis für den Endkonsumenten setzt sich zusammen aus fixen Abgaben für Anschluss und Abwasserentsorgung und den Kosten für die jeweils verbrauchte und entsorgte Wassermenge. So steigen beispielsweise für die Privathaushalte die fixen Kosten für den Anschluss von derzeit 5,79 Euro im Monat auf 9,87 Euro. Der Preis für einen Kubikmeter Wasser wird ab dem 1.1.2022 dann 3,193 statt bisher 2,06 Euro betragen. Die monatlichen Fixkosten für das Abwasser fallen hingegen von derzeit 4,69 auf 1,75 Euro, während die Kosten für Abwasser von 1,900 auf 2,700 Euro zunehmen.

Sämtliche Kosten müssen von den Endkonsumenten getragen werden. Das geht vom Kauf des Wassers beim Wassersyndikat über den Unterhalt des Versorgungsnetzes und der Kanalisation bis hin zum Bau und Betrieb der Kläranlage. Zwar gelten für die Haushalte, Agrarbetriebe, Industriebetriebe und Horeca unterschiedliche Preise, doch die Gesamtsumme muss stimmen.

Die Anpassung des Wasserpreises sei unausweichlich, hieß es am Dienstag während der Gemeinderatssitzung in der „Schungfabrik“. Man sei von Gesetzes wegen dazu verpflichtet, betonte Bürgermeister Lorent mehrmals. Gemeinden, die sich nicht an das Verursacherprinzip, wonach jeder für die von ihm verursachte Kosten aufkommen muss, halten, würden von staatlichen Subventionen etwa beim Ausbau des Versorgungsnetzes und der Kläranlagen ausgeschlossen. Und in der Kläranlage in Bettemburg, die vom interkommunalen Syndikat Step betrieben wird, stehe der Bau einer vierten Stufe an, erinnerte Schöffin Viviane Petry („déi gréng“).

Auch die Oppositionsparteien CSV und DP zeigten wenig Begeisterung für die angekündigten Preiserhöhungen, die jedoch mit großer Mehrheit beschlossen wurden. Allein die DP-Vertreter enthielten sich. Eigentlich sei eine politische Diskussion überflüssig, sagte DP-Rat Romain Becker. Man habe es hier mit einem technischen Dossier, einer technischen Diskussion zu tun. Das Zahlenmaterial war zuvor vom Chef der technischen Dienste der Kommune, Laurent Pelt, ausführlich dargelegt worden. Besser wären allmähliche, jährliche Anpassungen gewesen, so Becker. Probleme werde es für einkommensschwache Haushalte geben. Eine Ansicht, der sich auch CSV-Fraktionssprecher Jean Weiler anschloss. In dieser Frage höre die kommunale Autonomie auf, so Weiler. Gut, dass die Teuerungszulage erhöht werde. Tatsächlich hatte der Gemeinderat sich zuvor einstimmig dafür ausgesprochen. So hat ein Ein-Personenhaushalt in Zukunft Anrecht auf eine kommunale Zulage von 726 Euro im Jahr (bisher 340 Euro). Ein Haushalt von fünf Personen wird 1.452 Euro (660 Euro bisher) bekommen. 262 Personen bezogen im letzten Jahr diese Unterstützung.

Nahezu diskussionslos wurde am Dienstagnachmittag die Schulorganisation für 2021/2022 verabschiedet. Schöffin Petry hatte die Eckdaten dazu vorgelegt. 921 Kinder werden in den drei Wohnviertelschulen Faubourg, Widdem und Nuel lernen.

Vier Projekte für Esch2022

Schwerpunkt der Vormittagssitzung waren die Konventionen der Gemeinde mit der asbl Esch2022. Vier Projekte der Gemeinde wurden für die europäische Kulturhauptstadt ausgewählt. Sie werden mit rund 476.000 Euro von Esch2022 kofinanziert. Zwar stimmte der Gemeinderat einen Kredit in Höhe von 990.000 Euro für die Teilnahme am Kulturjahr, doch unterm Strich dürfte Esch2022 die Gemeindekasse mit lediglich einer knappen halben Million Euro belasten.

Bestandteil des Projekts „Den neie Mineur“ sind eine von Marc Angel erstellte Graphic Novel (BD) zum Leben und Wirken von Jean Schortgen, ein Musical, das beim Bergarbeiterdenkmal aufgeführt wird, und ein Theaterstück mit jungen Schauspielern in der „Schungfabrik“. „Landscapes“ ist ein Kollektivprojekt, das Musik, Tanz, Foto und Skulpturen vereint und zwischen Kayl und Rümelingen ausgerichtet wird. Ausstellungen und Konferenzen im „Musée vun der Aarbecht“ (MUAR) in der „Schungfabrik“ werden Leben und Wirken der Bergarbeiter und Abgeordneten Léon Weirich, Jean-Pierre Bausch und Jean Schortgen thematisieren, aber auch die Arbeitsbedingungen von vielen Menschen im 21. Jahrhundert beleuchten, die sich nur unwesentlich von den damaligen unterscheiden. „Vocalband“ bildet das vierte, von Esch2022 kofinanzierte Projekt – ein intergenerationeller Chor, an dem die Jugendhäuser von Rümelingen und Kayl-Tetingen beteiligt sind. Die Konventionen mit Esch2022 wurden einstimmig angenommen.

Vom gesamten Gemeinderat getragen wurde ebenfalls die Abmachung mit Pro Solve Consulting, die bei Nachbarschaftsstreitigkeiten in der Gemeinde schlichten soll. Der geänderten Konvention mit Valorlux zufolge können die Einwohner von Kayl-Tetingen ab 1. Juli auch Plastikfolien, -tüten, -becher und -töpfe in die Blaue Tüte werfen. Ausgeschlossen bleiben weiterhin schwarzer Plastik und Plastikerzeugnisse, die in die „Superdreckskëscht“ gehören.