Headlines

KulturJunge Talente: Das „Orchestre national des jeunes du Luxembourg“ und sein Programm

Kultur / Junge Talente: Das „Orchestre national des jeunes du Luxembourg“ und sein Programm
Ein neues Aushängeschild der Luxemburger Kulturszene: das „Orchestre national des jeunes du Luxembourg“ Foto: Alfonso Salguiero

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Junge Musiker:Innen aus Luxemburg vereinen, sie fördern und ihnen den Kontakt zu erfahrenen, professionellen Solist:Innen ermöglichen – darin sieht das „Orchestre national des jeunes du Luxembourg“ (ONJ) seine Aufgaben. Doch wie will das fünfköpfige Team, das hinter dem Jugendorchester steckt, diese erfüllen? Das Tageblatt hat sich mit Pit Brosius, dem Dirigenten und künstlerischen Leiter des Orchesters, und mit der Violinistin und Projektmanagerin Anne-Catherine Feltgen über die Entstehung des ONJ und dessen aktuellen Projekte und Ziele unterhalten.

Das ONJ, das vor ca. zwei Jahren aus dem 2014 gegründeten SOL (Summer Orchestra Luxembourg) heraus entstanden ist, entpuppt sich als das erste hiesige nationale Jugendorchester. „Die Idee, ein nationales Jugendorchester zu gründen, das SOL umzustrukturieren und zu professionalisieren, schwirrte schon länger in unseren Köpfen herum. Den ersten Lockdown nutzten wir dann, um unsere bereits gesammelten Ideen und Vorstellungen weiter zu konkretisieren“, so Brosius und Feltgen, die selbst seit Beginn an mit dabei sind.

Laut der Projektmanagerin wird das ONJ nicht nur zu einem Ort, an dem sich passionierte, junge Talente zusammentun und nachhaltig gefördert werden, sondern das Jugendorchester verleiht dem Land – auch nach außen hin – ein neues und engagiertes Image. Dabei versammelt das ONJ sowohl nationale als auch internationale Musiker:Innen jüngeren Alters und versucht, diese anhand unterschiedlicher Projekte mit Expert:Innen aus dem In- und Ausland zu verknüpfen.

Austausch, Diversität und Professionalisierung

„Eigentlich sind unsere Ziele grenzenlos, man will immer wieder Neues erreichen“, lacht Brosius. Dennoch geht es dem selbst noch jungen Team des ONJ in erster Linie darum, den Musizierenden den Austausch zwischen unterschiedlichen musikalischen Niveaus und professionellen Musiker:Innen zu ermöglichen und auf diese Art auch deren Horizont zu erweitern. Demnach können sich für jedes Projekt stets neue Musiker:Innen (bis zum Alter von 30 Jahren) bewerben. „Auch wenn wir offen für jeden sind, sollten die Kandidat:Innen trotzdem ein bestimmtes Wissen und Können mitbringen“, sagt der Dirigent. „Deswegen verlangen wir für die Bewerbung auch ein Video.“

Das ONJ versucht, pro Saison zwei bis drei sehr facettenreiche Projekte zu realisieren und mit bekannten und erfahrenen Solist:Innen zusammenzuarbeiten. Für das aktuell laufende Projekt hat das Team sich beispielsweise mit Joseph Moog in Verbindung gesetzt, sodass der deutsche Pianist und Komponist am Sonntag zusammen mit dem ONJ, unter der Leitung von Pit Brosius, ein Konzert im Merscher Kulturhaus spielte, bei dem unter anderem Schumanns „Concerto pour piano en la mineur, op. 54“ auf dem Programm stand.

Im Rahmen dieses Konzerts wurden auch Workshops und Diskussionsrunden organisiert, die den jungen Musiker:Innen für ihren weiteren musikalischen Werdegang von Nutzen sein sollen. „Damit die Beteiligten auch einen Mehrwert aus dem Orchester ziehen können, versuchen wir, uns musikalisch nicht auf eine bestimmte Epoche, Nationalität oder einen Stil zu konzentrieren. Vielmehr wollen wir in unserem Programm eine Balance zwischen unbekannteren Werken und dem großen, bedeutenden Repertoire finden“, erklärt Brosius.

Künftige Projekte und neue Challenges

In diesem Sinne traut sich das ONJ im Sommer auch das erste Mal an eine Oper heran – eine Koproduktion mit dem Merscher Kulturhaus. „Eine Oper zu spielen ist nicht nur ein persönlicher Wunsch von mir“, erzählt der Dirigent, „sondern stellt uns als Jugendorchester auch vor neue und spannende Herausforderungen.“ Auf dem Programm steht das ungarische Werk „Herzog Blaubarts Burg“ – ein sehr dramatisches Werk mit psychologischem Tiefgang. Den Musiker:Innen stehen damit im Juli zwei intensive Projektwochen, in denen wieder Workshops mit nationalen und internationalen Profis organisiert werden, bevor.

Mit ihren vielfältigen Projekten spricht das ONJ ebenfalls ein sehr diverses und generationsübergreifendes Publikum an. „Natürlich wollen wir klassische Musik auch einem jüngeren Publikum zugänglicher machen. Deswegen haben wir vor einigen Jahren, als wir noch als SOL aktiv waren, zum Beispiel ein Projekt lanciert, bei dem wir auf der Bühne erklärt haben, wie ein Orchester eigentlich funktioniert“, erzählt Feltgen. Ähnliche Konzepte können sich Pit Brosius und Anne-Cathrine Feltgen auch in Zukunft mit dem ONJ vorstellen. Doch jetzt gilt es, sich erst mal auf das laufende Programm zu konzentrieren, während nebenher bereits fleißig die nächste Saison vorbereitet wird.

Das ONJ ist nicht nur ein Ort, an dem sich passionierte, junge Talente zusammentun und nachhaltig gefördert werden
Das ONJ ist nicht nur ein Ort, an dem sich passionierte, junge Talente zusammentun und nachhaltig gefördert werden Foto: Max Mauser