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JPEE 2023 „JPEE müssen einen gewissen Stellenwert behalten“ – Missionschef Alwin de Prins im Gespräch

JPEE 2023  / „JPEE müssen einen gewissen Stellenwert behalten“ – Missionschef Alwin de Prins im Gespräch
Zum vierten Mal wird Alwin de Prins in Malta die luxemburgische Delegation bei den Spielen der kleinen Staaten als Missionschef anführen Foto: COSL/Noël Vo

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Zum vierten Mal ist der ehemalige Schwimmer Alwin de Prins als „Chef de mission“ bei den JPEE dabei. Mit dem Tageblatt sprach der 44-Jährige über die besonderen Herausforderungen der diesjährigen Auflage in Malta, den Stellenwert der Spiele in Luxemburg und Zukunftssorgen. 

Tageblatt: Malta werden Ihre vierten Spiele als Missionschef sein, kann man da inzwischen von Routine reden?

Alwin de Prins: Routine kann man in dieser Hinsicht nur zum Teil haben, weil es immer auch anders ist. Wo man jedoch Routine entwickeln kann, ist, sich nicht verrückt machen zu lassen. Es gibt einfach zu viele Faktoren, bei denen man von anderen Leuten abhängig ist. Ein Kollege, der solche Sachen auch schon häufiger gemacht hat, meinte noch zu mir, dass man einfach akzeptieren muss, dass man als Missionschef zum Teil einfach nur Chaosverwaltung macht. (lacht) Man weiß, dass vor Ort einzelne Sachen noch nicht geregelt sein werden, vielleicht auch problematisch sind und man einfach dann die richtigen Lösungen finden muss. 

War dieses Mal die größte Herausforderung, dass man einfach so wenig Informationen aus Malta erhalten hat?

Davon abgesehen, dass es bei verschiedenen Themen einfach schwer war, ist es so, dass es Malta finanziell derzeit nicht so gut geht. Deshalb haben sie ein relativ kleines Organisationskomitee, das finanziell sehr eingeschränkt ist. So gibt es auch keinen Spielraum. Einige Dossiers haben sehr viel Verspätung und jetzt zum Schluss, wo sie drin sind und versuchen, so schnell wie möglich zu antworten, stoßen sie selbst an gewisse Grenzen.

Mit den Zimmern werden wir so beispielsweise ziemlich begrenzt sein. Das ist kein schlechter Wille, sondern das Hotel gibt irgendwann einfach nichts anderes mehr her und sie sind finanziell nicht so aufgestellt, dass sie noch andere hinzunehmen können. Jedes Land hat für seine komplette Delegation nur ein Einzelzimmer bekommen. Alle anderen müssen sich Zwei-, Drei- oder Vierbettzimmer teilen, das ist höchst ungewöhnlich und führt dazu, dass man auch verschiedene Sportarten mischen muss. Zum Schluss ist das immer eine der zeitaufwändigsten und stressigsten Sachen, es klingt zwar ganz einfach, ist aber ein extrem kompliziertes Puzzlespiel.

Sportlich gesehen wurde viel darüber geredet, dass etwa die Schwimmwettbewerbe nicht beim Weltverband angemeldet wurden, womit Zeiten bei den JPEE auch nicht für eine WM-Qualifikation gelten. Wie sehen Sie diese Problematik?

Zum Schluss war sie etwas weniger akut, da unsere Schwimmer entschieden haben, doch teilzunehmen. Sportlich gesehen ist es aber eine sehr negative Entwicklung. Wenn die Wettkämpfe bei den JPEE nicht als Qualifikationswettbewerbe angemeldet werden, drückt man das Niveau mittel- und langfristig einfach runter. Die besten Athleten, aus allen Ländern, werden seltener bei den JPEE antreten, wenn ihre Leistungen nicht für den Rest der Saison oder eine Qualifikation zählen. Auch wenn es dieses Mal vielleicht noch zu managen ist, ist es etwas, das man in Zukunft wieder unbedingt ändern muss. Damit man dafür sorgt, dass diese Spiele einen gewissen sportlichen Stellenwert behalten werden. Deswegen darf das hier keine Schule machen. Auch wenn es nur „kleine Spiele“ sind, haben wir in diesen Staaten immer mehr gute Sportler, die sich auf höchstem Niveau bewegen. 

Trotz allem sind die Schwimmer nun doch dabei und auch in der Leichtathletik nehmen die meisten Spitzenathleten in Malta teil. Ist das ein Zeichen dafür, dass die JPPE in Luxemburg noch immer ihren Stellenwert haben?

Es zeigt vor allem, dass die meisten Sportler das hier auch gerne machen. Für sie sind die JPEE immer noch ein Erlebnis. Es ist schön, Teil einer Mannschaft zu sein, das ganze „Team Lëtzebuerg“ zu spüren. Gleichzeitig haben sie auch eine wichtige Rolle vor Ort, nämlich als Vorbild und Zugpferd für all die anderen. Vor allem die jungen Athleten lernen von solchen Sportlern. Ich glaube, sie haben eine viel wichtigere Rolle, als ihnen bewusst ist. Die Spiele sind auch wichtig für die Trainingspartner, auch das unterstreiche ich immer wieder. Wir haben sehr viele Sportler, die sich nicht in der absoluten Spitze befinden, aber trotzdem gut in ihrem Sport sind. Auch sie arbeiten hart und in vielen Fällen sind sie die Trainingspartner der Topathleten. Gerade für sie sind die JPEE ein enorm wichtiger Wettbewerb.

Wenn man sieht, dass Island in diesem Jahr aus finanziellen Gründen etwa keine Basketballmannschaften nach Malta schickt, fängt man da an, sich Sorgen um die Zukunft der JPEE zu machen?

Ja und nein. Es ist etwas, das schon sehr viel diskutiert wird. Ich denke, dass man sich grundsätzlich Gedanken machen muss über den Weg, den solche Spiele einschlagen werden. Wie sie in fünf, zehn oder 15 Jahren aussehen werden. Man sieht im Moment tatsächlich eine gewisse Problematik bei einzelnen Verbänden, so viele Sportler zu den JPEE zu schicken. Das ist eine Diskussion, die in der Generalversammlung der JPEE geführt werden muss. Man sieht vielleicht eine gewisse Tendenz, die Kollektivsportarten in einer kleineren Art und Weise fortzuführen, um sie nicht ganz aus dem Programm nehmen zu müssen. Ich denke da an Siebener-Rugby oder auch 3×3-Basketball.

Es kann sein, ich möchte da aber nicht vorgreifen, dass es bei den Ländern eine gewisse Präferenz gibt, nicht jedes Mal mehr mit den gesamten Mannschaften, sondern mit kleineren Teams anzutreten. Grundsätzlich haben wir als Luxemburg es immer wichtig gefunden, auch bei den Kollektivsportarten dabei zu sein. Ich hätte eigentlich lieber, wenn wir weiterhin jedes Mal ein Turnier mit den ganz großen Mannschaften spielen werden. Man muss halt nur sehen, wie realistisch das ist.

Luxemburg hat 2017 und 2019 im Ausland den Medaillenspiegel gewonnen. Bleibt das auch das Ziel für Malta?

Für uns als COSL ist es so, dass unsere besten Sportler wie Bob Bertemes oder Charel Grethen die JPEE nicht als Priorität haben sollen. Sie sollen das hier mitnehmen, wie es in ihr normales Programm passt, doch die JPEE sollen nicht der Saisonhöhepunkt sein. Die Spiele sind da, um vor allem auch den jungen Athleten die Möglichkeit zu geben, in diese Multisport-Events reinzukommen, sich ein Beispiel an den sehr guten Sportlern zu nehmen.

Wenn man immer nur sagt, man möchte den ersten Platz im Medaillenspiegel holen, tut man das, was man nicht tun soll: Medaillen miteinander vergleichen. Das Niveau in den Sportarten ist extrem unterschiedlich. Es gibt Bronzemedaillen, bei denen man Leistungen bringt, die locker für den Eiltekader reichen. Dann gibt es Goldmedaillen, die für dieses Niveau nicht reichen. Wenn ein Veranstalter unsere Kernsportarten auswählt, ist es für uns einfach, dieses Mal gibt es welche, die nicht zu unseren Kernsportarten gehören, wie zum Beispiel Segeln. Wir sind ambitioniert wie immer, wenn wir den Medaillenspiegel gewinnen, ist es schön, was wir mit viel Genugtuung zur Kenntnis nehmen würden. Da wir aber einen Generationenwechsel im Schwimmen haben, Sportarten auf dem Programm stehen, die nicht unsere Kernsportarten sind und Zypern dieses Mal eine wesentlich größere Delegation schicken soll, wird es kein Selbstläufer. Man sollte nicht davon ausgehen, dass Luxemburg in seiner Sportentwicklung inzwischen so weit ist, dass es deutlich besser als Zypern ist. 


Malta: Ein besonderes Pflaster für Alwin de Prins

Alwin de Prins 1993 mit gerade einmal 14 Jahren bei seinen ersten JPEE in Malta
Alwin de Prins 1993 mit gerade einmal 14 Jahren bei seinen ersten JPEE in Malta Foto: Tageblatt-Archiv

Alwin de Prins und die Spiele der kleinen Staaten in Malta, das ist eine ganz besondere Geschichte. 1993 bestritt der heutige Missionschef seine ersten JPEE, mit gerade einmal 14 Jahren. Damals war er der jüngste luxemburgische Athlet, der die Reise auf die Mittelmeerinsel mit angetreten hatte. „Ich hatte mich im Vorfeld verletzt, es war mein erster internationaler Wettbewerb und das Resultat war katastrophal. Meine Zeiten waren indiskutabel und ich habe auf jeden Fall meinen Teil zum schlechten Gesamtergebnis der Luxemburger Delegation beigetragen.“ Von diesen Ergebnissen hat er sich jedoch nicht unterkriegen lassen, sondern sie haben ihn motiviert, öfter, härter und professioneller zu trainieren, wie De Prins betont. Bis 2003 hatte er negative Erinnerungen an Malta. Zehn Jahre später bekam der heute 44-Jährige dann aber noch einmal die Chance, im gleichen Becken bei den JPEE anzutreten und machte die Vorstellung von 1993 auf einen Schlag vergessen. „Ich konnte nicht nur Gold gewinnen, sondern mich an gleicher Stelle für die Olympischen Spiele in Athen qualifizieren.“

Auf einmal hatte Malta für Alwin de Prins in seiner persönlichen JPEE-Geschichte einen komplett anderen Stellenwert. Dabei hätte die blamable Serie durchaus ausgebaut werden können, wie er sich weiter erinnert: „Fast hätte ich mich nicht einmal fürs Finale qualifiziert.“ Denn taktische Spielereien im Vorfeld gingen fast daneben: „Wir waren neun Schwimmer, mussten uns für ein Finale mit acht Leuten qualifizieren. Die zwei Letzten waren außergewöhnlich langsam. Ich wollte es unbedingt vermeiden, im Finale direkt auf der Bahn neben dem Isländer zu schwimmen. Er ist die Rennen immer langsam angegangen, hat dann versucht, sich festzubeißen, um am Schluss vorbeizuziehen. Am Vormittag wollte ich daher so langsam wie möglich schwimmen, um im Finale dann auf einer Außenbahn antreten zu können.“ So ist Alwin de Prins in seinem Vorlauf ausgeschwommen und war dabei so langsam – 15 Sekunden unter seiner Bestzeit –, dass er zum Schluss nur wenige Hundertstel vor dem Neunten landete. Noch einmal so gerade eben Glück gehabt.

Dieses Mal, noch einmal 20 Jahre später, ist Alwin de Prins als Missionschef des COSL in Malta dabei und da werden auch Erinnerungen wach: „Vor ein paar Wochen war ich für die Vorbereitung der JPEE 2023 in Malta und habe tatsächlich ein Privatfoto vom Startblock der Bahn acht gemacht.“ Die Außenbahn, auf der er 2003 seine Olympia-Qualifikation schaffte.

2003 qualifizierte sich Alwin de Prins bei den JPEE  in Malta für die Olympischen Spiele in Athen
2003 qualifizierte sich Alwin de Prins bei den JPEE  in Malta für die Olympischen Spiele in Athen Foto: Tageblatt-Archiv

Beginn am Montag

Bereits vor der Eröffnungsfeier am Montagabend, die um 20.45 Uhr nicht im Nationalstadion, sondern in den „Floriana Granaries“ stattfinden wird, sind die ersten Sportler gefordert. Denn im Basketball, Tennis und Squash stehen bereits die ersten Begegnungen auf dem Programm.